Systemfehler – Wenn Inge tanzt, D 2013 • 100 Min • Regie: Wolfgang Groos • Mit: Paula Kalenberg, Tim Oliver Schultz, Peter Kraus, Constantin von Jascheroff, Tino Mewes, Thando Walbaum, Jürgen Tarrach • FSK: ab 6 Jahren • Kinostart: 11.07.2013 • Deutsche Website
Handlung
Für die Schülerband "Systemfehler" läuft es richtig gut. Mit der Single "Wenn Inge tanzt", in der es um eine namensgebende Öko-Mitschülerin (Paula Kalenberg) geht, haben sie es sogar ins Radio geschafft und stehen nun kurz vor einem weiteren Meilenstein ihrer Musikgeschichte: Sie sollen für MADSEN als Vorband auftreten. Doch bei einem wichtigen Auftritt verletzt sich der Gitarrist Joscha (Constantin von Jascheroff) dank einer gewagten Show-Einlage an seiner Hand und fällt vorerst aus. Die einzige Rettung sieht Frontmann Max (Tim Oliver Schultz) in Inge selbst, die leider die einzig fähige Gitarristin weit und breit ist. Sie will der Band jedoch nur unter einer Bedingung helfen: Der Song "Wenn Inge tanzt" soll nicht gespielt werden. Max muss sich also entscheiden, ob er Inge, die er immer besser kennenlernt, den Gefallen tut oder ob er für seinen Erfolg keine Rücksicht auf die Gefühle der Ersatzgitarristin nimmt.
Kritik

Aber eins nach dem anderen. Die Story des Films ist im Ganzen nichts Neues, bietet aber bei genauerem Hinsehen einige Details, die in einer deutschen Produktion frisch wirken und den Film beleben. Damit der Zuschauer glaubt, dass die fiktive Band Systemfehler wirklich Erfolg haben kann und kurz vor dem Durchbruch steht, müssen (mindestens) zwei Dinge gegeben sein: Die Schauspieler müssen als Mitglieder einer Band glaubwürdig sein und die Songs müssen beim Hören nicht nur ins Ohr gehen, sondern auch dort bleiben.

Einige Schritte in der gesamten Story sind leider etwas schnell abgehandelt. Anscheinend konnte Max nur Gefühle für Inge entwickeln, nachdem sie ihre Haare offen trägt und eine dünne Jacke abgelegt hat. Dafür, dass er die ganze Zeit vor dem Film nicht großartig von ihr angetan ist, wirkt dieser Sprung etwas zu sehr inszeniert, ist jedoch für die weitere Story- und Charakter-Entwicklung unabdingbar.

In weiteren Nebenrollen sind Matthias Koeberlin als Musikmanager Dan Biermann, der stets den Erfolg im Blick hat und ein wenig hektisch wirkt, und Peter Kraus in der Rolle des Schlagerstars Herb König, der eine absurde Liebe zu seinem Ableben entwickelt hat und sowohl für Max als auch für Inge als Mentor fungiert. Beide spielen ihre Rollen sehr gut und gehen in ihren Charakteren voll auf. Natürlich sind sie sehr klischeebehaftet, aber das ist gerade bei diesen Figuren kein negativer Punkt.
So sehr die Glaubwürdigkeit der Bandmitglieder und deren Freundschaft während des Films gegeben ist, so gibt es auch ein paar Punkte, die nicht in dieses Bild passen. Nach all den Streitereien zwischen Max und Joscha ist es doch schon sehr verwunderlich, dass die beiden noch irgendwas miteinander zu tun haben wollen. Und wenn alle so gut befreundet sind, warum kennt Lukas nicht den Grund für Fabios Sozialstunden? Die Szene, in der das zur Sprache kommt, wirkt arg konstruiert und dient nur einem weiteren Lacher, der zu diesem Zeitpunkt allerdings etwas fehl am Platz ist.
Der größte Kritikpunkt ist allerdings der freie und liberale Umgang mit dem Thema Drogen. Anfangs könnte man noch meinen, Frontmann Max will eine Bandpolitik etablieren, die bewusstseinserweiternde Substanzen verbietet. Dieser Ansatz wird wenige Minuten später wieder zunichte gemacht, damit Drummer Lukas doch etwas freier sein kann und kein Lampenfieber mehr hat. Fabio scheint sowieso andauernd auf irgendeinem Trip zu sein. Da erscheint es fast schon harmlos, dass Max sich bei jeder Gelegenheit lässig eine Zigarette in den Mund schnippt. Bei einer Altersfreigabe von 6 Jahren ist diese Darstellung des Umgangs mit Drogen schon sehr fragwürdig.
Die Songs und der gesamte Soundtrack passt perfekt zum gesamten Film. Die Lieder von Systemfehler könnten wirklich im Radio laufen und sind am ehesten zu vergleichen mit der deutschen Band KraftKlub. Besonders der Titelsong "Wenn Inge tanzt" ist ein richtiger Ohrwurm und man würde ihn gerne öfter hören. In der letzten Performance des Films ist es allerdings leider sehr unglaubwürdig, dass ein Songtext ganz plötzlich ohne vorherige Absprachen geändert wird und einige Parts auf einmal anders gespielt werden.
Fazit
"Systemfehler – Wenn Inge tanzt" wird vermutlich nicht auf ewig im Gedächtnis bleiben, sondern bietet eher kurzweilige Unterhaltung für einen Abend. Ist man erstmal mit den Charakteren warm geworden, so bietet die eigenwillige Band und ihre Geschichte jede Menge Spaß. Der Film wird von seiner Musik getragen, so dass man sich im Nachhinein eher an die Songs erinnert als an die Geschichte selbst. Trotz allem ist Systemfehler kein schlechter Film, sondern bietet mit seiner guten Besetzung, die bis in die Nebenrollen reicht, viele lustige Schauwerte.


Unterhaltsam, flott, keine Längen, körperlich und im Schauspiel attraktive Schauspieler mit glaubhaften Konflikten. Dazu die nette Musik.. Aber dazu hat meine Liebste (die deutlich mehr Geschmack in Musikfragen hat als ich) hat dazu eine abweichende Meinung: Sie findet die Musik „nachgemacht“: jedes Stück könne man auf ein Vorbild zurückführen – sie habe den Eindruck gehabt, Zerlett habe nacheinander „Grunge wie Nirvana“, „Pop wie Kraftclub“ und „Punk wie die Sex Pistols“ abmischen wollen. Sie könnte damit Recht haben… aber mir gefallen „Jaded Sun“ und „Alles ist Scheiße" einfach so gut.
Mehr zum Film unter: http://friendly101.blogspot.de/2014/11/wenn-inge-tanzt.html