Run All Night, USA 2015 • 114 Min. • Regie: Jaume Collet-Serra • Drehbuch: Brad Ingelsby • Mit: Liam Neeson, Ed Harris, Joel Kinnaman, Boyd Holbrook, Vincent D’Onofrio, Common, Génesis Rodriguez • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 16.04.2014 • Deutsche Website


Die Charaktere sind im viel zu rasanten Plot zu dünn porträtiert und unzugänglich. Vor allem Liam Neeson weiß nie so richtig wohin mit sich. Weder Bad-Ass noch ruhig, aber mit dem Herz am richtigen Fleck, ist er eher eine bemitleidenswerte Figur, die dem Zuschauer eigentlich ziemlich egal ist. Da hilft es auch nicht, wenn er und Ed Harris – der spricht als hätte er gerade einen Schlaganfall hinter sich – in einer eingeschobenen Expositionsszene über alte Zeiten reden – vor allem wenn sie sich schon im nächsten Moment gegenseitig umbringen wollen.
In diesem ganzen Wirrwar hangelt sich Run All Night in Windeseile von einem vorhersehbaren Setpiece zum Nächsten und bedient dabei ein Action-Thriller-Klischee nach dem anderen. Anscheinend ist Jaume Collet-Serra auch ein großer Fan von Sam Mendes' Road to Perdition. Nicht nur dessen Prämisse weist einige Ähnlichkeiten zu Run All Night auf, es finden sich auch einige präzisere Parallelen zu dem 30er-Jahre-Thriller. Man achte nur darauf, was mit den Auftragskillern in beiden Filmen passiert.
Wenn Liam Neeson im letzten Akt des Films endlich einen Sympathiepunkt bei den Zuschauern erringt und mal etwas auf die Kacke haut, ist es zwar schon 100 Minuten zu spät, wertet das Gesamtpaket jedoch zumindest etwas auf.
Fazit
Run All Night fühlt sich wirklich an wie eine lange Nacht – nur leider nicht im positivem Sinne. Es zieht sich und man möchte irgendwann, dass es endlich zu Ende ist. Die Kamerafahrten sehen nett aus, die Schauspieler sind gut. Trotzdem will das alles nicht ganz funktionieren. Das liegt vor allem an Collet-Serras Inszenierung, mit der er eine verheißungsvolle Prämisse zu einem langweiligen Actioner verwurstet.

