Am Samstag hatte ich die Gelegenheit, die Horrorkomödie Jennifer’s Body erstmals seit ihrer Erstveröffentlichung 2009 im Kino zu sehen. Ich gehöre zu einer Minderheit, die den Film bereits mochte, als er noch ganz frisch war. An den Kinokassen und in der Kritik ist er seinerzeit durchgefallen. Rückblickend ist das wenig überraschend, denn der Film war mit seinen Themen der Co-Abhängigkeit, toxischen Freundschaften und Erwartungen an junge Frauen seiner Zeit einfach voraus. Was eine clevere, bissige Horrorsatire ist, wurde damals hauptsächlich mit Megan Fox' Sex-Appeal an ein junges männliches Publikum vermarktet, obwohl Drehbuchautorin Diablo Cody, die den Film nach ihrem Oscarsieg für Juno geschrieben hat, junge Frauen als Zielgruppe im Sinn hatte.
Immerhin konnte der Film eine späte Genugtuung erfahren. In den letzten Jahren wurde er reevaluiert und gilt inzwischen als Kultfilm. Cody sprach sogar kürzlich von einer potenziellen Fortsetzung, doch so sehr ich den Film mag, wäre es vermutlich am besten, wenn man ihn in Ruhe lassen würde. Den Kultfilm-Status kann man nicht erzwingen, sondern nur mit der Zeit verdienen. Manchmal geht das schnell, andere Filme brauchen viele Jahre oder Jahrzehnte, um die Bezeichnung "Kultfilm" zu verdienen. Und Fortsetzungen zu Kultfilmen sind deshalb auch sehr tricky, denn häufig handelt es sich um natürlich entstandene Glücksgriffe. Es gibt einige wenige wirklich gelungene Sequels zu Kultfilmen, so wie Clerks 2 und Austin Powers 2. Doch es gibt auch zahlreiche abschreckende Gegenbeispiele wie Blues Brothers 2000 und jede Fortsetzung zu The Crow.
Ben Stiller musste diese bittere Lektion mit Zoolander 2 lernen. Der erste Film kam 2001 in die Kinos und war zwar kein großer Kassenerfolg, erlangte aber im Heimkino Kultstatus. Gespräche über eine Fortsetzung gab es immer wieder, doch erst der Kassenerfolg von Anchorman 2 2014 gab Paramount und Stiller den Anstoß, Zoolander 2 in Angriff zu nehmen. Der Film kam 2016 in die Kinos – und war ein komplettes Desaster. Kritiker hassten ihn, Kinogänger auch und der Film floppte so bitterböse, dass er Stiller in eine Sinneskrise stürzte. Er zog sich für mehrere Jahre von der Schauspielerei weitgehend zurück und arbeitete lieber als Regisseur im Fernsehen angefeierten Serien wie "Escape from Dannemora" und "Severance". Erst letztes Jahr spielte er in der Komödie Nutcrackers seine erste Hauptrolle seit sieben Jahren.
So richtig hat Stiller den Flop von Zoolander 2 immer noch nicht verarbeitet. Als er letzten April bei einem Podcast von David Duchovny nach dem Film gefragt wurde, erklärte er, dass der Flop ihn komplett kalt erwischt hat: (aus dem Englischen)
Ich dachte, alle wollten den Film sehen. Und dann dachte ich: "Wow, ich muss es wirklich vermasselt haben. Niemand ist reingegangen. Und er hat all diese schrecklichen Kritiken bekommen." […] Ich war wirklich außer mir, weil ich dachte: "Wusste ich nicht, dass er so schlecht war?" Was mir besonders große Angst gemacht gar, war, dass ich das Gefühl hatte, das Gespür dafür zu verlieren, was witzig ist. Ich habe mich selbst hinterfragt bei Zoolander 2, es hat mich wirklich kalt erwischt. Und es hat mich eine lange Zeit noch verfolgt.
In einem neuen Gespräch bei der YouTube-Show Hot Ones (siehe Video unten) wurde Stiller danach gefragt, welcher seiner Filme seiner Meinung nach von den Kritikern unfair behandelt und missverstanden wurde. Stiller haderte anfangs mit seiner Antwort, erwähnte aber schließlich Zoolander 2:
Es ist schwer zu glauben, dass er so schlecht war, dass die Leute ihn so wenig mochten. Aber vielleicht habe ich Unrecht.
Ich muss sagen, dass ich den Kultstatus des ersten Films schon nie richtig verstanden habe, ihn aber noch ganz amüsant fand. Die Fortsetzung war jedoch eine der schmerzhaft unlustigsten "Komödien", die ich je das Pech hatte, im Kino zu sehen. Sorry, Ben!
Quellen: Hot Ones, Fail Better