Scarface-Remake verliert wieder seinen Regisseur

Al Pacino in Scarface (1983) © Universal Pictures

Quelle: The Hindu

Sobald ein Hollywood-Film gewissen Kultstatus erreicht und eine gewisse Zeit verstreicht (je größer der Kultstatus, desto mehr Jahre müssen ins Land ziehen), kommt früher oder später unausweichlich ein Remake oder Reboot ins Gespräch. Jedoch haben die Studios auch inzwischen gelernt, dass man den Fans keine lieblose Neuauflage eines Klassikers vorsetzen und erwarten kann, dass sie auch kommen. Bei beliebten Filmen kann es also lange dauern, bis der richtige Ansatz für ein Remake gefunden wird. Paradebeispiele dafür sind The Crow und Highlander, deren Reboots bereits seit über zehn Jahren in Arbeit sind, etliche Regie-, Autoren- und Darstellerwechsel hinter sich haben und erst jetzt konkret werden.

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Auch eine (weitere) Neuauflage von Scarface steckt seit über einem Jahrzehnt schon in Universals Entwicklungshölle. Natürlich kennen die meisten Filmfans Brian De Palmas Scarface über den Aufstieg und Fall des kubanischen Einwanderers Tony Montana, der in Miami der frühen Achtziger mit Drogengeschäften großes Geld macht. Es ist eine von Al Pacinos besten Rollen und mehrere Zitate aus dem Film sind längst Teil der Popkultur. Dieses Jahr feierte De Palmas Scarface sein 40. Jubiläum, sein Klassiker-Status ist unumstritten, doch wahre Cineasten wissen natürlich auch, dass der Film ebenfalls ein Remake war und auf Howard Hawks' gleichnamigem Gangsterfilm aus dem Jahr 1932 basierte.

Seit 2011 versucht Universal, eine neue Version von Scarface auf die Beine zu stellen und scheitert damit immer wieder. Harry-Potter-Regisseur David Yates war der erste Name im Gespräch für die Regie mit David Ayer (Training Day) als Drehbuchautor. Drei Jahre später ersetzte der chilenische Filmemacher Pablo Larraín (Spencer) Yates als Regisseur und Paul Attanasio (Donnie Brasco) Ayer als Autor. In ihrer Version sollte Tony Montana ein mexikanischer Einwanderer in Los Angeles der Gegenwart sein. Kurze Zeit später wurde Jonathan Herman (Straight Outta Compton) angeheuert, um das Drehbuch zu überarbeiten.

Auch diese Version stagnierte und 2016 übernahm The-Equalizer-Regisseur Antoine Fuqua das Projekt, während Terence Winter (The Wolf of Wolf Street) ein neues Drehbuch schrieb. Diego Luna ("Andor") wurde in der Hauptrolle besetzt, doch Fuqua stieg 2017 als Regisseur aus. Die Brüder Ethan und Joel Coen (No Country for Old Men) wurden als Drehbuchautoren angeheuert und Fuqua kehrte in den Regiestuhl zurück. Zwischenzeitlich durfte Garreth Dunnet-Alcocer das Skript überarbeiten. Fuqua stieg 2020 wieder aus und Luca Guadagnino (Call Me By Your Name) wurde zum nächsten Regie-Kandidaten, während die Coen-Brüder als Autoren zurückgekehrt sind. Dem Film wurden sogar 10 Millionen an Steuervergünstigungen für die Dreharbeiten in Kalifornien 2021 zugesichert, doch die Produktion hat nie begonnen.

Jetzt hat das Remake einen weiteren Rückschlag erlitten, denn wie Guadagnino in einem neuen Interview kurz und knapp erklärt hat, arbeitet er nicht mehr an Scarface. Damit hat das Remake bereits seinen vierten Regisseur verloren.

Wer jetzt vielleicht glaubt, dass Universal nach einer so langwierigen Entwicklung das Handtuch wirft, irrt sich vermutlich gewaltig. Nichts ist in Hollywood so wertvoll, wie etablierte Marken mit einem hohen Wiedererkennungswert und Scarface ist definitiv ein Film, den Millionen kennen und lieben. Das alleine macht ihn zu einem naheliegenden Remake-Kandidaten, insbesondere da mit 40 Jahren ausreichend Anstandszeit seit dem letzten Film vergangen ist und der ja auch ein Remake war.

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