John Boyega kritisiert Disney wegen seiner Star-Wars-Figur, nimmt J.J. Abrams in Schutz

John Boyega und Oscar Isaac in Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers © 2019 Lucasfilm/Walt Disney Pictures

Quelle: GQ

Wie schon seine Figur in seinem Debütfilm Attack the Block, war der britische Schauspieler John Boyega nie jemand, der sich ein Blatt vor den Mund genommen hat. Vielleicht liegt es daran, dass der Finn-Darsteller aus der neuen Star-Wars-Trilogie noch relativ neu im Hollywood-System ist, sodass es ihm noch nicht eingetrichtert wurde, sich auch bei Unzufriedenheit bloß möglichst diplomatisch zu äußern. Jedenfalls redete er nicht lange um den heißen Brei herum, als er Rian Johnsons Die letzten Jedi dafür kritisierte, dass er die Hauptfiguren über weite Strecken des Films getrennter Wege gehen ließ. Nach dem Kinostart von Der Aufstieg Skywalkers machte er sich über den Kuss von Rey und Kylo lustig, der sich zugegebenermaßen mehr nach Fanfiction als nach einem sinnvollen Moment anfühlte.

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Doch jetzt nimmt Boyega gleich seinen früheren Arbeitgeber Disney ins Visier. In einem offenherzigen Interview mit GQ kritisierte er das Studio bzw. die Filmemacher dafür, wie mit den nicht-weißen Charakteren wie Finn oder Rose (Kelly Marie Tran) in den Filmen umgegangen wurde. Dabei sieht er nicht ein, so zu tun, als sei die Erfahrung für ihn großartig gewesen: (aus dem Englischen)

Natürlich war ich zu der Zeit aufrichtig glücklich, Teil davon zu sein. Aber man Dad sagt mir immer eine Sache: "Zoll nicht zu viel Respekt." Du kannst Respekt zollen, aber manchmal macht man es zu viel und verkauft sich unter Wert.

Was ich zu Disney sagen würde, ist, dass man keine schwarzen Charaktere bringen sollte, sie als viel wichtiger für die Geschichte vermarkten als sie sind, und sie dann beiseite schieben. Das ist nicht gut. Ich sage es geradeheraus. Ihr wusstet, was ihr mit Daisy Ridley machen konntet, ihr wusstet, was mit Adam Driver zu machen. Ihr wusstet, mit allen diesen anderen Leuten was anzufangen, aber als es um Kelly Marie Tran ging, als es um John Boyega ging, wusstet ihr einen Scheißdreck.

Also was wollt ihr, dass ich sage? Was sie von einem erwarten ist, dass man sagt: "Ich habe es genossen, Teil davon zu sein. Es war eine großartige Erfahrung…" Nee, nee, nee. Ich mache das, wenn es eine großartige Erfahrung ist. Sie haben Adam Driver Nuancen gegeben. Sie haben Daisy Ridley Nuancen gegeben. Seien wir ehrlich. Daisy weiß das. Adam weiß das. Jeder weiß es. Ich decke nichts auf.

Wenn das ein wenig verbittert klingt, dann hat das auch einen guten Grund. Als der allererste Trailer zu Star Wars – Das Erwachen der Macht veröffentlicht wurde, hagelte es rassistische Kommentare, weil ein Sturmtruppler plötzlich schwarz war. Das hat Boyega direkt getroffen udn darauf ging er im Interview auch ein:

Ich bin das einzige Besetzungsmitglied, das eine einzigartige Erfahrung mit diesem Franchise wegen seiner Rasse gemacht hat. Ich belasse es dabei. Es macht einen bei dem Prozess wütend. Es macht einen militanter, es verändert einen. Denn es wird einem klar: "Ich habe diese Gelegenheit bekommen, aber ich bin in einer Industrie, die auf mich nicht einmal vorbereitet war."

Niemandem sonst aus dem Cast wurde gesagt, dass sie den Film boykottieren werden, weil sie darin mitspielen. Niemand sonst hatte die Aufregung und die Morddrohungen, die ihnen bei Instagram und sozialen Medien geschickt wurden, die schrieben "Schwarz dies und schwarz das, und du solltest kein Sturmtruppler sein." Niemand sonst hat diese Erfahrung gemacht. Und dennoch sind die Leute überrascht, dass ich so bin, wie ich bin. Das ist mein Frust.

Ob es an seiner Hautfarbe liegt oder nicht, ich bin absolut seiner Meinung, dass Trilogie aus seinem Charakter nach einem guten Auftakt nichts gemacht hat. In Das Erwachen der Macht war er noch ein gelungener Sympathieträger und eine mehrdimensionale Figur, aber Die letzten Jedi und Der Aufstieg Skywalkers hatten keine Entwicklung mehr für die Figur parat, im Gegensatz zu Rey und Kylo, die bis zum Schluss die einzigen wirklich interessanten Charaktere der Sequel-Trilogie waren. Noch schlimmer erging es Kelly Marie Tran als Rose, die im letzten Film praktisch eine Statistin war. Man kann sich auf nicht des Verdachts erwehren, dass das eine Reaktion auf den Ärger einiger "Fans" über ihren Charakter im vorigen Film war. Tran hat soziale Medien wegen exzessiven Cyber-Mobbings verlassen.

Obwohl er seinem Ärger Luft gemacht hat, möchte Boyega das nicht auf Regisseur J.J. Abrams abschieben und nahm ihn stattdessen gegen die vielen Kritiker des letzten Films in Schutz: (aus dem Englischen)

Jeder muss meinen Jungen in Ruhe lassen. Er sollte gar nicht zurückkehren, um euren Scheiß zu retten.

Vor kurzer Zeit hat Boyega bereits klargestellt, dass er nicht vorhat, zu Star Wars je zurückzukehren. Nach seinen neusten Kommentaren würde ich das auch nicht anzweifeln.

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