"Ich habe Titanic gemacht": James Cameron hat Avatar-Zweifler bei Fox zurechtgewiesen

James Cameron und Sam Worthington am Set von Avatar – Aufbruch nach Pandora (2009) © 20th Century Studios

Quelle: The New York Times

James Cameron backt keine kleinen Brötchen. Würde man eine Liste der bescheidensten Filmemacher Hollywoods zusammenstellen, wäre der Oscargewinner ganz sicher nicht dabei. Während andere kommerziell erfolgreiche Regisseure wie Steven Spielberg oder Robert Zemeckis neben Blockbustern gelegentlich auch kleine, persönliche Filme inszenieren, interessiert sich Cameron für große Spektakel mit möglichst innovativer, bahnbrechender Technik. Das lässt er die Öffentlichkeit auch gerne wissen.

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An Selbstbewusstsein hat es Cameron nie gemangelt. Als er n den Achtzigern von Fox eingeladen wurde, seien Idee für das Sequel zu Ridley Scotts Alien zu präsentieren, machte er es ganz simpel, beschrieb ganz kurz seine Idee (viele Aliens statt einem), schrieb das Wort Aliens an die Tafel und zog durch das "s" zwei Striche, wodurch ein Dollarzeichen (Alien$) daraus wurde. Das Studio war überzeugt, Cameron wurde angeheuert und Aliens hat seinen Vorgänger an den Kinokassen übertroffen. Das war erst der Anfang, denn mit Terminator 2 wiederholte Cameron das Rezept von Aliens im noch größeren Stil und inszenierte den damals teuersten Film aller Zeiten, der zum Megahit wurde und ebenso wie Aliens als eine der besten Fortsetzungen aller Zeiten gilt.

Trotz seiner Erfolge zweifelten jedoch viele an Camerons massivem Unterfangen, die Titanic-Katastrophe in die Kinos zu bringen. Die herausfordernden Dreharbeiten zogen sich in die Länge, die Kosten des Films wuchsen deutlich über das veranschlagte Budget hinaus, viele Darsteller wurden krank mit Grippe oder Nierenentzündungen wegen des Drehs im kalten Wasser und Cameron verdiente sich den Ruf eines erbarmungslosen Diktators am Set. Als Fox von ihm verlangte, eine Stunde aus seinem dreistündigen Epos zu kürzen, brach in Zorn aus und erklärte, dass wenn sie seinen Film kürzen wolle, sie ihn feuern müssten und wenn sie ihn feuern wollen würden, sie ihn umbringen müssten.

Nach einer Startverschiebung und vielen beunruhigen Berichten von den Dreharbeiten prophezeiten nicht wenige einen monumentalen Kassenflop, der Camerons Karriere beenden könnte. Stattdessen wurden Titanic zum erfolgreichsten Film aller Zeiten und gewann elf Oscars, darunter für Camerons Regie. Als er den Preis entgegennahm, erklärte sich Cameron, seinen eigenen Film zitierend, zum König der Welt.

Zwölf Jahre lang war Titanic an weltweiten Kinokassen ungeschlagen. Erst 2010 wurde er entthront – von Camerons neustem Film Avatar, der mit rund $2,8 Milliarden Einspiel bis heute der umsatzstärkste Film weltweit ist. Ich schätze, wer entgegen allen Zweifeln so viele massive Hits produzieren konnte, kann sich gewisse Überheblichkeit und Arroganz auch leisten. Doch obwohl er mit Titanic wirklich alle Erwartungen übertroffen hatte, hatte er bei der Produktion des ersten Avatar dennoch Gegenwind innerhalb des Studios, wie er kürzlich im Interview mit der New York Times verraten hat. Offenbar war der Film dem Studio wieder zu lang und es gab zu viele Szenen mit den Flugkreaturen Ikrans. Cameron, wie er leibt und lebt, ließ sich aber nichts gefallen und hat die Zweifler sehr eindeutig zurechtgewiesen: (aus dem Englischen)

Ich denke, ich hatte damals den Eindruck, dass wir wegen bestimmter Dinge aneinandergeraten sind. Zum Beispiel dachte das Studio, dass der Film kürzer sein sollte und dass man zu viel auf den Ikrans, die von Menschen Banshees genannt werden, rumgeflogen werden würde. Tja, es stellt sich heraus, dass das Publikum das am meisten mochte, im Sinne von unserer Zuschauerbefragungen und Datensammlungen.

Und das war der Punkt, an dem ich den Schlussstrich gesetzt und eine klare Grenze aufgezeigt habe und gesagt habe: "Wisst ihr was? Ich habe Titanic gemacht. Dieses Gebäude, in dem wir uns gerade treffen, dieser neue, eine halbe Milliarde teure Komplex auf eurem Gelände? Titanic hat dafür bezahlt, also darf ich das machen.

Tja, es stimmt. Cameron inszenierte einen gigantischen Hit für das Studio und wollte freie Hand für den Nachfolger. Abermals durfte er Recht behalten und Avatar wurde zu einem der einflussreichsten Blockbuster der 2000er, der den 3D-Boom ausgelöst hat. Dieser ist inzwischen abgeklungen, doch wenn einer ihn wiederbeleben kann, dann natürlich Cameron mit seinen Sequels. Avatar: The Way of the Water kommt nach zahlreichen Verzögerungen diesen Dezember in die Kinos, gefolgt von drei weiteren Sequels im zwei-Jahres-Abstand. Schon wieder zweifeln einige, ob es denn überhaupt genug Interesse an vier neuen Avatar-Filmen gibt und ob Cameron sich nicht vielleicht endgültig übernommen hat. Ich bin sicher, der Regisseur hätte einige klare Worte für jeden der ihm das ins Gesicht sagen würde.

Diese Woche wird der erste Avatar im neuen 4K-HFR-Remaster weltweit wiederaufgeführt. Damit wird er seinen Vorsprung an den Kinokassen gegenüber Avengers: Endgame ausbauen und zudem einer neuen Generation die Möglichkeit bieten, den Film erstmals auf die beste Weise zu erleben – auf einer riesigen Leinwand und in 3D. Ich habe ihn zwar schon bei seiner Erstveröffentlichung siebenmal im Kino gesehen, werde diesmal aber die Gelegenheit nutzen, ihn erstmals im IMAX zu sehen.

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