"Hannibal" S03E06 "Dolce" Kritik

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Der Artikel enthält einige "Hannibal"-SPOILER zur besprochenen Folge!

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

Wow! Haben sich einige Stimmen zuletzt gerne mal über die langsame Erzählweise von "Hannibal" beschwert, gibt die dritte Staffel inzwischen mächtig Vollgas. Zwar bleiben viele Beziehungen und Motivationen zwischen den handelnden Charakteren weiterhin im Verborgenen, doch die Aktionen der neuen Episode "Dolce" schlagen trotzdem ein wie Geschosse. Die Folge beschäftigt sich mit allen aktuell erscheinenden Figuren und lässt sie auch aktiv agieren, außerdem beschert sie uns endlich das lang ersehnte Wiedersehen zwischen Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) und Will Graham (Hugh Dancy).

Viel wird diese Folge an Plotproblemen unter den Teppich gekehrt. Schon einige der vorigen Folgen machten das Fehlen von logischen Zusammenhängen mit bloßem visuellem Stil wieder wett, auch hier ist es ähnlich. Zwar mangelt es nicht an Wendungen und Aktionen, doch werden viele Dinge nicht erklärt, stattdessen wird auf Überraschungsmomente gesetzt. Das Verlangen der Zuschauer nach mehr wird mit dieser Folge sicherlich erfüllt, und Zuschauer, die auf schnelles Staunen aus sind, kommen voll und ganz auf ihre Kosten.

Zu Anfang der Folge stürzt der verletzte Hannibal nach dem Kampf mit Jack Crawford (Laurence Fishburne) aus "Contorno" durch das morgendliche Florenz. Daheim angekommen lässt er sich von seiner Tarn-Ehefrau Bedelia Du Maurier (Gillian Anderson) verarzten, die genau weiß, dass Hannibals Freiheit nicht mehr von langer Dauer sein wird. Sie fragt sich nur noch, wer es sein wird, der den Kannibalen zuerst in die Finger bekommt. Sie selbst versucht sich allerdings komplett aus der Situation herauszuwinden, indem sie sich eine Droge injiziert und auf Unschuldslamm macht. Dass das sicher nicht ihre letzte Begegnung mit ihrem Patienten Dr. Lecter war, ist aber auch ihr bewusst:

You may make a meal of me yet, Hannibal. Just not today.

Hannibal Dolce Kritik

Während sich Bedelia herauswindet, kommt Will Graham erst dazu. Sein Sturz vom Zug hat ihm außer ein paar Gesichtsnarben wohl nicht weiter geschadet, auch Chiyo (Tao Okamoto) hat dadurch keine Zeit gewonnen. Etwas schade ist es schon, dass manche Handlungen in der Serie scheinbar sinnlos egalisiert werden. Trotzdem ist es ungemein befriedigend die beiden Hauptfiguren endlich wieder beieinander zu sehen, zu hören, wie sie miteinander sprechen, und ihre gedanklichen Ergüsse teilen. Ein ganz besonderer Moment der dritten Staffel.

If I saw you every day, forever, Will, I would remember this time.

Wunderbar wird die Beziehung der beiden zueinander visualisiert. Eine Folge von "Hannibal", in der der Rezensent nicht auf die beeindruckende Optik eingeht existiert schlichtweg nicht. Auch in Baltimore bekommen wir wieder einige fantastische Augenblicke beschert. Die Sexszene zwischen Alana Bloom (Caroline Dhavernas) und Margot Verger (Katharine Isabelle) gehören zu den verstörend schönsten Bildern der Staffel und bestechen vor allem durch die Verschmelzung der Gesichter beider Frauen.

Hannibal Dolce Kritik

Diese groteske Darbietung weiß auch über die schiere Sinnlosigkeit der Szene hinwegzutäuschen. Sicherlich wird die perfide Beziehung zwischen Alana, Margot und Mason Verger (Joe Anderson) in den nächsten Folgen noch eine wichtige Rolle spielen, doch wirklich essentiell wird sie fürs aktuelle Geschehen noch nicht verkauft. Trotzdem bleibt das Haus der Vergers einer der interessantesten Gesichtspunkte der Serie, vor allem unter dem Aspekt, dass sich Mason zusammen mit seinem Pfleger Dr. Doemling (Glenn Fleshler) eine schöne kleine Speisekarte zusammenbaut um Dr. Lecter gebührend begrüßen zu können.

Das Aufeinandertreffen der beiden soll nicht mehr lang dauern, und nachdem Will einen sehr stupiden Tötungsversuch an Hannibal unternimmt, der leider auch zur etwas zu übertriebenen Plothetze dieser Folge gehört, findet sich unser scheinbar endlos durchgeprügelter Hauptcharakter wieder in den Fängen seines Peinigers wieder. Auch Jack Crawford fällt überraschend einfach auf die Masche herein und wir haben einen illustren Tisch an dem Hannibal diesmal etwas mehr als nur wörtlich an Wills Kopf herumspielt. Ein schneller Schnitt beschert uns ein schönes Bild, dass unsere beiden Hauptfiguren von der Decke hängen lässt.

Hannibal Dolce Kritik

Doch halt, was ist hier eigentlich los? So ziemlich jeder wird sich nach dem Ende dieser Folge wohl erst einmal kurz sammeln müssen, um das gerade Gesehene zu verarbeiten. Schon die Sägeszene ist ein herber Schlag, und dann hängen Hannibal und Will auf einmal wie Schweine von der Decke. Der korrupte Polizist, der sich gegen Ende der Folge mit Bedelia Du Maurier unterhält war wohl schnell genug am Tatort, um Will vor der Skalpierung zu bewahren. Ob das Kommende viel angenehmer für ihn wird? Sicher nicht bei den Plänen, die Mason Verger für die beiden hat. Doch, was ist mit Jack und gelingt es Alana noch Mason und Hannibal dem FBI auszuliefern, bevor es weitere Verluste gibt? Diese Folge war schnell, diese Folge war spritzig, jedoch auch voller Lücken, welche leider zumindest ein bisschen die Stimmung vermiesen. In der Nächsten heißt es dann wohl:

Gentlemen, welcome to Mushrat Farm!