"Hannibal" S03E05 "Contorno" Kritik

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Der Artikel enthält einige "Hannibal"-SPOILER zur besprochenen Folge!

Buon giorno und herzlich willkommen zurück in der düsteren und furchterregend delikaten Welt von "Hannibal". Wir lassen uns von den Problemen, die die Serie mit der Suche nach einem neuen Zuhause hat nicht verunsichern, und betrachten die neue Folge "Contorno". Nachdem wir zuletzt in "Aperitivo" wieder etwas in der Zeit zurückreisen durften und über das Wohlergehen unserer Lieblingscharaktere aufgeklärt wurden, kehren wir wieder nach Italien zurück, wo sich die Jagd auf Dr. Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) weiter zuspitzt. Inzwischen ist jeder hinter dem hochintelligenten Serienmörder her, sei es um ihn festzunehmen, oder um ihn zu töten.

Jack Crawford (Laurence Fishburne) war eine zentrale Figur der letzten Episode, verlor er in dieser doch seine krebskranke Frau Bella (Gina Torres), und auch in dieser Folge ist er wieder von enormer Bedeutung. Er kehrt nach Florenz zurück, wo er seine große Liebe einst kennenlernte, diesmal jedoch um sich für immer von ihr zu verabschieden. Der Kreis schließt sich, als er ihre Asche in den Kanal verteilt und seinen Ehering gleich hinterherwirft. Jack hat abgeschlossen und nichts mehr zu verlieren. Er scheint somit einer der wenigen Charaktere der Serie zu sein, die es schaffen ihre Vergangenheit abzuschütteln und zu begraben.

Ciao Bella.

Weiter schafft er es auch wieder dem Zuschauer zu beweisen, dass er immer noch einer der größten Sympathieträger der Serie ist, als er bei Inspektor Pazzi (Fortunato Cerlino) zum Essen eingeladen ist und sich der italienischen Sprache versucht. Jack bleibt bis zum Ende der Folge fantastisch, doch nehmen wir mal nicht jetzt schon zu viel vorweg.

Hannibal Contorno Kritik

Während Jack sich an der italienischen Küche vergnügt ist Will Graham (Hugh Dancy) zusammen mit Chiyo (Tao Okamoto) gerade auf dem Rückweg vom Anwesen der Lecter-Familie in Litauen. Im Zug lernen sich die beiden etwas besser kennen und Chiyo scheint Will sehr schnell durchschaut zu haben. Sie macht ihm und den Zuschauern erneut etwas klarer, was die Motivation unseres eigentlichen Hauptcharakters ist, bevor sie ihn küsst und in hohem Bogen aus dem Zug wirft.

If you don’t kill him you’re afraid you’re going to become him.

Doch warum schmeißt sie Will vom Zug? Ist sie auf Hannibals Seite oder will sie Will möglicherweise nur vor dem beschützen, was ihn in Florenz erwarten wird? Sicher ist, dass sie lange nicht so hilflos ist, wie es zunächst schien, sah sie in "Secondo" ja lediglich wie ein Spielball zwischen den Fronten aus. Sie scheint klar Position zu beziehen, auch wenn dem Zuschauer noch etwas verhüllt bleibt, welche genau das ist, und warum sie so handelt. Ihr Charakter dürfte in den nächsten Folgen auf jeden Fall noch sehr interessant werden.

Violence is what you understand.

Hannibal Contorno Kritik

Auch Alana Bloom (Caroline Dhavernas) und Mason Verger (Joe Anderson) befinden sich auf der Suche nach Hannibal. Der vernarbte Psychopath Mason will seinem Peiniger ein ganz besonderes Wiedersehensgeschenk bereiten, und hat deswegen ein beachtliches Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. War man in der letzten Folge vielleicht noch etwas skeptisch wegen Joe Anderson, der ja den überragenden Michael Pitt ersetzen musste, beweist er spätestens hier, dass er auch das Zeug hat, der inzwischen ziemlich unbeweglichen Figur seinen besonders verrückten Touch zu verpassen.

Auch Inspektor Pazzi wird auf das Kopfgeld aufmerksam und nachdem er sein "Il Monstro" endlich gefunden hat, entscheidet er sich dagegen ihn den Behörden zu melden und stattdessen dafür, das Geld von Mason Verger anzunehmen. Seine Gier macht ihn scheinbar blind, und während er geschickt versucht an die Fingerabdrücke des Kannibalen zu kommen, hat dieser ihn schon längst durchschaut und macht sich daran den charismatischen Italiener ganz nach Vorbild seiner Vorfahren umzubringen. Doch Jack bemerkt durch seinen Kontakt zu Pazzis Frau dessen Verschwinden und erwischt Hannibal in flagranti, worauf er sich entschließt, unserem Antagonisten eine Abreibung zu verpassen, die sich gewaschen hat.

Hannibal Contorno Kritik

Hannibal scheint in dem Kampf extrem viel Respekt vor Jack zu haben, der ohne Rücksicht auf Verluste auf ihn losgeht. Es ist ungemein befriedigend auch mal zu sehen, wie der scheinbar übermenschliche Bösewicht blutig geschlagen wird, auch wenn er sich zugegebenermaßen kaum gegen Jacks Schläge wehrt. Vielmehr scheint er fast schon zu akzeptieren, dass Jack ihn gleich tötet:

How will you feel when I’m gone?
– Alive.

Doch diesen Gefallen will er Hannibal nicht tun und so stößt er ihn nach diesen Worten erst mal aus dem Fenster. Was vielleicht auf den ersten Blick unlogisch scheint, hat bloß damit zu tun, dass er Hannibal leiden sehen will, seinen Tod so schnell einfach herbeizuführen würde ihm zwar ein lebendiges Gefühl geben, ihn jedoch sicher nicht vollends befriedigen. Mit dieser Absicht verwundet er ihn stark, lässt ihn aber auch laufen, was zugegebenermaßen natürlich auch damit zu tun hat, dass die Serie etwas langweiliger wäre, würde der titelgebende Charakter jetzt schon ins Gras beißen. Zum ersten Mal musste Hannibal nun so richtig einstecken und bei all den Leuten, die hinter ihm her sind, darf er sich wohl für die nächsten Folgen auf so einige weitere Racheengel einstellen.