Out of the Past, USA 1947 • 97 Min • Regie: Jacques Tourneur • Mit: Robert Mitchum, Jane Greer, Kirk Douglas, Rhonda Fleming • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 14.05.1954
Handlung
Bridgeport, ein verschlafenes kleines Örtchen in Kalifornien, gelegen am U.S. Highway US-395. Halt machen hier nur Fahrer, denen der Sprit ausgeht, oder flüchtige Großstädter, die sich auf dem Land zur Ruhe setzen wollen. Als eines Tages ein mysteriöser, kettenrauchender Mann in schwarzem Mantel und Hut auf der Hauptstraße parkt und sich nach dem Tankstellenbetreiber Jeff Bailey (Robert Mitchum) erkundigt, wird dessen taubstummer Gehilfe (Dickie Moore) auch gleich misstrauisch. Hat sein Arbeitgeber doch eine bewegte Vergangenheit in New York zurückgelassen, von der Jeffs ländlich-brave Freundin und zukünftige Braut Ann Miller (Virginia Huston) nichts wissen soll. Doch mit dem Besuch des Fremden, der sich als Joe Stephanos (Paul Valentine), ein Handlanger von Jeffs früherem Auftraggeber Whit Sterling (Kirk Douglas), herausstellt, fühlt sich Bailey genötigt, Ann von seinem einstigen Leben als Privatdetektiv zu erzählen. Beauftragt vom reichen Gangster Sterling, dessen samt 40.000 Dollar entflohene Freundin Kathie Moffat (Jane Greer) aufzuspüren, verliebte sich Jeff in die gefährliche Schöne an ihrem Fluchtort Acapulco, nur um durch eine Kette von Ereignissen als Mordverdächtiger in Bridgeport unterzutauchen. Und jetzt soll Jeff erneut einen Auftrag für Sterling übernehmen…
Kritik


Sicherlich verfügt der luftdicht und schnörkellos durchdachte, in einer atemberaubenden Kürze packend erzählte Film über all die augenfälligen Merkmale eines paradigmatischen Noirs. So wartet die Verfilmung des Romans „Build My Gallows High“ von Autor Daniel Mainwaring, der sowohl Buch als auch Skript unter dem Pseudonym Geoffrey Homes verfasste, mit einem abgebrühten Privatdetektiven, einem brutalen, gierigen Gangster, dessen unbeholfenem Handlanger und einer opportunistischen Femme fatale auf. Zu finden ist auch die trügerische, doppelbödige Dialektik zwischen düsterer, verkommener Urbanität und sonniger, unschuldiger Ländlichkeit. Und nicht zu vergessen das traumwandlerisch vorzügliche Spiel mit Licht und Schatten, die diese Figuren und ihr Umfeld so raffiniert umspielen, dass man aus der Lichtgebung ganze Innenwelten oder gar versteckte Hinweise auf die traurigen Schicksale der jeweiligen Figuren abzulesen meint. Selbst die Handlung in der etwas verworrenen und ob des hohen Tempos und der Frequenz der Wendungen nur schwer nachvollziehbaren zweiten Hälfte des Films schickt sich an, an die so virtuose wie frustrierende Komplexität von dem vielleicht besten Film noir seiner Art, an Howard Hawks‘ The Big Sleep (1946) mit Humphrey Bogart und Lauren Bacall anzuschließen.

Vor allem der breitschultrige, kaltschnäuzige Robert Mitchum, der damals nur die vierte Wahl für die Rolle war, erweist sich mit seiner einnehmenden Leinwandpräsenz und charmanten Gelassenheit als kompetenter Spieler in der ironisch-brutalen Beziehungsfarce, in das er von dem „goldenen Gift“ des Films, der Femme fatale gelockt wird. Als ebenbürtige Kontrahentin steht ihm die unschuldig blickende, aber durchtrieben agierende Jane Greer als herrlich dämonische Versuchung gegenüber (Greer erklärte sich auch als einzige Darstellerin bereit, sich auch im angeblich mittelprächtigen 1984er Remake, Taylor Hackfords Against All Odds mit Jeff Bridges, Rachel Ward und James Woods in den drei Hauptrollen, blicken zu lassen). Die weitere Darstellerriege setzt nicht minder eindrucksvolle Glanzlichter, von einem beängstigend beherrschten Kirk Douglas als nicht ausreichend wortgewandten Gentleman-Gangster bis hin zu der wunderbaren Rhonda Fleming in einem Kurzauftritt als zweite, geheime Femme fatale des Films, die bei ihrem ersten Auftritt bis oben hin zugeknöpft anhand von Gestik, Mimik und Rhetorik mehr Erotik zu versprühen vermag, als man es für möglich halten mag. Es sind denn auch die Darsteller, die durch ihre souveräne Darbietung der ausgefeilten Dialoge aus Tourneurs bald von melodramatischem Pathos durchtränktem Noir oft auch eine pfiffige, irrsinnig spaßige Screwball Comedy mit Biss machen.

