
Nachdem das Fantasy Filmfest 2015 in Köln in den ersten fünf Tagen mit diversen kleineren und größeren Höhepunkten durchaus zu begeistern wusste, war Tag 6 leider eher durchwachsen und am siebten Tag ging es weiter bergab. Keiner der drei gesehenen Filme hat einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen. Während der Geisterhorror Demonic durchschnittliche, unaufregende Genrekost vom Reißbrett bot, war Body, der erste Film des Tages, leider ein absoluter Reinfall. Der französische Streifen Night Fare schnitt noch am besten ab und hätte auch das Zeug zu einem kleinen Triumph gehabt, wäre da nicht das blöde Ende gewesen, das mir schon den einen oder anderen französischen Thriller in Vergangenheit ruiniert hat. Ausführlicher gibt es alles unten nachzulesen:
TAG 7

Body ist nach einem sehr simplen Muster gestrickt, bei dem drei durchschnittliche Leute in eine Ausnahmesituation geraten und Freundschaften und Moralvorstellungen einer harten Probe unterzogen werden. Die Charakterkonstellation ist dabei schon klar, noch bevor es überhaupt mit dem Hauptplot losgeht. Cali ist die partygeile, rücksichtslose und nicht sehr helle Bitch (und dementsprechend natürlich die einzige Blondine unter den drei), Helen ist die Gutmütige und Rechtschaffene im Bunde, die das ausgeprägteste Gewissen hat und Mel hat als graues Mäuschen eigentlich nicht wirklich eine eigene Meinung und lässt sich mal von Cali, mal von Helen zu irgendwas überreden. Solche Figurenzusammenstellungen kennt man bereits aus zig Filmen und auch das Dilemma der Hauptfiguren kommt einem irgendwie bekannt vor. Dass trotz nur 75-minütiger Laufzeit die erste halbe Stunde eigentlich nur mit blödem, langweiligem Gelaber der drei Schauspielerinnen verbracht wird, ist eigentlich unverzeihlich. Auch der plötzliche und absolut nicht zur Handlung beitragende Auftritt des Freundes einer der Hauptfiguren wirkt vollkommen deplatziert. Der Plot von Body reicht allenfalls für einen längeren Kurzfilm aus und auch dieser wäre immer noch keine Offenbarung. Keine der Figuren verdient auch nur ein Körnchen Sympathie und wenn das Filmende nach einer deutlich länger gefühlten als tatsächlichen Laufzeit dann da ist, beginnt der Film bereits damit, aus dem Gedächtnis zu schwinden. 1,5/5

Chris (Jonathan Howard) und Luc (Jonathan Demurger) wollen eine nachtlang in Paris ordentlich einen draufmachen. Die beiden Jungs sind nicht gerade Chorknaben und haben ordentlich was auf dem Kerbholz, doch während Engländer Chris versucht, seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, steckt Luc noch tief in Drogengeschäften drin. Den Taxifahrer um seine Rechnung zu prellen gehört da noch zu den eher kleineren Vergehen. Der imposante Taxifahrer sieht das aber anders und heftet sich an die Fersen der beiden. Mit unheimlicher, fast unmenschlich anmutender Präsenz lässt er sich weder von Gangstern noch von der Polizei aufhalten und hinterlässt eine Blutspur durch Paris.
Die Ausgangssituation ist simpel, funktionierte bereits in anderen Filmen und funktioniert auch hier gut. Ich kann nicht behaupten, Sympathie für einen unserer beiden Protagonisten empfunden zu haben, doch Regisseur Julien Seri zieht die Spannungsschraube ordentlich an und der Kickboxer Jess Liaudin, der den wortlosen Rächer der Nacht spielt, macht eine wirklich bedrohliche Figur. Er ist eine Naturgewalt, die durch nichts und niemanden aufzuhalten ist und gemeinsam mit ominösen Sprüchen über Schulden, die jeder begleichen muss, natürlich Fragen aufkommen lässt, ob etwas Übernatürliches hinter den Geschehnissen steckt. Ich schätze in manchen Fällen ist keine Erklärung besser als eine blöde und vielleicht hätte es dem Film gut getan, sein Ende einfach offen zu lassen. Denn als er sich aufmacht in den finalen Minuten aus dem Vorherigen Sinn zu machen, holt er so weit aus, dass man meint, in einem anderen Film gelandet zu sein. Eine zusätzliche Szene während des Abspanns ist dann nur noch albern. Schade. 3/5

Demonic mag von James Wan produziert worden sein, doch an seine toll inszenierten und ins Mark treffenden Gruselstreifen kommt er nicht heran, obwohl der Regisseur die gesamte Horror-Trickkiste hier durchgeht: zufallende Türen, schreckliche Visionen in Spiegeln, Geisterwesen, die man nur durch die Kamera sieht und "Da ist etwas hinter dir"-Momente kommen allesamt zum Einsatz. Manches davon funktioniert und ich werde nicht leugnen, dass der Film einige spannende Stellen und gelungene Jump Scares aufweist. Doch Will Canon, der mit dem Thriller Brotherhood beim Fantasy Filmfest vor einigen Jahren einen sehr gelungenen Einstand feierte, ist so sehr mit Horroreffekten beschäftigt, dass die Charaktere dabei völlig auf der Strecke bleiben. Insbesondere das Schicksal der jungen Leute, zu denen auch die eigentlich sympathische Cody Horn (Magic Mike) gehört, kümmern einen nicht die Bohne und erprobte Darsteller wie Maria Bello und Frank Grillo sind in ihren Rollen sträflich unterfordert. Der finale Twist ist zwar durchaus überraschend, doch andererseits erwartet auch jeder genreerprobte Zuschauer, dass ein Twist kommen würde, denn der Film befolgt haargenau das abgenutzte "Geisterfilme für Dummies"-Handbuch.
Demonic ist harmlose Horrorunterhaltung, mit der man sich durchaus einen ruhigen Abend daheim vertreiben kann, der aber in keiner Weise aus der schieren Masse solcher Filme hervorsticht. 2,5/5
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In der morgigen Ausgabe meines Fantasy Filmfest 2015 Tagebuchs erwarten Euch teleportierende Teenager, ein Voyeur von Beruf und die guten, alten Werwölfe.
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