Box-Office USA – Bourne entthront den Dunklen Ritter

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Quelle: Boxofficemojo

Zum ersten Mal seit dem Start von The Dark Knight Rises vor drei Wochen ging es wieder bergauf für die Box-Office Zahlen in den USA. Der Aurora-Amoklauf hat immer noch Auswirkungen auf das Verhalten der Kinogänger. So sind die Spätvorstellungen immer noch deutlich schwächer besucht, als es vor dem Massaker der Fall war. Doch die Beeinträchtigungen werden immer milder. Deutlich stärker hat sich am letzten Wochenende die Abschlusszeremonie der olympischen Spiele in London auf die Besucherzahlen ausgewirkt und sorgte für unüblich starke Rückgänge am Sonntag. Dennoch, die Top 12 konnte sich gegenüber der Vorwoche um 16,9% steigern. Im Vergleich zum Vorjahr musste man aber einen Rückgang von 7% einstecken.

Das Bourne Vermächtnis, das Bourne-Sequel ohne Matt Damon als Jason Bourne, konnte The Dark Knight Rises in dessen vierten Woche mit Leichtigkeit vom Spitzenplatz verdrängen und spielte von Freitag bis Sonntag etwa $38,1 Mio ein. Damit liegt der Film deutlich unter dem Start von Das Bourne Ultimatum ($69,3 Mio) und Die Bourne Verschwörung ($52,5 Mio) und nur knapp über dem inflationsbereinigten Startergebnis des ersten Films, Die Bourne Identität ($27,1 Mio ohne Inflation). Dennoch kann Universal diesen Start für die $125 Mio-teure Produktion als Erfolg verbuchen. Schließlich ging man hier den riskanten Weg und behielt den Franchise-Namen, während der Hauptdarsteller und damit auch der Hauptcharakter ersetzt wurden. Jeremy Renner, für den sich Das Bourne Vermächtnis in eine Serie von Hits einreiht (The Town – Stadt ohne Gnade, Mission: Impossible – Phantom Protokoll, Marvel’s The Avengers), tritt in die Fußstapfen von Matt Damon, der sich geweigert hat, Jason Bourne erneut zu spielen, solange Paul Greengrass, der Macher der letzten beiden Bourne Filme, nicht ebenfalls mit an Bord wäre. Tony Gilroy, der Autor der bisherigen drei Bourne Filme, übernahm hier die Regie.

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Der starke Start von Das Bourne Vermächtnis zeugt von der Popularität der Bourne-Reihe, die wohl auch die Abwesenheit des Hauptstars überleben kann. Die Bourne Identität eröffnete im Sommer 2002 gänzlich ohne Erwartungen, überraschte alle mit einem soliden Start und spielte letztendlich $121,7 Mio ein. Nur zwei Jahre später explodierte Die Bourne Verschwörung regelrecht an den US-Kinokassen. Nach dem gigantischen $50+ Mio Start spielte der Film insgesamt $176,2 Mio ein. Im Jahre 2007 schaffte Das Bourne Ultimatum das beinahe Unmögliche und verbesserte sich noch weiter, indem er $227,5 Mio in den USA eingenommen hat. Man kann sich nur ausmalen, wie erfolgreich ein weiterer Bourne-Film von Greengrass mit Damon geworden wäre. Vielleicht wird es ja noch was. Damon bekundete durchaus Interesse, sich in einem Sequel mit Jeremy Renners Charakter zusammenzutun. Die Beliebtheit der Reihe, die einen immensen Einfluss auf moderne Actionfilme hatte, zeigt sich in dem Startergebnis von Das Bourne Vermächtnis. Allerdings ist die Resonanz gegenüber dem neuen Film deutlich verhaltener. So hat er unter anderem die bei weitem schlechtesten Kritiken der Reihe erhalten. Viele kritisieren einen Mangel an Action und ein zu abruptes Ende. Allerdings dürfte für die Langlebigkeit des Films an den Kinokassen vom Vorteil sein, dass er sich vor allem an "ältere" Zuschauer richtet – etwa 69% der Zuschauer am Wochenende waren älter als 30. Das Bourne Vermäcthnis ist wohl mit einem anderem Action-Film mit Jeremy Renner am ehesten vergleichbar. S.W.A.T. eröffnete mit ähnlichen Zahlen ebenfalls in der ersten Augusthälfte und spielte schließlich fast $117 Mio ein. Es war allerdings kein Sequel und vor neun Jahren waren die Filme noch etwas weniger frontgeladen. Unter den heutigen Umständen erwarte ich ein Gesamtergebnis von etwa $105-115 Mio für den Film. Das würde Universal einen weiteren Hit in 2012 geben (nach Der Lorax, Safe House und Ted).

Die Polit-Komödie Die Qual der Wahl mit den Star-Komikern Will Ferrell (Anchorman) und Zach Galifianakis (Hangover) eröffnete mit $26,6 Mio auf dem zweiten Platz. Angesichts des kompletten Reinfalls von The Watch – Nachbarn der 3. Art (der mit bislang $31,4 Mio zu den größten Enttäuschungen des Jahres gehört), erscheint der Start für die R-rated Komödie ganz ordentlich. Bedenkt man aber die Starpower der Besetzung, ist das Ergebnis wirklich nichts Besonderes. Die letzte breit gestartete Komödie von Will Ferrell, Die etwas anderen Cops (OT: The Other Guys), konnte im August 2010 immerhin $35,5 Mio am ersten Wochenende erspielen. Zugegeben, der Film trug eine mildere Altersfreigabe, doch die Erfolge von Brautalarm, Ted und Hangover in den letzten Jahren bewiesen, dass die hohe R-Freigabe für Komödien mehr ein Segen denn ein Fluch ist. Auch hier sind die Zuschauer eher älter gewesen (64% über 25 Jahren). Außerdem ist Die Qual der Wahl die letzte große R-rated Komödie für die nächsten Monate, sodass er von einem Mangel an direkter Konkurrenz profitieren könnte. Hier sind $100 Mio nicht nicht gänzlich ausgeschlossen. Der Film, sollte sich irgendwo im Bereich von $85-100 Mio ansiedeln.

Für The Dark Knight Rises ging es am vierten Wochenende runter um 46,9% auf Platz 3. Nach einem $19 Mio-Wochenende steht das Blockbuster-Sequel bei $389,6 Mio nach 24 Tagen. Das ist zweifelsohne ein hervorragendes Ergebnis und damit positioniert sich The Dark Knight Rises bereits auf Platz 15 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in Nordamerika. Und doch bleibt ein leichter Beigeschmack der Enttäuschung. Das 4. Wochenendergebnis von dem Film liegt hinter denen von Marvel’s The Avengers ($36,7 Mio), The Dark Knight ($26,1 Mio) und sogar Die Tribute von Panem – The Hunger Games ($21,1 Mio) weit zurück. Insgesamt liegt der Film bereits $52  Mio hinter seinem Vorgänger nach dem gleichen Zeitraum und mehr als $123 Mio hinter The Avengers. Immerhin ist er noch etwa $31 Mio vor Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2, obwohl auch dieser Film ein besseres viertes Wochenende hinlegen konnte. Hiermit sind nun alle Träume von der All-Time Top 5 begraben. Bestenfalls wird The Dark Knight Rises die $441,2 Mio von Shrek 2 toppen und sich mit dem 7. Platz auf der Liste der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in Nordamerika "abfinden" müssen. Momentan sehe ich ein Gesamteinspielergebnis von etwa $450-455 Mio.

Wie beim ersten Mal, die neue Komödie mit Meryl Streep, zeigt erneut, dass Streep wohl die zugkräftigste Schauspielerin in ganz Hollywood ist. Insbesondere im Sommer konnte sie in den letzten Jahren Hits landen. Nach Der Teufel trägt Prada ($127,4 Mio), Mamma Mia! ($144,1 Mio) und Julie & Julia ($94,1 Mio) ist ihr ein weiterer Glücksgriff mit ihrem neuen Film gelungen. Ihre erneute Zusammenarbeit mit dem Prada-Regisseur David Frankel spielte am Wochenende $14,7 Mio ein, was genug für den 4. Platz der Charts war. Seit dem Start am letzten Mittwoch sind es bereits $19,1 Mio. Der Film konnte insbesondere ein älteres weibliches Publikum anlocken. Etwa 66% der Besucher am Wochenende waren Frauen und insgesamt 69% aller Besucher waren über dem Alter von 40. Da ein solches Publikum in der Regel nicht sofort die Kinos stürmt und da der Film gut ankommt, wird er sicher noch eine ganze Weile in den Charts bleiben und insgesamt etwa $70-80 Mio erreichen.

Ein richtig desaströses Wochenende hat das Total Recall Remake hinter sich. Die Komibation aus direkter Konkurrenz von Das Bourne Vermäcthnis, schlechter Resonanz und üblicher Frontgeladenheit sorgten für einen Rückgang von 68,7% auf $8 Mio und insgesamt nur $44,1 Mio nach zehn Tagen. Das ist ein fast schon peinliches Zwischenergebnis für den $125 Mio-teuren Film. Da er in den kommenden Wochen die meisten Kinos verlieren wird, sind hier nicht mehr als $55 Mio zu erwarten – und somit weniger als die Hälfte des Gesamteinspiels des Original-Recalls vor über 20 Jahren.

Gregs Tagebuch 3 – Ich war’s nicht erholt sich zusehendst von seinem schwachen Start. Es ging für die weitere Adaption der Kinderbuchreihe um 45,3% runter auf Platz 3, aber es war dennoch der erste Film in der Serie, der weniger als 50% am zweiten Wochenende abgebaut hat. Nach zusätzlichen $8 Mio steht der Streifen nun bei $30,4 Mio und somit nur knappe $6 Mio hinter dem ersten Film nach dem gleichen Zeitraum. Paranorman wird ihm nächstes Wochenende durch direkte Konkurrenz schaden, doch danach gibt es keine familienorientierten Filme mehr bis Mitte September. So könnte die $50 Mio-Marke ja doch noch fallen.

Der klare Box-Office Sieger am Wochenende war Ice Age 4 – Voll verschoben. Der Film konnte wirklich von einem Mangel an neuer direkter Konkurrenz profitieren und verlor nur 25,9% der Zuschuer von der Vorwoche (bei weitem der beste Rückgang in der Top 2). Mit $6,4 Mio am Wochenende machte das animierte Sequel es sich auf Platz 7 der Charts gemütlich. Nach einem solchen Hold sind $160 Mio nun eine sichere Sache für den Film.

Ferner ist noch zu erwähnen, dass der neue Film von Woody Allen, To Rome with Love, am Wochenende die $15 Mio Marke überschritt und nun zu den fünf erfolgreichsten Allen Filmen der letzten 15 Jahren gehört (neben Midnight in Paris, Match Point, Vicky Cristina Barcelona und Schmalspurganoven).

Film – Wochenendeinspiel – Gesamteinspiel

1. Das Bourne Vermächtnis – $38,142,825 – $38,142,825
2. Die Qual der Wahl – $26,588,460 – $26,588,460
3. The Dark Knight Rises – $18,979,397 – $389,588,216
4. Wie beim ersten Mal – $14,650,121 – $19,103,178
5. Total Recall – $8,013,040 – $44,101,432
6. Gregs Tagebuch 3 – Ich war’s nicht – $8,002,166 – $30,356,174
7. Ice Age 4 – Voll verschoben – $6,380,929 – $143,694,981
8. Ted – $3,223,675 – $209,848,585
9. Step Up: Miami Heat – $2,941,818 – $30,256,580
10. The Watch – Nachbarn der 3. Art – $2,221,451 – $31,396,079