Oscarnominierungen 2025: Gewinner, Verlierer und Überraschungen

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Oscarnominierungen 2025
Selena Gomez in Emilia Pérez © 2024 Neue Visionen

Die Nominierungen für die 97. Academy Awards stehen fest und am 2. März werden die Oscars in Los Angeles verliehen. Trotz Stephen Kings Aufforderung, die Preisverleihung wegen der verheerenden Brände in Los Angeles abzusagen, werden die Oscars wie geplant stattfinden – jedoch mit einer Änderung. Dieses Jahr wird es keine Live-Performances der oscarnominierten Songs geben, dafür aber ein Tribut an die Opfer der Brände.

Wie jedes Jahr, habe ich mir die Oscarnominierungen etwas genauer angeschaut, denn sie verraten bereits, welche Filme bei der Academy besonders hoch in der Gunst stehen und welche hauptsächlich unter "ferner liefen" dabei sind. So sind Anora, Emilia Pérez und Der Brutalist beispielsweise die einzigen drei Filme dieses Jahr, die neben der Nominierung für besten Film auch wichtige Nominierungen für ihre Regie, ihre Drehbücher und ihren Schnitt erhalten haben. Die Oscarsiege von Filmen wie Argo, Green Book und CODA haben zwar gezeigt, dass eine Regie-Nominierung nicht zwingend notwendig ist, um den "Bester Film"-Oscar zu gewinnen, dennoch ist es ein Handicap im Rennen, keine zu haben.

Im Folgenden gehe ich ausführlicher auf die Gewinner und Verlierer der diesjährigen Oscarnominierungen ein und erwähne noch einige interessante Fakten zu den Kandidaten:

Gewinner

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Horrorfilme – Es gibt kaum ein Genre, das bei den Academy-Wählern unbeliebter ist als Horror. Man kann an zwei Händen zusammenzählen, wie viele Horrorfilme in der fast 100-jährigen Geschichte der Oscars überhaupt als "Bester Film" nominiert waren, und das auch nur, wenn man die Bezeichnung Horror sehr weit fasst und Filme wie Das Schweigen der Lämmer und Black Swan miteinschließt. Dieses Jahr haben Academy-Wähler:innen jedoch ein Herz für Horrorfilme bewiesen. So hat die Body-Horror-Satire The Substance nicht nur fünf Oscarnominierungen eingesammelt, ihre Regisseurin Coralie Fargeat wurde erst zur neunten Frau überhaupt, die für einen Regie-Oscar nominiert wurde. Robert Eggers Nosferatu – Der Untote konnte zwar keine Nominierungen für seine Darsteller, seinen Regisseur oder den Film selbst ergattern, wurde aber immerhin in vier technischen Kategorien wohlverdient nominiert. Alien: Romulus wurde zum fünften Film aus seiner Reihe, der für einen Effekte-Oscar nominiert wurde.

Musicals – Erstmals seit 1968 (!) wurden mit Emilia Pérez und Wicked gleich zwei Musicals in der Kategorie "Bester Film" nominiert. Insgesamt 23 Nominierungen haben beide Filme ergattert. Mit 13 Nominierungen ist Emilia Pérez der meistnominierte nicht-englischsprachige Film in der Geschichte der Oscars und einer der meistnominierten Filme überhaupt. Nur La La Land, Alles über Eva und Titanic haben mit jeweils 14 Nennungen mehr Nominierungen erhalten.

Für immer hier – Die größte Überraschung in der "Bester Film"-Kategorie war die Nominierung für Walter Salles' brasilianisches Drama Für immer hier. Die verlängerte Abstimmphase hat sich zum Vorteil für den Film ausgewirkt, der sich gegen September 5, A Real Pain und Sing Sing durchgesetzt hat. Hauptdarstellerin Fernanda Torres, die bereits mit einem Golden Globe ausgezeichnet wurde, wurde zur ersten Brasilianerin, die für einen Oscar nominiert wurde seit ihrer eigenen Mutter Fernanda Montenegro 1998, die ihre Oscarnominierung ebenfalls für eine Regiearbeit von Walter Salles (Central Station) erhalten hat. Erstmals in der Geschichte der Oscars sind mit Emilia Pérez und Für immer hier zwei Filme sowohl als "Bester Film" als auch als "Bester internationaler Film" nominiert.

The Apprentice – The Trump Story – Der Film, der Schwierigkeiten hatte, einen Vertrieb in den USA zu finden, weil Donald Trump allen, die den Film herausbringen wollten, mit Klagen drohte, hat zwei Nominierungen ergattert, darunter für Sebastian Stan in der Rolle des jungen Trump. Überraschend ist die Nominierung, weil Stan zuvor von der Schauspielergewerkschaft übergangen wurde.

Cannes-Filme – Die Filmfestspiele von Cannes waren dieses Jahr das größte Sprungbrett für spätere Oscarkandidaten. Insgesamt 31 Oscarnominierungen haben Filme ergattert, die ihre Weltpremiere in Cannes im Mai feierten. Davon gingen allein 24 an Emilia Pérez, Anora und The Substance.

Verlierer

Dune: Part Two – Nicht nur wurde Denis Villeneuve wieder eine Regie-Nominierung verwehrt, der Film selbst schnitt trotz großen Kassenerfolgs und sehr positiver Kritiken deutlich schwächer bei den Oscars ab als sein Vorgänger. War jener noch für zehn Oscars nominiert und hat sechs davon gewonnen, ist Dune: Part Two lediglich in fünf Kategorien insgesamt nominiert. Zwar konnte er eine Nominierung als "Bester Film" ergattern, diese fühlt sich aber beinahe obligatorisch an, da die Academy scheinbar keine große Leidenschaft für den Film aufbringen konnte, der nicht einmal für seine Kostüme oder sein Make-up nominiert wurde.

Luca Guadagninos Filme – Es hätte das beste Jahr in Luca Guadagninos Karriere werden können. Mit Challengers – Rivalen und Queer hat er 2024 gleich zwei Filme herausgebracht, die als potenzielle Oscarkandidaten gehandelt wurden. Als die Oscarnominierungen jedoch verkündet wurden, gingen beide leer aus. Dass nicht einmal die Golden-Globe-prämierte Musik von Challengers oder Daniel Craigs Performance in Queer nominiert wurden, ist eine bittere Pille, die die Fans beider Filme schlucken mussten.

Hauptdarstellerinnen – In keinem Jahr in jüngster Vergangenheit war die Kategorie "Beste Hauptdarstellerin" heißer umkämpft als dieses Jahr. Man kann über keine der fünf nominierten Frauen (Mikey Madison, Demi Moore, Fernanda Torres, Karla Sofía Gascón, Cynthia Erivo) klagen, doch es bedeutete, dass mehrere Frauen, die in den meisten anderen Jahren nominiert worden wären, diesmal leer ausgegangen sind, darunter Nicole Kidman für Babygirl, Angelina Jolie für Maria, Pamela Anderson für The Last Showgirl, Kate Winslet für Die Fotografin, Saoirse Ronan für The Outrun und Marianne Jean-Baptiste, die für Mike Leighs Hard Truths von den Kritikerverbänden von New York und Los Angeles prämiert wurde.

Gladiator II – Ridley Scotts Originalfilm war seinerzeit für zwölf Oscars nominiert und hat fünf davon gewonnen, darunter als "Bester Film". Die Fortsetzung muss sich 24 Jahre später mit einer einzigen Nominierung für ihre Kostüme begnügen. Nicht einmal Denzel Washingtons furiose Performance reichte für eine Nebendarsteller-Nominierung.

Kneecap – Bei den British Independent Film Awards räumte die freche, urkomische Filmbiografie über nordirische Rapper ab, bei den BAFTAs gab es eine Drehbuch-Nominierung, doch leider konnte der Film keine einzige Oscarnominierung ergattern, weder für seinen Song "Sick in the Head" noch als "Bester internationaler Film". Nicht cool, Academy!

Weitere interessante Fakten

– Mit ihrer Nominierung für Emilia Pérez ist Karla Sofía Gascon die erste Transgender-Person, die für einen Schauspiel-Oscar nominiert wurde.

– Dank seiner Nominierung für Like as Complete Unknown wurde der 29-jährige Timothée Chalamet zum jüngsten Schauspieler seit James Dean, der bereits zweimal als "Bester Hauptdarsteller" nominiert wurde. Seine erste Nominierung erhielt er vor sieben Jahren für Call Me by Your Name.

Yura Borisov (Anora) wurde zum ersten russischen Schauspieler seit fast 50 Jahren, der für einen Oscar nominiert wurde. Davor gelang dies zuletzt Mikhail Baryshnikov mit Am Wendepunkt.

– Der Animationsfilm Flow hat Lettland die allererste Oscarnominierung in der Kategorie "Bester internationaler Film" eingebracht. Es ist außerdem erst der zweite Film nach Flee, der sowohl als Animationsfilm als auch als internationaler Film nominiert wurde.

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Das war’s mit meiner Analyse der diesjährigen Oscarnominierungen. Ich hoffe, dass interessante Infos und Einblicke für Euch dabei waren und ich freue mich darauf, Euch bis zur Verleihung im März weiterhin über den Stand der Dinge im Oscar-Rennen auf dem Laufenden zu halten.

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