Noah, USA 2014 • 138 Min. • Regie: Darren Aronofsky • Drehbuch: Darren Aronofsky, Ari Handel • Mit: Russell Crowe, Jennifer Connelly, Anthony Hopkins, Emma Watson, Ray Winston, Logan Lerman, Douglas Booth • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 3. April 2014 • Deutsche Website
Handlung
In einer kargen, dem Untergang geweihten Welt erhält ein Mann im Traum eine Botschaft des Schöpfers. Die Menschheit steht kurz vor ihrem Ende. Eine neue Welt ohne sie ist das Ziel. Lediglich die Tiere sollen dort ihren Platz haben. Der Mann mit dieser Vision ist Noah (Russell Crowe). Ohne eine Ahnung, wie er den göttlichen Plan umsetzen soll, sucht er seinen Großvater Methusalem (Anthony Hopkins) auf. Schließlich kommt ihm der Bau der Arche in den Sinn. Getrieben von der Erfüllung seiner Mission wandelt sich der Charakter des Familienvaters zusehends. Ihm scheint mit dem Näherrücken der Sintflut, jedes Mittel recht zu sein, den Plan umzusetzen. Selbst wenn er sich dafür gegen seine Frau Naameh (Jennifer Connelly), seine Söhne Shem (Douglas Booth) und Ham (Logan Lerman) sowie seine Adoptivtochter Ila (Emma Watson) entscheiden muss. Doch der innere Konflikt wird immer größer. Die Entscheidungen fallen schwerer, sodass er bald die Grenzen seines menschlichen Verstands erreicht.
Kritik

Aronofsky macht keinen Hehl daraus, dass die Rahmenhandlung des Films der Bibel entnommen wurde. Er zielt aber nicht darauf ab, eine bibeltreue Nacherzählung Noahs Geschichte auf die Leinwand zu bringen. Er gibt dem Ganzen seine persönliche Handschrift. Viele Symboliken werden mithilfe von Fantasy-Elementen anders dargestellt, als es Stereotypen in den Köpfen der Zuschauer vorgeben. Das wirkt anfangs etwas befremdlich, auf der anderen Seite aber auch sinnvoll. So erscheinen die gefallenen Engel den Menschen in Form von meterhohen Steinkolossen. Sie werden jedoch nicht als Engel, sondern als Wächter bezeichnet. Für den Bau der Arche spielen sie eine zentrale Bedeutung. Sie helfen Noah bei seinem Vorhaben, da sie seine Nähe zu ihrem eigenen Schöpfer spüren. Ihnen bietet sich dabei die Chance, selbst wieder erlöst zu werden. 
Im Mittelpunkt steht nun also der Mann, der vor der herannahenden Sintflut sämtliche Tiere retten soll, um so die Bedingungen für einen Neustart der Erde zu schaffen. Die Menschheit ist damit dem Untergang geweiht, sodass Noah und seine Familie die letzten Menschen in der Menschheitsgeschichte sein werden. Diese Vorstellung schafft an enorm vielen Punkten Dilemmas, mit denen Noah immer wieder konfrontiert wird und die er abwägen muss. Je näher die neue Welt in sichtbare Reichweite rückt, desto mehr häufen sich die schwerwiegenden Entscheidungen. Russell Crowe stellt diese Charakterentwicklung sehr authentisch dar. Man spürt förmlich, wie es ihn zerreißt – spätestens als er Entscheidungen treffen muss, die sich direkt gegen sein eigen Fleisch und Blut richten. Und dennoch will er, geradezu fanatisch, nicht von der ihm aufgetragenen Mission abweichen. Je stärker dieser innere Konflikt wird, desto mehr blüht Crowe in seiner Rolle auf. Unterstützt wird von einer starken Jennifer Connelly, die in der Rolle von Noahs Frau Naameh seine bessere Hälfte ist. Sie stellt die enge Verbindung zu ihrem Mann und die Fassungslosigkeit sowie die damit verbundene Distanzierung durch seine Entscheidungen sehr glaubwürdig dar. Außerdem nett mit anzusehen ist Anthony Hopkins in der Rolle des alten Weisen Methusalem. Dieser wirkt für ein Alter von fast 1000 Jahren zwar recht agil, aber dank Hopkins Umsetzung auch sehr sympathisch.

Fazit
Aronofskys Noah ist definitiv nichts für bibeltreue Religionsfanatiker. Der Film hat aber auch nicht den Anspruch, das Original detailliert wiederzugeben. Er sollte vielmehr als eine höchst eigene Interpretation des Regisseurs gesehen werden. Entstanden ist ein Werk, das sämtliche Facetten menschlicher Gefühle allein an der Figur Noahs authentisch darstellen kann. Dank der passenden Sets und Kostüme, der stimmigen Atmosphäre und dem tollen Cast bringt der Film als moderner Monumentalfilm auf unterhaltsame Weise ein Stückchen Bibelgeschichte in die Kinos, ohne diese infrage stellen zu wollen.

