Systemsprenger: US-Remake mit Channing Tatum angekündigt

Helena Zengel in Systemsprenger © 2019 Port Au Prince Pictures GmbH

Quelle: Deadline

Deutsche Filme haben in ihrer eigenen Heimat häufig keinen guten Ruf. Die verbreitete (und nicht gänzlich ungerechtfertigte Annahme) lautet, dass deutsche Filme nur gut sind und internationale Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie von einigen düsteren Abschnitten der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts handeln. Besonders beliebt sind dabei natürlich der Zweite Weltkrieg und die DDR.

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Tatsächlich wurden über die Zeitepochen viele gute und international prämierte Filme wie Der Untergang, Das Leben der Anderen, Werk ohne Autor und Nirgendwo in Afrika produziert. Doch deutsches Kino kann mehr und gerade in den letzten Jahren gab es immer wieder bemerkenswerte deutsche Filme, die rein gar nichts mit geschichtlichen Themen zu tun hatten. Einer davon war Maren Ades Tragikomödie Toni Erdmann, die sogar für den Auslands-Oscar nominiert wurde.

So weit hat es Deutschlands Oscareinreichung Systemsprenger vor drei Jahren nicht gebracht, doch die Geschichte eines neunjährigen Mädchens, das zu unkontrollierbaren Wutausbrüchen neigt und deshalb als titelgebender "Systemsprenger" durch alle Raster der deutschen Kinder- und Jugendhilfe zu fallen droht, sorgte hierzulande für Furore, räumte beim Deutschen Filmpreis ab und wurde trotz seiner sperrigen und gelegentlich auch anstrengenden Thematik auch zu einem echten Publikumshit in Programmkinos.

Der Erfolg des Films katapultierte sowohl die phänomenale Hauptdarstellerin Helena Zengel als auch die Regisseurin Nora Filngscheidt quasi über Nacht auf die internationale Bühne der Filmwelt. Schon bald arbeiteten beide in Hollywood: Zengel als Tom Hanks' Co-Star in Neues aus der Welt, Fingscheidt als Regisseurin des Netflix-Hits The Unforgivable mit Sandra Bullock.

Doch das Vermächtnis von Systemsprenger ist nicht nur der kometenhafte Aufstieg seiner Macherin und Darstellerin. Auch der Film selbst soll in Hollywood eine englischsprachige Neuauflage bekommen. Traditionsstudio MGM hat sich die Remake-Rechte an dem Film gesichert. Channing Tatum (Bild unten aus Magic Mike XXL) wird in der Neuauflage die Hauptrolle spielen und den Film auch produzieren. Die Handlung soll nah an der Vorlage bleiben, aber den Schwerpunkt mehr auf Kindheitstrauma und Heilung legen. Auch wenn es noch nicht bekanntgegeben wurde, gehe ich davon aus, dass Tatum die Rolle des warmherzigen Anti-Aggressions-Trainers Michael übernehmen wird, für die Albrecht Schuch im Originalfilm mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet wurde.

Systemsprenger Remake Channing Tatum

Nach fünf Jahren Leinwandabstinenz, abgesehen von einem Gastauftritt im letztjährigen Free Guy, feiert Tatum aktuell ein echtes Comeback. Aktuell läuft in den USA das Hundedrama Dog, mit dem er sein Regiedebüt (zusammen mit Produktionspartner Reid Carolin) feierte und in dem er auch die Hauptrolle spielt. Nächsten Monat startet der Abenteuerfilm The Lost City mit Tatum und Sandra Bullock in den Hauptrollen und bereits angekündigt ist auch das Sequel Magic Mike’s Last Dance.

Newcomer Garret Levitz schreibt das Drehbuch zum Systemsprenger-Remake. Originalregisseurin Nora Fingscheidt fungiert als ausführende Produzentin, wird aber vermutlich keinen weiteren Input in die Neuverfilmung haben. Einen Regisseur hat das Remake noch nicht. Vielleicht wird ja Tatum seine Regiekarriere mit dem Film fortsetzen.

Braucht Systemsprenger ein Remake? Nein. Doch es kann natürlich trotzdem ein guter Film werden. Zengel legte die Messlatte mit ihrer Performance allerdings so hoch, dass ich das Mädchen nicht beneide, das in ihre Fußstapfen treten wird.

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