Bond-Regisseur Sam Mendes erklärt, weshalb Skyfall besser war als Spectre

Links: Daniel Craig in Skyfall © 2012 MGM/Eon Productions
Rechts: Daniel Craig in Spectre © 2015 MGM/Eon Productions

Quelle: The Hollywood Reporter

Dieses Jahr feiert das James-Bond-Franchise sein 60. Jubiläum. Mit 25 Filmen und sechs unterschiedlichen 007-Darstellern innerhalb der offiziellen Reihe gehen die Meinungen auseinander, wer nun der beste Bond war und welcher Film die Krönung der Bond-Missionen darstellt. Natürlich sind Sean Connery und Goldfinger eine sehr häufig genannte Kombination aus Name und Titel, doch auch Daniel Craig hat mit seiner Bond-Interpretation über 15 Jahre und fünf Filme sehr viele Fans für sich gewonnen. Es ist allgemeiner Konsens, dass sein 007-Einstand Casino Royale und sein dritter Bond-Film Skyfall die Highlights seiner Amtszeit als Bond sind, während Ein Quantum Trost gemeinhin als der Tiefpunkt gilt, oder, um es in Craigs Worten auszudrücken, "a bit of a shit-show".

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Nach dem großen Erfolg von Casino Royale wurde Ein Quantum Trost als direkte Fortsetzung seines Vorgängers nur zwei Jahre später nachgereicht und diese Eile sowie der Autorenstreik Hollywoods haben maßgeblich zu den Drehbuchprobleme des Films beigetragen. Die vier Jahre Pause zwischen Ein Quantum Trost und Skyfall haben jedoch Wunder bewirkt. Craig kehrte zum 50. Film-Jubiläum des Geheimagenten 2012 unter Sam Mendes' Regie mit einem fulminanten Action-Blockbuster zurück, der Kritiker wie Zuschauer begeisterte. Es war der perfekte Sturm aus einem virtuos inszenierten Film mit atemberaubenden Bildern von Roger Deakins, einem auf Anhieb ikonischen Bond-Song von Adele und einem von Javier Bardem phänomenal gespielten Bösewicht, auch wenn dieser recht deutlich von Joker aus The Dark Knight inspiriert war.

Skyfall katapultierte Bond erstmals in ganz obere Blockbuster-Sphären. Als einziger Bond-Film gewann Skyfall gleich zwei Oscars und spielte weltweit mehr als eine Milliarde US-Dollar ein. Für mich ist es nicht nur Craigs bester Bond, sondern auch der beste Film seines Jahres und einer der besten Bond-Filme überhaupt. Die Erwartungen waren also sehr hoch für Mendes' Nachfolger Spectre, insbesondere mit der Rückkehr der ikonischen Schurkenorganisation und der Besetzung von Christoph Waltz als Antagonist, dessen Identität als Blofeld ein schlecht gehütetes Geheimnis war. Doch auch wenn Spectre nicht so schwach war wie Ein Quantum Trost war er für viele eine herbe Enttäuschung nach dem Höhenflug von Skyfall. Mit seinem letzten Bond-Auftritt Keine Zeit zu sterben reichte Craig zwar nicht an Casino Royale und Skyfall heran, es war jedoch ein versöhnlicher Abschied von der Rolle.

Vor wenigen Wochen feierte Skyfall sein 10. Jubiläum (kaum zu glauben, dass ich den Film vor zehn Jahren schon rezensiert habe!) und Mendes blickte im Gespräch mit dem Branchenblatt The Hollywood Reporter auf den Film zurück sowie auf den Unterschied zwischen ihm und Spectre. Auch in seinen Augen ist sein erster Bond-Film deutlich besser als sein zweiter und dafür sieht er einen eindeutigen Grund: Zeit.

Ausgerechnet finanzielle Schwierigkeiten von MGM, die die Produktion in der Vorbereitungsphase zehn Monate lang lahmgelegt haben, entpuppten sich als größter Segen für den Oscarpreisträger und seine Autoren John Logan, Neal Purvis und Robert Wade. Obwohl sie aus rechtlichen Gründen in der Zeit das Drehbuch nicht schreiben durften, nutzten sie die Zwangspause, um sich genau zu überlegen, was am bisherigen Entwurf funktionierte und was nicht und überlegten sich viele Ideen für das Skript, die später eingearbeitet wurden. Lediglich Ms Tod am Filmende war ein Element, das von Anfang an Teil der Geschichte war.

Diesen Luxus hatte Mendes bei Spectre nicht, denn nach dem Triumph von Skyfall verspürte er großen Druck, möglichst schnell einen Nachfolger abzuliefern, wie er erklärt hat: (aus dem Englischen)

Diese Filme sind sehr schwer zu schreiben. Diese zehn Monate Pause waren die Zeit, in der das Drehbuch wirklich Form angenommen hat, weil wir die Zeit hatten, neue Ideen auszuprobieren, wie Bond und Silva, die sich verbünden. Und diese Zeit hatte ich nicht, als wir Spectre gemacht haben. Und man kann den Unterschied beim Drehbuch sehen. Bei Spectre spürte ich Druck. Barbara (Broccoli) und Michael (G. Wilson) haben gewissen Druck auf Daniel und mich ausgeübt, den nächsten zu machen, also war das ein großer Unterschied. Dass die Leute gesagt haben "Wir wollen, dass du es machst" und mich leidenschaftlich umworben haben, war eine große Sache.

Das erklärt, weshalb Spectre trotz brillanter Sequenzen wie seiner Eröffnung in Teilen so unausgegoren wirkt. Ich denke da beispielsweise an die Enthüllung, aus Blofeld und Bond Adoptivgeschwister zu machen sowie die generelle Verschwendung des großartigen Waltz in dem Film.

Ein von Mendes erwähntes Element von Skyfall, das in dem finalen Film letztlich nicht verwendet wurde, war die aus Not heraus entstandene Zusammenarbeit von Bond und Bardems Silva. Mendes erklärte, weshalb er die faszinierende Idee verworfen hat:

Sie haben in der Mitte des Films zusammengearbeitet, nach einem unsicheren Waffenstillstand. Und das hat nicht funktioniert, denn Bond arbeitet alleine. Ja, manchmal hat er eine Frau an seiner Seite oder eine Partnerin bei seinen Missionen, aber es fühlte sich nicht richtig an, ihn mit einem anderen Alpha-Männchen zusammenzubringen. Bond braucht jemanden, gegen den er kämpfen kann, und diese Szenen existierten so lange, wie es gedauert hat, sie zu schreiben. Ich habe es gelesen und dachte: "Nein, das geht nicht."

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