Daniel Craig hält nicht viel von Ein Quantum Trost

Daniel Craig in Ein Quantum Trost (2008) © Eon Productions/MGM

Quelle: Empire

Jeder Trekkie kennt sie, die inoffizielle gerade/ungerade-Faustregel, nach der die Star-Trek-Filme mit gerader Zahl im Franchise besser sind als die mit ungerader. Auch wenn spätestens Star Trek: Nemesis diese Regel widerlegt hat, hatte sie lange Zeit Bestand. Umgekehrt kann inzwischen auch sagen, dass bei den James-Bond-Filmen aus der Ära Daniel Craig die ungeraden besser waren als die geraden. Nach dem Höhenflug mit Casino Royale, der das Franchise erfolgreich in die Gegenwart gebracht hat, folgte zwei Jahre später die Ernüchterung mit Ein Quantum Trost. Vier Jahre Pause nach dem Film taten der Reihe wirklich gut und mit Skyfall wurde zum 50. Bond-Jubiläum ein Meisterwerk veröffentlicht, das unglaubliche Erfolge an den Kinokassen und in der Kritik feierte. Sam Mendes' Rückkehr als Bond-Regisseur bei Spectre konnte den hohen Erwartungen nicht gerecht werden. Keine Zeit zu sterben bietet aktuell wiederum zwar keinen perfekten, aber doch recht versöhnlichen und gelungenen Abschied von Craigs Bond.

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Doch kehren wir kurz zu dem Film zurück, der für viele Fans gemeinhin als der schwächste aus Craigs Amtszeit als 007 gilt. Ein Quantum Trost versuchte ambitioniert, den Plot von Casino Royale direkt fortzusetzen, hatte jedoch schon im Vorfeld einige Probleme. Der Die Macher standen unter Druck, den Film pünktlich zum Kinostart 2008 abzuliefern und der Autorenstreik von 2007/2008 sorgte dafür, dass der Dreh ohne ein fertiges Drehbuch beginnen musste. Der ursprünglich angeheuerte Regisseur Roger Michell wollte nicht ohne ein zufriedenstellendes Skript drehen und wurde durch den Schweizer Marc Forster ersetzt. Jener hat zwar zuvor einige wirklich gute Dramen wie Monster’s Ball oder Wenn Träume fliegen lernen gedreht, hatte aber offenbar keinerlei Gespür für die Inszenierung von Actionszenen, wie die schlimm geschnittene Autoverfolgungsjagd am Anfang von Ein Quantum Trost schon gezeigt hat.

Mit nur 106 Minuten ist Ein Quantum Trost der kürzeste Bond-Film überhaupt und leider hat er auch keinerlei Substanz, Humor oder einen auch nur halbwegs interessanten Bösewicht. Zum Glück haben sich Craig und die Reihe mit Skyfall mehr als rehabilitiert, doch gerne blickt der Schauspieler auf den Film auch nicht zurück, wie er kürzlich im Gespräch mit der britischen Filmzeitschrift Empire erklärt hat: (aus dem Englischen)

Manchmal sehne ich mich nach dem Menschen zurück, der ich bei Casino Royale noch war. Manchmal ist zu viel Wissen nicht immer eine gute Sache. Ich war lange im Dunkeln darüber, wie die Dinge funktionieren, wie die Welt Bond wirklich sieht. Dann habe ich plötzlich begonnen, sie zu verstehen, und diese Last lag schwer auf mir. Wir haben Ein Quantum Trost gedreht, der, um es milde auszudrücken, ein Desaster war, und dieses ganze Gewicht hat dazu geführt, dass ich mich verschlossen habe. Zum Glück hat es sich seitdem immer mehr gelöst und ich habe versucht, diese Gefühl von Casino Royale wieder zu erreichen, nach dem Motto: "Komm schon, es ist James Bond, hab Spaß! Lasst uns eine gute Zeit haben." Ich meine, ich bin immer noch ein mürrischer Arsch.

Craig hat sich nie ein Blatt vor den Mund genommen, und seine drastische Aussage nach Spectre, er würde sich lieber die Pulsadern aufschlitzen als noch mal Bond zu spielen, bleibt unvergessen. Dass er auf Ein Quantum Trost nicht gerne zurückblickt, kann man auch gut nachvollziehen. Zum Glück fand er seine Begeisterung für die Rolle danach trotzdem zurück und brachte seine Bond-Karriere zu einem wirklich runden Abschluss.

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