Sony-Vorsitzender erklärt den Misserfolg von Men in Black: International

© 2019 Sony Pictures

Quelle: Business Insider

Auf Papier muss Men in Black: International für Sony wie eine Lizenz zum Gelddrucken ausgesehen haben. Die ersten drei Filme der Reihe spielten weltweit zusammengerechnet mehr als $1,6 Milliarden ein. Chris Hemsworth und Tessa Thompson haben als dynamisches Duo im Kassenhit Thor – Tag der Entscheidung super funktioniert. Regisseur F. Gary Gray inszenierte zuletzt mit Straight Outta Compton und Fast & Furious 8 zwei große Hits hintereinander. Und überhaupt findet sich doch sicherlich im Sommer ein Publikum für eine lockere Sci-Fi-Actionkomödie.

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Die Realität sah etwas anders aus. Wie fast alle nicht-Disney-Filme im Mai und Juni wurde Men in Black: International vom Avengers: Endgame-Hype verschluckt. Das Interesse der Kinogänger an einem neuen Film ohne Will Smith und Tommy Lee Jones hielt sich in Grenzen, und Hemsworths und Thompsons Beliebtheit im MCU ließ sich nicht einfach auf ein neues Franchise übertragen. Der Film startete in Nordamerika mit sehr mageren $30 Mio deutlich unter seinen Vorgängern. In anderen Ländern sah es nur marginal besser aus. Bis heute spielte der Film weltweit knapp $245 Mio ein. Das ist nicht einmal die Hälfte des Einspiels von Men in Black 3. Das einzige Land, in dem der Streifen noch nicht gestartet ist, ist Italien. Die deutschen Ergebnisse sehen besonders bitter aus. Nach vier Wochen hat Men in Black: International keine 400.000 Tickets hierzulande verkauft. Dabei waren es beim ersten Film noch 7,4 Millionen, beim zweiten 5,1 Millionen und beim dritten immerhin 2,3 Millionen.

Zum Glück für Sony kostete Men in Black: International in der Produktion nur $110 Mio (ohne Marketingkosten) und wird auf lange Sicht dank Heimkino-Verkäufen und Streaming-Lizenzen vielleicht knapp seine Ausgaben wieder einnehmen. Von einem Hit kann hier aber nicht die Rede sein.

Was ist schiefgelaufen? Ich denke, die Antwort, die die meisten geben würden, lautet: "Kein Will Smith. Kein Tommy Lee Jones." Doch Tom Rothman, der Vorsitzender der Sony Pictures Motion Group sieht es ein wenig anders: (aus dem Englischen)

Haben wir Fehlschläge eingesteckt? Men in Black: International war keine wirkliche finanzielle Enttäuschung, weil er letzten Endes zwischen $250 Mio und $300 Mio weltweit einspielen wird, aber es war sicherlich nicht der Neustart, auf den wir hofften.

[…] Ich denke, die Wahrheit ist, dass die Zuschauer den Film wirklich mochten und die Besetzung wunderbar war. Tessa (Thompson) und Chris (Hemsworth) waren großartig und haben gute Arbeit geleistet, aber wenn wir einen Fehler gemacht haben, dann war es, dass wir keine besonders starke Idee für die Geschichte hatten. Besonders wenn man sie zum Beispiel mit Jumanji vergleich, der eine sehr, sehr starke Idee hatte. Die Lektion daraus ist also, dass wir eine verdammt gute Erfolgsquote haben, aber man wird nie perfekt sein, und man muss weiter Risiken auf sich nehmen. Natürlich muss man versuchen, das Risiko zu minimieren. Im Fall von Men in Black hatten wir zwei Co-Geldgeber und das hat unser Risiko verringert. Aber ich glaube fest daran, dass man das Risiko im Filmgeschäft nicht eliminieren kann. Wenn man es versucht, eliminiert man Kreativität, und wenn man die Kreativität eliminiert, eliminiert man den Erfolg.

Es ist interessant, dass Rothman hier von Kreativität und Risiken spricht, denn Men in Black: International ist vielleicht nicht der schlechteste, aber definitiv der unkreativste und risikoärmste Blockbuster des Jahres. Hier wurde alles formelhaft und nach Schema F produziert. Kompetent, aber irgendwie maschinell. Marvel hat die Erwartungshaltung der Kinogänger an Sommer-Blockbuster inzwischen gehoben.

Auf die Frage hin, ob es das Ende der Reihe bedeuten würde, wollte sich Rothman nicht festlegen und sieht eine Zukunft für Men in Black:

Ich weiß nicht die Antwort darauf, weil wir mit dem Film noch nicht fertig sind. Der Film läuft immer noch in den Kinos, im Rest der Welt, also stell mir diese Frage nach allen Zusatzeinnahmen – nachdem der Film auf DVD, digital und über Video-On-Demand veröffentlicht worden ist. Ich meine, wir machen aktuell Zombieland 2, die Zuschauer sind richtig heiß darauf. Aber hätte man jemanden in meiner Position einige Wochen nach dem Kinostart des ersten Zombieland gefragt, ob ein zweiter kommen würde, wäre die Person direkt in die Irrenanstalt eingewiesen worden. Aber der Film hat sich prächtig entwickelt. Also bleibt Men in Black weiterhin ein sehr wichtiges Eigentum des Unternehmens und ich wäre sehr überrascht, wenn es der letzte Film wäre.

Ich habe keine Zweifel, dass wir früher oder später von einem Reboot oder Spin-Off hören werden, dann vielleicht etwas inspiriertes. Doch ich denke, dass Hemsworth und Thompson mit dem Franchise durch sind. Rothman spricht von $250 bis 300 Mio, doch der Film wird die $250 Mio nur ganz knapp knacken. Außerdem klingt seine Aussage über Zombieland 2 nach Quatsch. Gespräche über ein mögliches Sequel gab es seinerzeit bereits kurz nach em Start des ersten Films. Mit nur $23,6 Mio Budget und über $100 Mio Einspiel weltweit war der Film auch ein deutlicher Kassenerfolg. Der Vergleich zu Men in Black: International, der in der gleichen Enttäuschungsliga mitspielt wie Godzilla II: King of the Monsters, passt hier nicht ganz. Führt Euch das mal vor die Augen: Filme wie Annabelle, Pítch Perfect 2, Kindsköpfe und Pacific Rim: Uprising haben weltweit mehr eingenommen als der neue Men in Black. Immerhin hat Sony aktuell Spider-Man: Far From Home, der dank Disney/Marvel Geld scheffelt.

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