Kate Winslet bereut Zusammenarbeit mit Woody Allen und Roman Polanski

Links: Kate Winslet in Der Gott des Gemetzels © 2011 Constantin Film
Rechts: Kate Winslet in Wonder Wheel © 2017 Amazon Studios/Warner Bros. Germany

Quelle: Vanity Fair

Die #MeToo-Bewegung im Zuge der Harvey-Weinstein-Enthüllungen, hat nicht nur ein erschreckendes Muster an sexueller Belästigung und Missbrauch in der Film- und Serienindustrie offengelegt, sie rief vielen Menschen auch etwas ins Bewusstsein, was eigentlich schon längst bekannt war. Es ist kein Geheimnis, dass Roman Polanski 1977 die damals 13-jährige Samantha Gailey vergewaltigt hat. Nachdem sich der Richter nicht an die ursprüngliche Absprache einer sehr milden Strafe mit Aussetzung auf Bewährung halten wollte und ihm 50 Jahre Gefängnis drohten, floh Polanski nach Europa. Bei Wiedereinreise in die USA würde er sofort verhaftet werden. In Europa konnte er seine Regiekarriere jedoch erfolgreich fortsetzen und seine abscheuliche Tat hinderte Stars wie Sigourney Weaver, Ben Kingsley, Walter Matthau, Jodie Foster oder Johnny Depp nicht daran, mit ihm seitdem zusammenzuarbeiten. Für sein bewegendes Holocaust-Drama Der Pianist wurde er 2002 mit der Goldenen Palme in Cannes und 2003 mit dem Oscar für beste Regie ausgezeichnet – etwas, was im aktuellen Klima schlicht undenkbar gewesen wäre.

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Etwas komplexer ist die Situation beim gefeierten Filmemacher Woody Allen, der seit deb Neunzigern von Vorwürfen sexuellen Missbrauchs an Dylan Farrow, seiner und Mia Farrows Adoptivtochter, verfolgt wird. Neben Dylan und Mia, kamen diese Vorwürfe auch von Farrows und Allens leiblichem Sohn Ronan Farrow, der als Journalist eine entscheidende Rolle in der Aufdeckung von Weinsteins Skandal gespielt hat. Faktisch wurde Allen bis heute kein Missbrauch seiner Adoptivtochter nachgewiesen, doch das Stigma blieb über ihm hängen, und die Tatsache, dass er die erwachsene Adoptivtochter seiner damaligen Ehefrau Mia Farrow, Soon-Yi Previn, geheiratet hat, hat sicher nicht geholfen.

Die #MeToo-Bewegung rückte diese beiden Männer und den bisherigen wohlwollenden Umgang Hollywoods mit den beiden wider in den Mittelpunkt, und viele Darsteller und Produzenten, die mit beiden über die Jahre zusammengearbeitet haben, sagten sich plötzlich von ihnen los. So spendeten mehrere Darsteller von Allen letztem Film A Rainy Day in New York, darunter Selena Gomez, Rebecca Hall und Timothée Chalamet, demonstrativ ihre Gagen für den Film an Organisationen, die sich für Opfer sexuellen Missbrauchs einsetzen.

Eine Schauspielerin, die mit beiden Filmemachern vor gar nicht zu langer Zeit zusammengearbeitet hat und dies jetzt bereut, ist Oscargewinnerin Kate Winslet. Ihr neuster Film, die lesbische Romanze Ammonite mit Saoirse Ronan (Trailer), die beide Darstellerinnen ins Gespräch für die nächsten Oscars gebracht hat, feierte kürzlich bei den Filmfestspielen vom Venedig seine Weltpremiere. Zu diesem Anlass erklärte Winslet in einem Interview mit Vanity Fair mit sehr offenen Worten, dass sie es bedauert, mit Polanski und Allen gedreht zu haben und zu diesem Fehler steht: (aus dem Englischen)

Ammonite hat mir wirklich ins Bewusstsein gerufen, dass ich mich noch mehr dafür einsetze, das zu ehren, was die Frauen für sich in Filmen sagen wollen und wie wir dargestellt werden sollen, unabhängig von der sexuellen Orientierung. Denn das Leben ist verdammt kurz und ich würde gerne mein Bestes tun, um mit gutem Beispiel für jüngere Frauen voranzugehen. Wir geben ihnen eine ziemlich abgefuckte Welt weiter, also würde ich gerne meinen Teil geleistet und etwas echte Integrität gezeigt haben.

Zum Beispiel, weshalb zum Teufel habe ich mit Woody Allen und Roman Polanski zusammengearbeitet? Es erscheint mir unglaublich, wie diese Männer überall in der Industrie so angesehen waren und das so lange. Es ist fucking beschämend. Und ich muss die Verantwortung dafür übernehmen, dass ich mit beiden zusammengearbeitet habe. Ich kann die Uhr nicht zurückdrehen. Ich bedauere das, aber was haben wir, wenn wir nicht in der Lage sind, einfach fucking ehrlich darüber zu sein?

Winslet war 2011 in Polanski Theaterstück-Verfilmung Der Gott des Gemetzels neben Christoph Waltz John C. Reilly und Jodie Foster zu sehen, und spielte 2017 in Allens Wonder Wheel mit.

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