Links: Ferdia Shaw in Artemis Fowl © 2020 Disney+
Mitte: Warwick Davis in "Willow" © 2022 Disney+/Lucasfilm
Rechts: Kat Dennings in "Dollface" © 019 Hulu
Es ist gar nicht so lange her, da musste man, wenn man einen Film ohne Werbeunterbrechungen sehen wollte, die DVD oder Blu-ray in den Player reinschmeißen. Und wenn man einen aktuellen Titel noch nicht in der Sammlung hatte, dann half kurzfristig nur noch der Gang zum Saturn, zum MediaMarkt oder zur nächstgelegenen Videothek.
Wenn Ihr nicht gerade unter 20 seid, erinnert Ihr Euch ganz sicher noch an diese Zeiten. Heutzutage sind tausende Film- und Serientitel in bester HD-Qualität nur noch wenige Klicks entfernt, und das völlig legal. Streaming-Dienste dominieren den Markt und haben physische Medien aus dem Mainstream größtenteils verdrängt. Für einen verhältnismäßig geringen Preis (insbesondere verglichen zu früheren Leihgebühren der Videotheken) hat man Zugriff zu einer breiten Auswahl an Filmen und Serien, viele von ihnen sogar exklusiv für jeweilige Streaming-Anbieter produziert und anderweitig nicht erhältlich. Das spart Geld, aber natürlich auch Platz, da man sich nicht mehr Regale mit DVDs und Blu-rays vollstellen muss.
Würde man jedenfalls meinen, doch Filme auf Discs zu besitzen hat auch einen entscheidenden Vorteil: Niemand vom Studio wird eines Tages in Eure Häuser oder Wohnungen stürmen und verlangen, dass Ihr die DVDs und Blu-rays zurückgeben müsst. Man hat die Filme bzw. Serien erworben und kann sie nach Belieben schauen, während man bei Streaming-Diensten undurchsichtigen internen Entscheidungsprozessen ausgeliefert ist, nach denen Titel plötzlich über Nacht aus dem Sortiment verschwinden können.
Daran werden alle Disney+-Abonnenten morgen eindrücklich erinnert, denn der Streaming-Anbieter wird weltweit Dutzende Filme, Serien, Specials und Dokus löschen. Neben Eigenproduktionen von Disney+ gehören dazu auch einige Titel von Hulu, die international unter dem Star-Label von Disney+ erschienen sind. Betroffen sind vor allem kurzlebige Serien, aber auch einige Filme, die zum Teil noch gar nicht so lange auf Disney+ zu sehen sind. Falls Ihr also schon immer mal in die kürzlich abgesetzte "Willow"-Serie, die "Mighty Ducks"-Serie der in "Y: The Last Man" reinschauen wolltet oder Artemis Fowl trotz bescheidener Kritiken eine Chance geben wolltet, wäre jetzt höchste Zeit dafür, denn ab morgen sind diese und viele weitere Titel bei Disney+ nicht mehr verfügbar sein. Zu weiteren Opfern des Hausputzes gehören der Fantasy-Actioner The Princess mit Joey King, das Remake Im Dutzend noch billiger, Danny Boyles Miniserie "Pistol" und "Dollface" mit Kat Dennings.
Eine Auswahl der größten Serien- und Filmtitel, die betroffen sein werden, haben wir unten für Euch aufgelistet, die komplette Liste von mehr als 70 Titeln findet Ihr hier.
Serien
"Willow"
"The Hot Zone"
"Dollface"
"Everythuing’s Trash"
"Y: The Last Man"
"Little Demon"
"Pistol"
"Maggie"
"Die Helden der Nation"
"Big Shot"
"Mighty Ducks: Game Changer"
"The World According to Jeff Goldblum"
"Tagebuch einer zukünftigen Präsidentin"
"Die geheime Benedict-Gesellschaft"
"Just Beyond"
Filme
Artemis Fowl
Stargirl
Hollywood Stargirl
The Princess
Clouds
Rosalinde
Magic Camp
Timmy Flop: Versagen auf ganzer Linie
Im Dutzend noch billiger
Flora & Ulysses
Der einzig wahre Ivan
Doch wieso macht Disney+ das? Tja, das Stichwort heißt Sparmaßnahmen. Auch wenn die Filme und Serien im Prinzip aus dem eigenen Hause kommen, müssen dennoch sowohl Lizenzgebühren entrichtet werden als auch Tantiemen an die beteiligten KünstlerInnen, solange die Titel online verweilen. Nach einer internen Evaluation wurde ermittelt, welche wertgeminderten Titel des Streamers kaum abgerufen werden und damit vor allem Ballast sind. Diese Titel werden aus dem Programm genommen und können so abgeschrieben werden. Auf diese Weise soll Disney rund $1,5-1,8 Milliarden einsparen. Ob, wann und wo diese Titel in Zukunft noch auftauchen werden, ist vorerst unklar. Nach der Abschreibung darf Disney+ sie theoretisch anderen Lizenznehmern anbieten oder sie auch anderweitig im Heimkino veröffentlichen – beispielsweise auf DVD oder Blu-ray.
