Beste Kamera 2022: US-Verband der Kameraleute nominiert u. a. The Batman und Elvis

Links: Austin Butler in Elvis © 2022 Warner Bros. Pictures
Mitte: Robert Pattinson in The Batman © 2022 Warner Bros. Pictures
Rechts: Tom Cruise in Top Gun: Maverick © 2022 Paramount Pictures

Quelle: American Society of Cinematographers

In der 94-jährigen Geschichte der Oscars wurden lediglich sieben Frauen in der "Beste Regie"-Kategorie nominiert. Drei von ihnen haben gewonnen, zuletzt Jane Campion für The Power of the Dog vor einem Jahr, die als erste Frau ihre zweite Regie-Nominierung (nach Das Piano) erhalten hat. Es hat 82 Jahre gedauert, bis Kathryn Bigelow 2010 für Tödliches Kommando – The Hurt Locker als erste Regisseurin prämiert wurde. Das ist sind absurde Zahlen für eine Kategorie, in der bereits seit den 1930ern Jahr für Jahr fünf Nominierungsslots bereitstehen.

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Doch "Beste Regie" ist dennoch nicht die Oscarkategorie (geschlechtsspezifische Schauspielkategorien außen vor), die am stärksten von Männern dominiert wird. Diese zweifelhafte Ehre gebührt der Kategorie "Beste Kamera", in der in den letzten 94 Jahren nur zwei Frauen überhaupt nominiert wurden und keine einzige bis heute gewonnen hat. Erst 2018 wurde mit Rachel Morrison für Mudbound überhaupt eine Kamerafrau nominiert, gefolgt von Ari Wegner (The Power of the Dog) letztes Jahr. Wann es auch in dieser Kategorie eine Gewinnerin geben wird, kann man nicht sagen, doch Chancen stehen gut, dass dieses Jahr wieder eine Frau unter den Nominees sein wird.

Die American Society of Cinematographers (ASC), ein renommierter US-Verband von Kameraleuten, hat seine Nominierungen für die beste Kameraarbeit 2022 bekanntgegeben und diese geben eine gute Vorschau darauf, wie die Oscarnominierungen in der Kategorie aussehen könnten. Unter den fünf Kandidaten befindet sich mit Mandy Walker (Elvis) auch eine Frau, die nach Morrison und Wegner als dritte Frau eine ASC-Nominierung erhalten hat.

Die Überschneidung zwischen den 430 Mitgliedern der ASC (davon übrigens nur 18 Frauen) und den Kameraleuten, die als Academy-Mitglieder in der Kategorie abstimmen, ist hoch. Man muss schon 16 Jahre zurückgehen, um ein Jahr zu finden, in dem weniger als vier der fünf Oscaranwärter in der "Beste Kamera"-Kategorie zuvor von der ASC nominiert wurden. In mehreren Jahren seitdem war die Übereinstimmung zwischen den ASC- und den Oscarnominierungen perfekt, am häufigsten wurde jedoch vier ASC-Nominees auch für den Oscar nominiert. Die Überschneidung bei den Siegern ist deutlich geringer: Nur 16 der 36 bisherigen ASC-prämierten Kameraleute gewannen im selben Jahr auch den Kamera-Oscar. Dafür haben nur zwei Filme den Kamera-Oscar ohne vorige ASC-Nominierung gewonnen: Glory und Pans Labyrinth.

Roger Deakins, der für viele als der beste lebende Kameramann überhaupt gilt, erhielt für seine neuste Zusammenarbeit mit Sam Mendes, Empire of Light, seine sage und schreibe 17. (!) ASC-Nominierung und baute seinen Rekord weiter aus. Gewonnen hat er den ASC Awards bislang fünfmal, bei den Oscars wurde er nur zweimal prämiert (für Blade Runner 2049 und 1917). Mandy Walker wurde als einzige der fünf Anwärter zum ersten Mal von der ASC nominiert. Darius Khondji (Bardo) und Claudio Miranda (Top Gun: Maverick) erhielten in Vergangenheit schon jeweils zwei (erfolglose) Nominierungen, während Greig Fraser bereits zweimal gewonnen hat – bei nur zwei Nominierungen. Letztes Jahr räumte er mit Dune sämtliche Kamerapreise ab, darunter den ASC Award und den Oscar. Dieses Jahr ist er mit The Batman im Rennen. Die kompletten Nominierungen im Überblick:

Darius Khondji (Bardo, die erfundene Chronik einer Handvoll Wahrheiten)
Roger Deakins (Empire of Light)
Claudio Miranda (Top Gun: Maverick)
Mandy Walker (Elvis)
Greig Fraser (The Batman)

Im Gegensatz zu den Nominierungen der Szenenbildner-Gewerkschaft sind die Nominierungen der ASC dieses Jahr voller Überraschungen. So erhielt Avatar: The Way of Water, dessen Vorgänger den Kamera-Oscar gewonnen hat, nicht einmal eine Nominierung seitens der ASC. Überraschend sind auch verpasste Nominierungen für Im Westen nichts Neues und Babylon – Rausch der Ekstase sowie Janusz Kamiński für Steven Spielbergs Die Fabelmans. Kamiński hat bereits zwei Oscars gewonnen, jedoch noch keinen ASC Awards trotz sechs Nominierungen. Letztes Jahr wurde er von der ASC für West Side Story ebenfalls nicht nominiert, später aber von der Academy.

Ich gehe stark davon aus, dass mindestens einer der der vier genannten Filme (The Way of Water, Babylon, Im Westen nichts Neues, Die Fabelmans) einen der ASC-Nominees bei den Oscars ersetzen wird, vielleicht aber auch zwei. Ganz sicher ist lediglich eine Nominierung für Claudio Mirandas atemberaubende Kamera bei Top Gun: Maverick, die ihm höchstwahrscheinlich seinen zweiten Oscar nach Life of Pi einbringen wird.

Drei weitere Kameraleute wurden in der Spotlight-Kategorie nominiert, die 2014 ins Leben gerufen wurde, um kleinere Filme, die hauptsächlich auf Festivals oder nur in wenigen Arthouse-Kinos liefen, anzuerkennen:

Sturla Brandth Grøvlen (War Sailor)
Kate McCullough (The Quiet Girl)
Andrew Wheeler (God’s Country)

Die Sieger der diesjährigen ASC Awards werden am 5. März gekürt. Welche Filme hatten Eurer Meinung nach die beeindruckendste Kameraarbeit letztes Jahr?

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