
Liebe Filmfutter-LeserInnen,
Der zweite Tag des Fantasy Filmfests 2014 in Köln ist vorüber und obwohl ich bereits einige in Ansätzen ziemlich interessante Filme gesehen habe, fehlt mir unter den ersten sechs Streifen ein wirkliches Highlight. Doch das ist nicht weiter schlimm, denn mich erwarten ja noch zehn Tage und mehr als 30 weitere Filme und erfahrungsgemäß habe ich selten meinen Festival-Favoriten in den ersten Tagen gesehen. Vielleicht hängt das ja auch mit der Grundstimmung zusammen – man braucht schon Zeit, um in diese verrückte, vom Alltag weit entfernte und doch so wunderbare FFF-Stimmung hineinzukommen. Auch wenn die vier Filme von Tag 2 sich mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht unter meinen Lieblingen am Ende befinden werden, haben sie mich dennoch durch ihre unterschiedlichen Genres ins Fantasy Filmfest 2014 wirklich "hineingezogen".
Zu sehen gab es nämlich einen obligatorischen Asia-Actioner, eine schräg-überdrehte Horrorkomödie mit Gastauftritten diverser Genre-Stars und zwei Filme, die man zwar mit dem selben Satz beschreiben könnte ("Eine seltsame sexy Frau lockt männliche Opfer in den Tod und zieht sich dabei häufig aus"), die aber dennoch kaum unterschiedlicher sein könnten. Hier begegneten sich Hochglanz-Trash und hohe Filmkunst. Los geht’s mit unserem zweiten Eintrag:
TAG 2

Doch keine Sorgen, auch den Go-ignoranten Zuschauern wird hier was geboten – und zwar eine Art Ocean’s Eleven mit vielen blutigen Kampfeinlagen. Bereits die ersten Filmszenen ziehen den Zuschauern atemlos ins Geschehen hinein. Jung Woo-sung spielt Tae-seok, einen Go-Profi, der seinem spielsüchtigen Bruder bei einem illegalen Go-Spiel hilft. Doch die bösen Buben betrügen noch besser und die beiden verlieren. Nicht nur das Spiel – Tae-seok verliert ein Auge, und sein Bruder sein Leben. Der Mord wird Tae-seok in die Schuhe geschoben. Sieben Jahre sitzt er ein, wird noch besser in Go und lässt aus sich zudem eine Kampfmaschine ausbilden (in Südkorea können wirklich alle Martial Arts, oder?). Sobald er auf freiem Fuß ist, versammelt er ein Team (mit illustren Codenamen wie Drinking Christ oder Carpenter), um es dem Gangsterboss Sal-soo (Lee Beom-soo) heimzuzahlen. Doch anstatt die böse Bande einfach totzuprügeln (wozu der Held offensichtlich in der Lage wäre), gilt offensichtlich das Motto, sie alle erst einmal in Go zu blamieren.
Geprügelt wird viel, Blut fließt reichlich (nach Yellow Sea und New World wird hier wieder die Annahme bestätigt, dass südkoreanische Gangster Schusswaffen hassen müssen und stattdessen nur mit Messern und Macheten kämpfen). Noch mehr Zeit wird jedoch mit den Go-Spielen verbracht. Zwar tut der Regisseur sein Bestes, um auch diese spannend für den Zuschauer zu gestalten. Das gelingt aber nur teilweise und gerade in diesen Momenten verliert der Film dann einen Go-unbedarften Zuschauer wie mich. Die Action ist dafür toll choreographiert, doch leider nach einem starken, düsteren Einstieg in den Film, verfällt er häufig leider Albernheiten à la Ocean’s Eleven und Co. Mit jenen Filmen ist natürlich nichts verkehrt, doch der Ton schwankt hier zu sehr zwischen düsterem Rachethriller, einem "Heist-Movie" und einer philosophischen Überlegung über Go. Ich schiebe es mal auf kulturelle Unterschiede. 3/5

Hypnotisch. Auf die Gefahr hin, dasselbe zu sagen, wie fast jede andere Kritik zu dem Film, benutze auch ich dieses Wort. Meditativ. Geheimnisvoll. Nachdenklich. Mit all diesen Adjektiven kann man Under the Skin beschreiben. Doch auch Worte wie prätentiös, abgehoben, sperrig, zäh und bedeutungsarm werden sicherlich fallen. Wer Recht hat, liegt hier, mehr denn je, im Auge des Betrachters. Die Wahrnehmung eines Films hängt immer von der Person, dem Denken und der Gefühlswelt des Zuschauers ab, doch sehr selten reflektiert ein Film seine Zuschauer so sehr wie Under the Skin. Das passt, denn es ist eine Geschichte über die Menschlichkeit und was diese ausmacht – eine philosophische Frage, auf die jeder eine andere Antwort hat und mit der viele sich schlicht nicht auseinandersetzen möchten. Scarlett Johansson ist hier nicht nur außerirdisch schön, sondern sie spielt auch eine Außerirdische, die die Aufgabe hat, mit ihren Reizen, Männer in eine Falle zu locken, wo sie von ihren "Auftraggebern" konsumiert werden. Das ist eigentlich auch schon der gesamte inhaltliche Abriss, der im Vorfeld eine neue Version des Erotik-Horrors Species vermuten ließ. Ja, so wäre Species vielleicht auch geworden, hätte Alejandro Jodorowsky ihn inszeniert. Nach einem Drehbuch von David Lynch. Auf LSD. Jodorowsky hat einst über seinen Film El Topo gesagt: "Wenn du großartig bist, dann ist El Topo ein großartiger Film. Bist du beschränkt, dann ist El Topo auch beschränkt". Im Falle von Under the Skin, gebe ich zu, dass ich nach dieser Logik offensichtlich zumindest etwas beschränkt bin. Denn bei all den wirklich beeindruckenden und einnehmenden Bildern, der unter die Haut (!) gehenden Musikuntermalung von Mica Levi und Scarlett Johanssons enigmatischem Spiel (in Lucy war sie trotzdem noch besser!), bleibt es stellenweise auch ein frustrierender, abweisender Film, zu dem ich besonders gegen Ende, während des menschlichen "Erwachens" der Hauptfigur, immer weniger den Zugang gefunden habe.
Ich bewundere den Film, doch ich liebe ihn nicht. Ich zieh den Hut vor den Machern und der mutigen Hauptdarstellerin, doch als Experiment ist Under the Skin für mich nicht völlig gelungen. Ich habe versucht mich auf ihn einzulassen, wirklich, aber in der Beziehung zwischen mir und diesem Film mangelte es irgendwann einfach an Gegenseitigkeit. 3,5/5

Mit "Gothic" hat Suburban Gothic eigentlich nicht viel zu tun. Vielleicht wäre er ja gerne wie Beetlejuice, doch dazu ist der Film einfach nicht frech genug und wirkt trotz diverser netter Ideen leider häufig "heruntergekurbelt". Bates Jr. verleiht dem Film durch stark übersättigte Farben einen interessanten Look, vor dessen Hintergrund einige CGI-Effekte leider sehr billig wirken. "Criminal Minds"-Star Matthew Gray Gubler und Kat Dennings, die ihren bissigen Humor bereits in "2 Broke Girls" gut unter Beweis stellt, machen ein dynamisches Paar her, doch ihre Manierismen und Exzentritäten sind auch häufig an der Grenze zum Nervigen. Ray Wise als strenger Arschloch-Vater macht hier die beste Figur, während die kurzen Gastauftritte von Jeffrey Combs (Re-Animator)und Trash-König John Waters das Werk etwas veredeln. Doch im Gegensatz zum cleveren und unter die Haut gehenden Excision, hat Suburban Gothic den filmischen Nährwert einer bunten Bonbontüte. Für eine Horrorkomödie ist er nicht durchgehend lustig genug; für eine Satire über den Horror der US-amerikanischen Vorstädte (seit jeher ein beliebtes Thema in Horrorfilmen) bleibt er zu sehr an der Oberfläche. Hier werden Erinnerungen an Odd Thomas wach. Beide sind anspruchslos unterhaltsam, jedoch ist Suburban Gothic stellenweise zu bemüht "cool". Bei einem Filmabend mit Genre-geneigten Freunden wäre Suburban Gothic wahrscheinlich kein Fehlgriff, doch es gibt auch keinen wirklich Grund, sich unbedingt für ihn zu entscheiden. 2,5/5

De la Huerta spielt Abby, eine Krankenschwester, deren Hobby es ist, Männer zum Fremdgehen zu verführen und sie dafür mit dem Tod zu bestrafen. Neuerdings hat aber eine Frau ihr Interesse geweckt, die Anfängerin Danni (Bowden). Als diese aber nach einer heißen Nacht mit viel Alkohol nichts mehr von Abby wissen will, brennen der Männermörderin die Sicherungen durch.
Nurse 3D weiß, was es ist, und bewegt sich auch strikt in diesem Rahmen. Man sollte aber auch keine Spaßgranate von der ersten bis zur letzten Minute erwarten. Die erste Stunde ist überraschend zurückhaltend und nicht annähernd zu blutig und trashig, wie der Film einen gerne glauben lassen würde. Erst in den finalen 20 Minuten geht der Spaß so richtig (blutig) los und erst dann kommen dann auch die spärlichen 3D-Effekte wirklich zum tragen. Leider geht das auch mit einigen mäßigen CGI-Effekten einher. Paz de la Huerta verblüfft durch das schläfrig-monotone Herunterbeten von ihrem Dialog. Soll es Absicht gewesen sein oder war sie beim Dreh einfach nur high? Wahrscheinlich etwas von beidem. Katrina Bowden hat nicht viel zu tun, außer hübsch auszusehen und das meistert sie vorbildlich. Schade nur, dass der Film lange braucht, um in Fahrt zu kommen und die Ereignisse sich dann so schnell überschlagen, dass es gerade dann vorbei ist, wenn es am meistem Spaß gemacht hat. Können wir bitte eine Fortsetzung haben? 3/5
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Am dritten Tag wird es weniger phantastisch und stattdessen bodenständig und realitätsbezogen. Gewalttätige Neo-Nazis, Drogenschmuggler und verrückte Hacker statt Aliens und Geistern – Euch erwarten Kurzkritiken zu Supremacy, The Mule und Open Windows.








