"Daredevil"-Star Élodie Yung im Interview: "Sie ist eine Soziopathin"

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FF: Elektra ist vermutlich das größte Mysterium von allen Hauptcharakteren der Serie. Was will sie vom Leben und liegt Matt ihr wirklich am Herzen?

EY: Über die gesamte Staffel hinweg, enthüllen wir nach und nach neue Schichten ihrer Persönlichkeit. Man sieht ihre verschiedenen Facetten und am Ende der Staffel ist man in der Lage, sie zu verstehen. Matt war ihre erste, vielleicht sogar einzige Liebe. Er lag ihr definitiv sehr am Herzen. Was den Grund ihrer Rückkehr in sein Leben angeht, nun das ist die große Frage…

FF: Sie hat eine sehr verdrehte Moral.

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EY: Hat sie überhaupt eine? Das ist auch die Frage. Sie ist eine Soziopathin. Sie fragt sich nicht, ob etwas gut oder schlecht ist. Sie macht einfach Dinge, die ihr helfen, von einem Punkt zum nächsten zu gelangen. Anfangs zumindest…

FF: Im Gegensatz zu Daredevil, sind Elektra und der Punisher bereit, ihre Gegner zu töten. Worin liegt aber der Unterschied zwischen dem Punisher und Elektra?

EY: Der Punisher will Rache. Er tötet, weil die Menschen, die er tötet, es in seinen Augen verdienen. Elektra ist in unserer Geschichte nicht durch Rache motiviert. Sie tötet, weil es für sie das Einfachste ist. Wieso soll sie mit jemandem reden, wenn sie die Person einfach verstummen lassen kann, indem sie sie tötet? Es ist einfach und es bringt sie zum nächsten Punkt. Ganz einfach. Sie entledigt sich der Dinge und anderer Menschen, wie eine Soziopathin es tun würde.

Elodie Yung Interview Daredevil 2

FF: Du hattest bereits Erfahrungen mit Martial Arts. Wie hat Dir das bei der Vorbereitung auf die Rolle geholfen und wie viel Neues musstest Du lernen?

EY: Bei einer Serie wie diesen hat man keine Zeit, sich im Vorfeld vorzubereiten. Bei Filmen würde ich immer um mindestens einen Monat fürs Training bitten, wenn der Part sehr physisch geprägt ist. Es ist nicht so, als würde man nur zwei Stunden lang eine Kampfszene drehen. Man dreht den ganzen Tag, manchmal mehrere Wochen. Bei "Daredevil" hatten wir den Luxus nicht. Das Gute an meinem Hintergrund ist, dass ich seit langer Zeit Karate mache und auch Erfahrungen mit Muay Thai habe. Ich habe außerdem Actionszenen in Vergangenheit gehabt. Ich war also mit dem Vorgehen bei Actionfilmen vertraut und war in der Lage, die Choreografien auf Anhieb zu lernen. Es war aber auch dem unglaublichen Stunt-Team und meinem Stunt-Double zu verdanken. Dennoch, nach einem Nachtdreh tut einem am Morgen alles weh. Man muss ein Bad nehmen und es die nächsten Tage langsamer angehen. Es ist physisch wirklich fordernd, aber es zahlt sich auch aus. Die Actionszenen sind wunderschön choreografiert und sie sehen extrem cool aus.

FF: Hat Elektra eine Zukunft im Marvel Cinematic Universe?

EY: Ich habe ehrlich keine Ahnung, aber ich hoffe es. Das wäre so cool!

FF: Obwohl Du aus Frankreich kommst, hast Du Dich in den letzten Jahren auf deine Arbeit in US-amerikanischen Filmen und Serien konzentriert. Denkst Du je darüber nach, nach Frankreich zurückzukehren?

EY: Es war nie eine bewusste Entscheidung. Ich habe nicht einmal das Gefühl, Frankreich verlassen zu haben. Wenn überhaupt, dann haben sie mich rausgeworfen. (lacht) Es kam alles von meiner Leidenschaft fürs Theater. Ich studierte Jura an der Uni, aber ich war gelangweilt. Ich hatte die Gelegenheit, die London Academy of Music and Dramatic Art zu besuchen und es gab dort keinen Druck die Bestleistung abzuliefern, wenn man in einem Kurs war. Dann kamen Angebote aus Amerika und alles lief seinen Weg. Ich habe mich nie entschieden, Frankreich unbedingt verlassen zu müssen. Aus irgendeinem Grund war man mir nicht sehr offen gegenüber in Frankreich. Es bricht mir nicht mehr das Herz, das ist das Leben. Ich bin zuversichtlich, dass ich zurückkehren werde. Hoffentlich.

von Arthur Awanesjan
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Alle 13 Folgen der 2. "Daredevil"-Staffel werden ab 18.März, 9:00 über Netflix Deutschland abrufbar sein. Hier ist ein Vorgeschmack:

Alle Bilder © Netflix