The Last Airbender, USA 2010 • 103 Min • Regie: M. Night Shyamalan • Mit: Noah Ringer, Dev Patel, Nicola Peltz, Jackson Rathbone, Cliff Curtis, Shaun Toub, Aasif Madvi • FSK: ab 6 Jahren • Kinostart: 19.08.2010 • Offizielle Facebook-Seite
Inhalt

Hintergrund
Die Legende von Aang (OT: The Last Airbender) ist die Adaption der beliebten Serie "Avatar – Der Herr der Elemente". Die drei Staffeln der Animationsserie liefen von 2005 bis 2008 auf dem Sender Nickelodeon und mauserten sich schnell zum Aushängeschild des Unternehmens. Die amerikanische Produktion war nicht nur inhaltlich, sondern auch formell stark von ostasiatischen Einflüssen durchzogen. Der Zeichenstil ist ein origineller Hybrid aus japanischem Anime und westlichem Zeichentrick. Das zentrale Elemente der Show, das sogenannte „benden“ (dt. „bändigen“) der vier Elemente, ist von ostasiatischer Kampfkunst inspiriert (schnelle, impulsive Bewegungen des Shaolin-Kung-Fu für das Feuer oder die fließenden Bewegungsabläufe des Tai-Chi für Wasser), genauso wie viele andere Mythen oder Philosophien der Sendung.
Bis heute existiert eine treue Fangemeinde; Comics und eine nicht minder gefeierte Sequel-Serie, "Die Legende von Korra", waren die Folge.
Regisseur M. Night Shyamalan erlangte durch den Überraschungshit The Sixth Sense mit Bruce Willis und Haley-Joel Osment rasch Weltruhm. Die Legende von Aang ist das bis dato größte Projekt des indisch-stämmigen Regisseurs. Das Budget betrug 150 Millionen US-Dollar, die Drehzeit knapp drei Monate.
Kritik
Zu Anfang muss deswegen eine Lanze gebrochen werden: Die Legende von Aang ist bei weitem nicht so schlecht, wie einen Fans und Kritiker glauben machen wollen.
Im Gegenteil, der Film ist eine weitgehend werkgetreue Adaption der wunderbaren Trickserie und ein gelungener, kindlicher Fantasy-Blockbuster. Mit seiner pazifistischen Grundbotschaft und seinem Bekenntnis zu dieser reinen Fantasy-Welt ist er eine willkommene Abwechslung zu immer größeren, immer lauteren, immer kälteren und vermehrt auch immer zynischeren Jugendfilmen. Immerhin: Im wenige Jahre vorher veröffentlichten Goldenen Kompass durften die Guten den Bösen noch in Großaufnahme den Kiefer herausreißen.

Das Drehbuch knirscht lediglich bei den Dialogen, dort dafür aber gewaltig. Jeder Film, der sich einen Off-Erzähler leistet, der die Szenenübergänge notdürftig zusammenkleistert, sollte herausragend gute Texte anbieten. Die Legende von Aang bietet meist leider nur aufgeschriebene – und demnach leider auch meist so aufgesagte – Exposition. Entweder Erklärungen des Offensichtlichen, Wiederholung von bereits Gezeigtem oder auch solche Momente, die besser verbildlicht worden wären. „Ich bin Prinz Zuko, Thronfolger des Feuerlords“, brüllt demnach Dev Patel bei seinem ersten Auftritt. Ungeschickt.
Dass dieser Ansatz, den die Darsteller von angestrengt (Hauptdarsteller Ringer) über angemessen (Patel) bis zu ausgezeichnet (Toub) spielen, vom Publikum und Kritik weitestgehend mit Spott bedacht wurde, sagt wohl mehr über unsere Sehgewohnheiten denn wirkliche Qualität aus. In Zeiten, in denen brutaler Zynismus wie Transformers 4: Ära des Untergangs oder betont ironischer, zusehends aber auch infantiler Comic-Quatsch wie Guardians of the Galaxy die Bestenlisten beherrschen, ist Shyamalan vielleicht einfach der falsche Mann zur falschen Zeit am falschen Ort. Ein Autorenfilmer, inkompatibel mit den Sehgewohnheiten der Traumfabrik.

Das hätte allerdings bedeutet, dass die Zuschauer auf zwei der schönsten Action-Szenen hätten verzichten müssen. Diese verdienen ohnehin gesondertes Augenmerk und besonderes Lob, denn hier kann Die Legende von Aang glänzen. Lange Sequenzen dieser Choreographien sind als One-Shot, also ohne erkennbaren Schnitt gedreht. Statt stakkatoartiger Momenteindrücke bietet der Film dadurch elaborierte Kampfkunstdarbietungen. Insbesondere der Kampf im verlassenen Tempel von Aangs Volk sowie die Schlacht gegen Ende bleiben im Gedächtnis. Für die Kamera verantwortlich zeichnet immerhin Herr-der-Ringe-Veteran Andrew Lesnie.

Ein großes Problem des Filmes ist, wie schon erwähnt, seine Materialfülle. Gerade die sehr schöne, ostasiatische Mythologie und Spiritualität hagelt ungebrochen auf den Zuschauer ein. Welche Bedeutung diese zwei Koi-Karpfen am Ende weswegen gehabt haben, erschließt sich wohl lediglich Serienkennern, die bereit sind, Lücken im Kopf zu schließen, vollständig. Ein Problem, welches Fans der Harry-Potter-Filme nur zur Genüge kennen dürften.
Fazit
Viel Feind, wenig Ehr'. Für M. Night Shyamalan ging der Abstieg von der Skyline zum Bordstein auch mit Die Legende von Aang unaufhaltsam weiter. Der Film floppte, weitere Teile des erhofften Franchises blieben bis heute aus. Unverdient. Der Film ist ein phantastischer Blockbuster, der sich seiner Vorlage achtungsvoll nähert und einen willkommen Ruhepol gegen immer lautere und hysterischere Blockbuster bietet, die sich vermeintlich an Jugendliche richten. Zwischen all diesen Divergents, City of Bones, Percy Jacksons oder Ähnlichem hätten sowohl der Film als auch sein Macher etwas mehr Achtung verdient gehabt.

