L’Écume des jours, F/BE 2013 • 125 Min (frz. Fassung)/94 Min (intl. Fassung) • Regie: Michel Gondry • Mit: Romain Duris, Audrey Tautou, Gad Emaleh, Omar Sy, Aïssa Maïga, Laurent Lafitte, Alain Chabat • FSK: n.n.b. • Kinostart: 3.10.2013 • Deutsche Website
Handlung
In einer imaginären Epoche – Elementen verschiedener Zeiten, von 1947 (Datum des Romanes) bis heute, mischen sich – lebt in Paris der müßige und verträumte Colin (Romain Duris, L’Auberge Espagnole – Barcelona für ein Jahr, Mademoiselle Populaire). Seine Zeit verbringt er mit seinem Freund Chick (Gad Elmaleh, Liebe um jeden Preis, Und nebenbei das große Glück) und seinem Koch und Anwalt Nicolas (Omar Sy, Ziemlich beste Freunde, Ein Mordsteam). Doch fühlt sich Colin nicht glücklich: ihm fehlt die Liebe. bis er Chloé (Audrey Tautou, Die fabelhafte Welt der Amelie, Nathalie küsst) auf einer Party kennen lernt. Einige Zeit später heiraten die beiden. Ihr Glück währt aber nicht lange: bald wird Chloé krank, Colin wird von finanziellen Problemen eingeholt und der Horizont verdunkelt sich für das Paar…
Kritik
Die Verfilmung eines Romans ist immer eine schwierige Aufgabe. Die Erwartungen der Leser und künftigen Zuschauer sind immer sehr groß und auf dem Film lastet die Bürde, die Vorstellungen der Leser in treue Bilder zu umzusetzen. Buchverfilmungen sind häufig zur Mittelmäßigkeit verurteilt: im besten Fall ist der Film eine treue Adaptation, die aber nichts Neues bringt; im schlimmsten Fall wird er gehasst, weil er den Vorstellungen des Lesers nicht entspricht. Im Fall von Der Schaum der Tage vom surrealistisch geprägten französischen Kultautor Boris Vian war das Unterfangen noch riskanter für den Regisseur, Michel Gondry (Vergiss mein nicht!, Science of Sleep), da in Frankreich der Roman ein Klassiker der Literatur ist: er gehört zu den Pflichtlektüren der Selbstbildung aller Jungendlichen, die daher eine besondere und emotionale Bindung an den Roman haben. Diesen Nachteil hat der Film in Deutschland zwar eher nicht, da die Vorlage hier so gut wie unbekannt ist. Es wäre interessant gewesen, die Resonanz des deutschen Filmpublikums, d.h. eines Publikums ohne Vorurteile, zu beobachten. Leider kommt Der Schaum der Tage nach Deutschland, wie überall außerhalb von Frankreich, in einer 36 Minuten kürzeren, internationalen Fassung. Es ist schade, dass nicht mehr von dem Publikum erwartet wird und dass die Studios sich nur trauen, eine vorgekaute Version (was aber kein Erfolgsgarant ist!) hier herauszubringen, auch wenn diese Version vom Regisseur selbst gekürzt worden ist…
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Von den ersten Minuten des Films an wird der Zuschauer in eine überschäumende Stimmung eingetaucht. Die Welt, die Michel Gondry erschaffen hat, ist voll mit Erfindungen (dazu zählen u.a. ein Cocktail-Klavier, eine Klingel mit Füssen und der Vorläufer des Internets), bizarren Phänomenen (die Beine der Tänzer strecken sich unverhältnismäßig, ein Zimmer wird rund, wenn die Musik von Duke Ellington gespielt wird, usw.) und weiteren lustigen Details. Das Gesamte ist visuell sehr effektiv und die Entdeckung dieser Welt – die Gondry selbst als „Retro-Futurismus“ bezeichnet – in der ersten Hälfte des Films macht Spaß. Die visuellen Effekte und der Bilderreichtum, die man als eine visuelle Übersetzung der blumigen und erfinderischen Sprache der Vorlage interpretieren kann, sind fast zu viel und machen es gleichzeitig amüsant und anstrengend, den Film zu sehen. Die Sprache erweitert diese besondere und chaotische Welt noch mehr. Wenn die Französischkurse aus der Schulzeit einige Spuren bei Euch hintergelassen haben, kann man nur empfehlen, den Film im Original zu sehen, um die sprachlichen Köstlichkeiten zu genießen: Wortspiele, Wortneuschöpfungen und Stil-Spiele sind zahlreich.
Gondry hat sich mit guten Schauspielern umgegeben. Romain Duris stellt einen guten Colin dar, und Audrey Tautou eine gute Chloé und das Paar Duris-Tautou, das schon in L’Auberge Espagnole – Barcelona für ein Jahr gemeinsam vor der Kamera stand, funktioniert immer noch ganz gut : die beiden Schauspieler haben offensichtlich Spaß, sich gegenseitig das Stichwort zu geben, und die Chemie vor der Kamera ist spürbar. Der neue Publikumsliebling Omar Sy fühlt sich wiederum wie ein Fisch im Wasser in der verrückten Welt des Films. Diese Besetzung sollte als ein Erfolgsgarant wirken – und so hat sich Gondry das wahrscheinlich auch gedacht. Man ist aber ein bisschen enttäuscht, dass die Schauspieler, auch wenn sie ihren Job solide leisten, nicht mehr Raum bekommen haben, um ihre schauspielerischen Talente zu entfalten: es ist als ob die Stimmung und die Visuals des Films sie erdrücken würden.
Trotz seiner zahlreichen Qualitäten schafft der Film es deshalb leider nicht, die Aufmerksamkeit des Zuschauers dauerhaft zu fesseln. Nach der Entdeckung der fabelhaften Welt und dem Beginn der Liebesgeschichte entwickelt sich der Plot nur noch mühsam. Die dramatische Entwicklung der Liebesgeschichte ist nicht so bewegend, wie man es erwarten würde, sondern tendiert dazu, den Zuschauer zu langweilen. Es liegt vor allem daran, dass die Geschichte von Colin und Chloé, so dramatisch sie auch ist, sehr distanziert dargestellt wird und keine Emotionen bei dem Zuschauer hervorruft. Die Nebengeschichte von Chick, der sein Leben seiner Leidenschaft für den Philosophen Jean-Sol Partre (hier ist natürlich eine Parodie von Jean-Paul Sartre zu erkennen) widmet, erscheint ziellos und interessiert kaum.
Der Film ist insgesamt enttäuschend. Wie schon erwähnt, kommt er in einer gekürzten Fassung in die deutschen Kinos; es kann also natürlich sein, dass die französische Langfassung besser ist und im Zweifelsfall sollte man diese sehen, um den Film endgültig beurteilen zu können.
Fazit
Trotz der Anwendung von vielfältigen, einfallsreichen visuellen Effekten und einer guten Rollenbesetzung, überzeugt der Film nicht und stellt die zentrale dramatische Liebesgeschichte emotionslos dar.
L'Écume des jours, F/BE 2013 • 125 Min (frz. Fassung)/94 Min (intl. Fassung) • Regie: Michel Gondry • Mit: Romain Duris, Audrey Tautou, Gad Emaleh, Omar Sy, Aïssa Maïga, Laurent Lafitte, Alain Chabat • FSK: n.n.b. • Kinostart: 3.10.2013 • Deutsche Website
Handlung
In einer imaginären Epoche...Der Schaum der Tage (2013)
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