Das Wochenende, DE, 2012 • 98 Min • Regie: Nina Grosse • Mit: Katja Riemann, Tobias Moretti, Sebastian Koch, Sylvester Groth, Barbara Auer, Robert Gwisdek, Elisa Schlott • FSK: ab 12 Jahren • Kino-Start: 11.04.2013 • Offizielle Website
Handlung

Hintergrund
Mit „Der Vorleser“ landete der Jurist und Schriftsteller Bernhard Schlink einen Welterfolg. Das Buch um die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und den Umgang der jungen Generation mit der Schuldfrage wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt, erklomm die Bestseller-Liste der „New York Times“ und zog eine starbesetzte Verfilmung nach sich, die Kate Winslet ihren ersten Oscar einbrachte. Schlink blieb als Schriftsteller nicht untätig. Über zehn Jahre später schrieb er die Romanvorlage für „Das Wochenende“. Nach dem Nationalsozialismus widmete er sich in diesem Buch dem RAF-Terror. Bei der Kritik fiel der Roman seiner Zeit allerdings weitestgehend durch.
Die Verfilmung übernahm knapp fünf Jahre später Regisseurin und Drehbuchautorin Nina Grosse, die vorher unter anderem „Feuerreiter“ (1998) und „Der verlorene Sohn“ (2009, nicht zu verwechseln mit dem verlorenen Sohn von Angelina Jolie) drehte. Das ZDF produzierte mit, Geld wurde von mehreren großen Filmförderanstalten zur Verfügung gestellt.
Kritik

Grosses Adaption der Geschichte von Schlink ist biederes, deutsches Befindlichkeitskino. Die spannenden moralischen Konflikte und Fragen, die man aus den Taten der RAF ableiten könnte, werden auf simple Schwarz/Weiß-Darstellungen heruntergebrochen. Die RAF hat Leute getötet, und das ist nicht in Ordnung. Aber die RAF wollte ja was verändern, und das ist schon in Ordnung. Mehr Facetten gewinnt Grosses Drehbuch dem Szenario nicht ab. In wenigen Momenten zeichnen sich interessante Aspekte der Thematik ab. „Du bist Pop“, erklärt Henner (Sylvester Groth) seinem ehemaligen Mitstreiter Jens verschmitzt und reicht ihm ein T-Shirt mit Fahndungsplakat-Aufdruck. „Gibt’s in Neuköln auf dem Flohmarkt“, erzählt er freudig. Während Jens im Gefängnis saß, schrieb Henner ein Buch über die Ereignisse und konnte davon gut leben. Seine große Liebe Inga ist jetzt mit dem Edelkonditor Ulrich liiert. Diese Brüche sind da, werden aber nie weiter verfolgt.

Am Ende stehen Vater-Sohn- beziehungsweise Mann-Frau-Konflikte im Zentrum. Wer Jens tatsächlich verraten hat, wird in einer Szene am Ende schlicht gesagt. Welche Auswirkungen das hat?
Egal.
Fazit
„Das Wochenende“ ist eine der anstrengendsten Arten von Filmen, über die man schreiben kann. Er ist so frei von Ecken, Kanten oder Reibungsflächen, dass man früher oder später in das bekannte „Schauspieler gut, Kamera gut, Musik gut“-Mantra verfällt. Dabei ist „Das Wochenende“ im Grunde eins: Belanglos, und weiter sogar arg enttäuschend. Ein eigentlich spannendes und hoch ambivalentes Szenario wird auf eine platte Dramaturgie reduziert.
DVD-Extras
Nicht viel außer dem Kinotrailer sowie einer Hand voll weiterer Trailer zu anderen Filmen. Zusätzlich gibt es Interviews mit Regisseurin Nina Grosse und den Darstellern Katja Riemann, Sylvester Groth, Barbara Auer, Sebastian Koch und Elisa Schlotte. Sie sprechen hauptsächlich über ihre Figuren beziehungsweise das eigene Verständnis der Charaktere. Grosse erzählt ein wenig zu den Drehvorbereitungen und dem Reiz des Stoffes. Das ist nicht brennend interessant, aber auf Grund der Kürz (zwischen vier und maximal sieben Minuten) als Auflockerung nach dem Film ganz nett.
Informationen zur Veröffentlichung

Neben dem Film in der deutschen Sprachfassung, wahlweise mit deutschen Untertiteln für Hörgeschädigte, liegen bei den Veröffentlichungen folgende Extras vor:
– Interviews mit Cast und Crew
– Trailer
Die technische Umsetzung der DVD-Version ist insgesamt, was Bild- und Ton-Qualität angeht, in Ordnung. (© Universum Film)

