Box-Office USA – Star Trek gewinnt und enttäuscht zugleich

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Box-Office USA - 17.-19.05.2013 Zusammenfassung und Analyse

Quelle: Boxofficemojo

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

Entgegen allen Erwartungen konnte das Box-Office am vergangenen Wochenende gegenüber der Vorwoche nicht zulegen, sondern verlor gar 2,5%, obwohl mit Star Trek into Darkness einer der Filme eröffnete, dem viele im Vorfeld das Potenzial zurechneten, einer der erfolgreichsten Filme des Jahres zu werden. Daraus wird wohl nichts werden. Insgesamt hat die Top 12 am Wochenende $148,3 Mio eingenommen und damit immerhin 8,3% mehr als am selben Wochnende im Vorjahr. Damit ging es für die Zahlen für das erste Mal seit fünf Wochen gegenüber 2012 bergauf. Insgesamt besteht aber momentan immer noch ein Minus von 11,6% gegenüber dem Vorjahr, doch mit Hangover 3, Fast & Furious 6 und Man of Steel in Aussicht, wird sich dieser Abstand demnächst rapide verringern.

Dass auch nominal tolle Box-Office-Zahlen manchmal sehr enttäuschend sein können, hat die Nummer 1 vom letzten Wochenende bewiesen. Von außen mit einem unerfahrenen Auge betrachtet, sieht der $70,2 Mio-Start von Star Trek into Darkness sicherlich beeindruckend aus. Schließlich handelt es sich dabei um das drittbeste Startwochenende des Jahres (hinter Iron Man 3 und Die fantastiche Welt von Oz) und von 3868 Kinos erreichte er auch einen guten Schnitt von $18,140/Location. Einschließlich seines Vorstarts am Donnestag und der Previews am Mittwoch hat er bis Sonntag ganze $83,7 Mio eingenommen und somit bereits mehr als alle alten Star-Trek-Streifen bis auf zwei (natürlich nicht-inflationsbereinigt)! Etwa 45% von diesem Einspiel kamen von 3D-Vorstellungen (der Anteil war identisch zu dem von Iron Man 3), während knapp ein Drittel davon von den IMAX-Leinwänden kam und nur 29% des Einspiels von regulären 3D-Vorstellungen stammten. Hätte man einem Box-Office-Experten vor sechs Jahren gesagt, dass ein Star-Trek-Film, der mehr als $80 Mio in seinen ersten vier Tagen einspielt, eines Tages als eine Enttäuschung gelten wird, hätte dieser bestenfalls den Kopf geschüttelt und schlimmstenfalls die Männer in den weißen Kitteln gerufen. Star Trek galt schon immer als eine Nischen-Serie, die eben nur eine ganz bestimmte Gruppe von loyalen Fans anspricht. So war es auch – bis zum Reboot von 2009, als J.J. Abrams der Serie einen neuen Anstrich verpasste und sie für den Mainstream popularisierte.

Der Star Trek von 2009 eröffnete mit für das Franchise gigantischen $79,2 Mio (einschließlich Previews) und schockierte seinerzeit alle. Doch dabei ist es nicht geblieben. Obwohl man erwartet hat, dass die Fans zwar am ersten Wochenende in die Kinos stürmen würden und der Film danach schnell abfallen würde, kam es nicht so. Stattdessen erwies er sich als nicht sonderlich frontlastig und erreichte ein Gesamteinspiel von $257,7 Mio – und damit einen Multiplikator von etwa 3,3 zwischen seinem Start- und seinem Endergebnis. Das spricht für tolle Mundpropaganda, die der Qualität des Films zuzuschreiben ist. Star Trek schlug im Mai 2009 locker die Sequel-Konkurrenten X-Men: Origins – Wolverine, Terminator – Die Erlösung und Nachts im Museum 2. Endlich hat sich das Star-Trek-Universum für die breite Masse geöffnet und ab da würde es nur aufwärts gehen. So haben das jedenfalls viele gedacht. Für das Sequel erwarteten deshalb viele eine ähnliche Verbesserung im Einspiel wie auch bei Fortsetzungen wie Fluch der Karibik 2, Transformers 2 – Die Rache und X-Men 2. Schlimmstenfalls sollte zumindest das Startwochenende deutlich höher sein; das gelang sogar Iron Man 2 (der dann aber aus Qualitätsgründen schnell abfiel und letztlich unter dem ersten Film landete). Doch nichts dergleichen. In seinen vollen vier Tagen erreichte Star Trek into Darkness nur etwas mehr als sein Vorgänger in drei – und das trotz des 3D-Aufpreises, einer höheren Anzahl an IMAX-Leinwänden und vier Jahren Inflation sowie der üblichen Frontlastigkeit von populären Sequels. Alle gingen von mindestens $100 Mio in den ersten vier Tagen aus, wenn nicht gar deutlich mehr. So bekamen wir aber statt Fluch der Karibik 2 eine finanzielle Enttäuschung à la Die Chroniken von Narnia: Prinz Caspian oder Kung Fu Panda 2, beides Sequels zu enorm populären Filmen, die im Mai eröffneten (jeweils 2008 und 2011) und unter den allgemeinen Erwartungen landeten. Doch wie kommt es, dass trotz bester Voraussetzungen Star Trek into Darkness nicht auf dem Blockbuster-Level von Iron Man 3 oder zumindest von Iron Man 2 mitspielen kann?

Es gbt wohl vielerlei Gründe, deren Komibination sich zur Erklärung eignet. Am Marketing konnte es kaum gelegen haben, denn Paramount fuhr alles auf, was es gab, um Hype für den Film zu generieren. Dennoch scheint man nicht das jüngere Publikum für den Film begeistert zu haben. Etwa 73% der Zuschauer vom Wochenende waren älter als 25, 64% waren männlich. Das sind jeweils höhere Anteile als bei seinem Vorgänger. Vielleicht liegt es einfach in der Natur der Reihe und letztes Mal waren einfach Glück und ein insgesamt schwächerer Monat im Spiel (kein anderer Film im Mai 2009 erreichte gar $200 Mio, während Iron Man 3 bereits auf $400 Mio zusteuert). Möglicherweise hat Star Trek im Jahre 2009 dank einer glücklichen Fügung bereits das Maximum des Potenzials eines Star-Trek-Films erreicht. Ein großes Problem ist auch die allzu lange Wartezeit zwischen den Filmen. Vier Jahre vergingen zwischen Star Trek und Star Trek into Darkness. Man hätte das Eisen schmieden sollen, solange es heiß war. Eine Wartezeit von vier Jahren zwischen einem beliebten ersten Film und dem Sequel ist sehr unüblich, 2-3 Jahre sind die Norm.

Natürlich ist nicht alles verloren für Star Trek into Darkness und sogar bei seinem gewaltigen Produktionsbudget von $190 Mio wird er seine Kosten problemlos einspielen. Bei den Zuschauer wie bei den Kritikern kommt der Film sehr gut an. Die Kinogänger vom Startwochenende vergaben ihm bei der CinemaScore-umfrage im Schnitt eine Wertung von "A" (äquivalent einer "1"), was in der Regel für eine lange Laufzeit spricht. Andererseits wird die Konkurrenz von Fast & Furious 6 und Hangover 3, die allesamt sich auch eher an die männlichen Zuschauer richten, dem Flm kommendes Wochenende zusetzen. Sollte er sein zweites Wochenende aber gut überstehen, so erwarte ich eine erfolgreiche Laufzeit im Juni, insbesondere bis zum 14. Juni (wenn Man of Steel startet), da bis dahin kein anderer Film ein IMAX-Release erhält und er somit die lukrativen IMAX-Leinwände bis dahin nur für sich haben wird. Deshalb sollte er die $200 Mio-Grenze knacken, doch das Einspiel seines Vorgängers wird außerhalb seiner Reichweite bleiben. Es sieht momentan nach einem Endergebnis von etwa $210-230 Mio aus – großartig für viele Filme, doch für ein Sequel wie dieses auch leicht enttäuschend.

Iron Man 3 gab in der dritten Wochen den Spitzenplatz an Star Trek ab und belegte Rang 2. Auch wenn Star Trek into Drakness nicht so gigantisch anlief, wie viele erwarteten, hinterließ er auf Iron Man 3 dennoch seine Spuren, indem er sein männliches Zielpublikum ansprach und ihm auch viele IMAX-Leinwände kostete. Das führte zu einem Rückgang von 50,7% auf $35,8 Mio. Das war das sechstbeste dritte Wochenendergebnis aller Zeiten, knapp vor The Dark Knight Rises und hinter Shrek 2. Damit verdrängte er Titanic aus der Top 10 der besten dritten Wochenenden. Nch 17 Tagen steht Iron Man 3 bei einem vorläufigen Gesamteinspiel von $337,7 Mio, was ihn in Nordamerika auf Platz 25 der erfolgreichsten Filem aller Zeiten bringt. Ferner wurde er zum 44. Film überhaupt, der die $300 Mio-Marke erreichen konnte. Der Abstand zu Marvel’s The Avengers vergrößert sich dabei trotzdem immer mehr. Jener Film hat im gleichen Zeitraum etwa $120 Mio mehr eingenommen, doch auch Iron Man 3 kann sich natürlich sehen lassen. Innerhalb der nächsten sieben Tage wird er die Top 20 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten knacken und auch die Top 10 könnte er mit etwas Glück aufmischen. Der Film hat bislang kein außerewöhnliches Durchhaltevermögen an den Tag gelegt und wird wohl eine ähnliche Ausdauer zeigen wie Iron Man 2, obwohl hier eine bessere Mundpropaganda angenommen wurde. Auch kommendes Wochenende bekommt Iron Man 3 mit er Ankunft von Fast & Furious 6 und Hangover 3 keine Pause zum Durchatmen. Die Konkurrenz ist hart und wird den eisernen Mann daran hindern, $450 Mio zu erreichen. Im Juni wird es etwas ruhiger zugehen, sodass er immer noch problemlos $400 Mio erreichen und sich am Ende irgendwo im Bereich von $420-430 Mio einpendeln wird.

Der große Gatsby fiel um einen Platz runter auf Rang 3 und verlor dabei 52,2% seiner Zuschauer von der Vorwoche. Dabei spielte er an seinem zweiten Wochenende etwa $23,9 Mio ein und brachte sein vorläufiges Gesamtergebnis auf $90,7 Mio nach nur zehn Tagen. Viele hätten dem Film das nicht einmal als Gesamtergebnis zugetraut. Verglichen mit anderen Hits von Leonardo DiCaprio liegt Gatsby etwa $15 Mio vor Shutter Island und $34 Mio vor Departed – Unter Feinden. Natürlich war der Rückgang letztes Wochenende nicht toll, doch angesichts der angenommenen Frontlastigkeit und der gemischten Resonanz seitens der Zuschauer ist der Drop dennoch deutlich besser als er hätte sein können. Dabei hat vermutlich die Tatsache geholfen, dass Star Trek primär ein männliches Publikum anspricht, während die Gatsby vor allem die Frauen in die Kinos lockt. Bis Taffe Mädels Ende Juni wird es keine große Konkurrenz für diesen Film geben, was das weibliche Publikum betrifft. Das wird ihm ermöglichen, im Juni ein großes Durchhaltevermögen zu entfalten. Schien es letztes Wochenende noch nicht sicher, dass er $140 Mio erreichen wird, so ist dem Film diese Summe mittlerweile garantiert. Es sieht momentan nach mindestens $150-160 Mio aus, wobei sich sogar Django Unchained ($162,8 Mio) vorsehen sollte. Der große Gatsby ist somit einer der größten Überaschungserfolge des Jahres bislang.

Mit einem enorm großen Abstand zu #3 landete Pain and Gain an seinem dritten Wochennde auf Platz 4. Er spielte von Freitag bis Sonntag $3,2 Mio ein (-35,5%) und brachte sein Gesamteinspiel auf $46,7 Mio. Dem Film ist ein Ergebnis von mehr als $50 Mio garantiert, doch viel weiter wird er nicht gehen. Innerhalb der nächsten drei Wochen wird er die meisten seiner Kinos an die neuen Filme verlieren. Ich sehe hier ein Gesamtergebnis von $54 Mio.

Die Croods konnte erneut immens davon profitieren, dass es keine weiteren Familienfilme auf dem Markt gab. Es ging für ihn um lediglich 16,2% runter auf $3 Mio, wobei er sich von Rang 7 in der Vorwoche auf Rang 5 letztes Wochenende verbesserte. Nach neun Wochen steht der Animationsspaß bei $177 Mio und hat damit schon den ersten Ice Age überholt. Auch wenn Epic – Verborgenes Königreich ihm kommendes Wochenende das Familienpublikum streitig machen wird, erwarte ich dennoch mindestens $183 Mio.

Oblivion verbrachte sein fünftes Wochenende auf Platz 7 mit $2,3 Mio (-43,2%), wobei er sein Gesamteinspiel auf $85,6 Mio hievte. Mit etwas Glück sind hier noch $90 Mio drin, was aber immer noch etwas enttäuschend wäre.

Der Independent-Erfolg Mud erhielt letztes Wochendne vom Verleiher 108 neue Kinos und brachte die Gesamtanzahl seiner Kinos auf 960. Das Drama mit Reese Witherspoon und Matthew McConaughey gab dabei nur um 12,2% nach, hielt sich auf Platz 8 und spielte $2,2 Mio ein. Mit $11,7 Mio wurde Mud zum bislang erfolgreichsten Film für Roadside Attractions und wird am Ende oberhalb von $20 Mio liegen!

G.I. Joe – Die Abechnung profitierte von den Double-Features mit Star Trek (beide sind von Paramount), baute nur 4,5% ab und stieg mit $0,6 Mio um drei Plätze auf Rang 12 auf. Dabei überquerte das Sequel endlich die $120 Mio-Marke.