Es ist ein gutes Jahr für Comicverfilmungen – zumindest, was die Qualität der Filme betrifft. Okay, Captain America: Brave New World konnte den Captain-America-Filmen mit Chris Evans nicht das Wasser reichen, war aber immerhin besser als zahlreiche Nachdrehs und Berichte von schlecht verlaufenen Testvorführungen befürchten ließen. Dafür sind die Reboots einiger von Marvels und DCs berühmtesten und ältesten Superhelden letzten Monat nahezu auf ganzer Linie gelungen. James Gunns Superman blieb dem Kern seines altmodisch herzensguten Hauptcharakters treu und brachte ihn gleichzeitig erfolgreich in die heutige Realität, während Marvels erste Familie dank Matt Shakmans The Fantastic Four: First Steps nach mehreren missratenen Anläufen endlich einen guten Film erhielt, der dank seines Settings in einer retrofuturistischen Parallelwelt erfrischend frei von jeglichen, inzwischen kaum überschaubaren MCU-Verstrickungen und Verweisen war.
Doch die größte Überraschungen unter den diesjährigen Comicverfilmungen war Thunderbolts*, dessen alternativen Titel ich an dieser Stelle nicht nennen werde, für den unwahrscheinlichen Fall, dass irgendwelche Leser:innen dieses Artikels noch nicht gespoilert wurden. Die Zusammenkunft von MCU-Antihelden wurde im Vorfeld als Marvels Antwort auf DCs Suicide Squad gesehen, war aber zum Glück Welten besser als jener Film und sogar einer der besten Filme der gesamten Multiverse Saga.
Wie bei den besten Comicverfilmungen schlummert auch bei Thunderbolts* mehr unter der Oberfläche eines Superhelden-Spektakels, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Ich habe jedenfalls nicht erwartet, dass der zentrale Konflikt des Films eine feinfühlige Allegorie auf Depression und Trauer sein würde. In seinen besten Momenten erinnert Thunderbolts* an experimentelle Filme des prestigeträchtigen Independent-Studios A24, was auch kein Zufall ist, denn viele der Beteiligten vor und hinter der Kamera waren vorher an A24-Projekten tätig, wie dieser clevere Trailer das Publikum wissen ließ.
Doch leider verbaute Marvel in den letzten Jahren durch inflationären Output und fehlende Qualitätskontrolle den einst nahezu unantastbaren Ruf des MCU, sodass sich sogar gute Filme wie Thunderbolts* und The Fantastic Four an den Kinokassen schwertun. Trotz sehr positiver Kritiken und Reaktion der Zuschauer, die ihn im Kino gesehen haben, hat Disney mit Thunderbolts* rund 50 Millionen US-Dollar verloren. Es bleibt zu hoffen, dass der Film sein Publikum bei Disney+ im Heimkino finden wird. Der Streamer gab bekannt, Thunderbolts* am 27. August weltweit zu veröffentlichen. Wer dem Film eine Chance gibt, wird feststellen, dass er aus der grauen Masse der Comicverfilmungen deutlich heraussticht.
Hier noch der offizielle Ankündigungsspot zum Disney+-Release:
Quelle: Disney+ Deutschland











