Kick-Ass 2 (2013)

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Kick-Ass 2, USA 2013 • 103 Min • Regie & Drehbuch: Jeff Wadlow • Mit: Aaron Taylor-Johnson, Chloë Grace Moretz, Christopher Mintz-Plasse, Jim Carrey, Clark Duke, Donald Faison, Morris Chestnut FSK: ab 18 Jahren • Kinostart: 15.08.2013Deutsche Website

Dave und Mindy alias Kick-Ass und Hit-Girl schließen sich kurz, um gemeinsam den Verbrechern in den Straßen von New York City das Handwerk zu legen. Auf Druck ihres Pflegevaters Marcus gibts Mindy ihr Doppelleben zugunsten der Familie jedoch auf, Kick-Ass ist nun auf sich alleine gestellt und damit leichte Beute für seine Gegner, doch in der Stunde der größten Not erhält er unerwartete Hilfe von einer Amateur-Heldengruppierung, die sich"Justice Forever" nennt. Unter der Führung von Colonel Stars and Stripes lehren die Hobbyhelden fortan den Großstadtganoven das Fürchten, bis Kick-Ass' Erzfeind Red Mist, der sich nun mehr "The Motherfucker" nennt, mit seiner eigenen Superschurken-Gruppe aufkreuzt, um den Tod seines Vaters zu rächen…

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

Regisseur Matthew Vaughn hat im Jahr 2010 mit seinem Kultfilm Kick-Ass ein ganz steiles Brett vorgelegt, das mit seiner humorigen und gewaltorientierten Superheldenparodie inzwischen eine breite Fanbasis zählt. Dem Jungregisseur Jeff Wadlow blieb es nun vergönnt, in der Fortsetzung als Regisseur und Autor in Personalunion, wie Vaughn vor ihm, die hohen Erwartungen zu bestätigen. Wirft man einen skeptischen Blick in Wadlows dünne Filmvita, die mit Cry_Wolf und Never Back Down bisher nur zwei durchschnittliche Kinofilme vorweist, dürfen die Fähigkeiten des Regisseurs angezweifelt werden. Würde etwa auch Kick-Ass in der Hollywoodschen Reboot/Remake/Sequel-Fabrik vom Inhalt abgepellt und zu einer reinen Action-Orgie verwurstet werden, wie unlängst mit Man of Steel geschehen, das von Zack Snyder und David S. Goyer ideenlos zusammengewurstet wurde? Mitnichten! Wadlow belehrt uns eines Besseren und setzt zu unser aller Glück auf das richtige Pferd: die Charaktere.

215082-kick-ass-2-chloe-moretz1-noscaleBereits im Vorgänger waren die Figuren im Kick-Ass-Kosmos um Dave, Mindy und Chris ein wichtiger Aspekt, der viele Superheldenphantasien in uns weckte und Motivationen aufzeigte. Die Botschaft war: jeder von uns kann ein Held sein, auch ohne Superkräfte. Kick-Ass 2 führt diese Prämisse fort und lässt seine Figuren Mensch bleiben,  Menschen mit einer besonderen Zivilcourage, aber ohne besondere Kräfte, die alltägliche Probleme bewältigen müssen. Das spiegelt sich diesmal vor allem in Mindy alias Hit-Girl wider, die sich in einem inneren Konflikt befindet und von ihrem Pflegevater Marcus, ein enger Freund ihres im ersten Teil getöteten Vaters Big Daddy (Nicolas Cage), zu einer Entscheidung gedrängt wird: welches Leben will sie führen? Der Kampf für die Gerechtigkeit in den Gossen New Yorks, oder ein behütetes und sicheres Teenager-Leben? Mindy entscheidet sich schließlich, die Maske endgültig abzulegen und ihre Pubertät zu erforschen. In dieser Episode spielt Wadlow genüsslich mit einigen Teenager-Klischees um Sex, Zickenkriege und Streiche in der High-School-Mensa, die das Zwerchfell wieder ordentlich angreifen. Trotzdem reicht der Humor in Kick-Ass 2 nicht ganz an den Vorgänger heran, unter anderem, weil Jim Carrey in seiner erwartungsvollen Rolle als Colonel Stars and Stripes, ein Gerechtigkeitskämpfer und ehemaliger Mafioso, nicht ganz so verrückt sein darf, wie er könnte und wie wir es von ihm gewohnt sind. Für viele Ausschläge auf dem Humor-Barometer sorgen hingegen "The Motherfucker", ehemals "Red Mist", erneut verkörpert von Christopher Mintz-Plasse, der herrlich böse sein darf, und seine Verbündete "Mother Russia", ein Verschnitt aus Brigitte Nielsen und Arnold Schwarzenegger an seinen besten Conan-Tagen.

kickass2Insgesamt bleibt Jeff Wadlow dem Vorgänger stilistisch sehr treu, das Drehbuch lehnt sich wieder stark an den achtbändigen Comicbüchern von  Autor Mark Millar an, der bereits für den ersten Film mit einer Comicbuchreihe die Basis für Matthew Vaughns Kick-Ass schuf. Dementsprechend ist der Gewaltpegel in Kick-Ass 2 wieder recht hoch, ohne jedoch in die Vollen zu gehen – nicht alles wird bis ins kleinste Detail gezeigt. Einige Besucher der Vorstellung haben sich darüber etwas brüskiert, ich finde jedoch nicht, dass man unbedingt alles zeigen muss. Trotzdem muss man sich keine Sorgen machen, dass der Film unter dem Mantel von Universal weichgeklopft wurde. Nicht zuletzt entfachte die Brutalität in Kick-Ass 2 in den USA eine hitzige Debatte um Gewalt in Filmen, die Jim Carrey höchstselbst angerührt hatte und sogar Quentin Tarantino auf den Plan rief. Ferner erhielt der Film in Deutschland eine Freigabe ab 18 Jahren, also nur keine Sorge!

Neben überzeichneter Comicgewalt, reichlich Action, flotten Onelinern und pechschwarzem Humor gefiel mir an an dem Film ganz besonders, dass er seiner Devise treu geblieben ist: Jede Handlung zieht Konsequenzen nach sich – tödliche Konsequenzen, die das heitere Weltbild von Kick-Ass wieder ein wenig gerade rücken. Am Ende bleibt Kick-Ass 2 jedoch hauchdünn hinter Matthew Vaughns Vorgänger zurück, weil Titelheld Kick-Ass von Hit-Girl, die von Chloë Grace Moretz bravourös gespielt wird, ganz klar abgehängt wird und inzwischen als durchtrainierter Weiberheld auf der Sympathieskala etwas abgerutscht ist. Ein würdiger Nachfolger ist Kick-Ass 2 aber allemal.

Trailer