Die dunkle Seite des Mondes, CH/DE/LU 2015 • 97 Min. • Regie: Stephan Rick • Mit: Moritz Bleibtreu, Jürgen Prochnow, Nora von Waldstätten, Ian T. Dickinson, Sabine Rossbach • Kinostart: 14.01.2016 • Deutsche Website
„Die Platte hatte ich auch mal“, ist Urs Blanks (Moritz Bleibtreu) Ausrede, nachdem er Lucille (Nora von Waldstätten) eindeutig zu lange angestarrt hat. Die Platte: The Dark Side of the Moon. Wenigstens bei diesem schönen Easter Egg bleibt man subtil. Denn auch wenn die restliche Symbolik des Films durchaus für ein paar atmosphärische Momente sorgt und der schwarze Wolf im Wald dem Film immer wieder einen mystischen Touch verleiht, ist und bleibt die verwendete Symbolik aufdringlich und aufgebauscht.
Die dunkle Seite des Mondes entdeckt Urs nach einem belastenden Ereignis. Nachdem ein geschlagener Prozessgegner vor den Augen des erfolgreichen Wirtschaftsanwalts Selbstmord begeht, fühlt Urs eine innere Leere in sich heranwachsen. Diese versucht er mit der hübschen Lucille zu füllen. Einer Klischee-Hippie-Drogentante, die ihn mit zu einer Rausch-Sitzung mit ihren Drogenfreunden nimmt. Dort ziehen sich alle berauschende Pilze rein, doch nur Urs hat einen schlechten Trip. Fortan kommt in hitzigen Situationen immer eine böse, animalische Seite an ihm zum Vorschein. Moritz Bleibtreu spielt weitläufig solide, aber das Herauskehren der dunklen Seite seiner Figur bringt er kein einziges Mal wirklich authentisch rüber. Den Wandel deutlich machen tut nur die grobe Mimik und das oftmalige Herumschreien von „Halt die Fresse!“ Als er einen nervigen Autofahrer in einen schlimmen Verkehrsunfall lenkt, wird sein Geschäftspartner Pius Ott ungeahnt Zeuge der Tat und benutzt dies später als Druckmittel. Denn Urs ist gegen eine Veröffentlichung eines risikoreichen Alzheimermittels, die geldgierigen Geschäftsleute hingegen sind nur auf den Profit aus. Hinter der sich also anbahnenden Schwarz-Weiß-Malerei im sich ausweitenden Interessenkonflikt, steckt also auch etwas Gesellschaftskritik.
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Bevor Pius Ott jedoch richtig zum Antagonisten ausgearbeitet wird, ist Urs eine ganze Zeit lang erst mal im Wald, den Pilz suchen, durch dessen Trip er so oft die Beherrschung verliert. Dazu mischt sich noch, dass seine Taten nicht mehr lange unentdeckt bleiben können und seine Frau sich mehr und mehr Sorgen macht. Größtenteils sorgt das für Langeweile, ein bis zwei atmosphärische Momente dürfen sich aber doch wieder einschleichen. Die machen vor allem Stefan Ciupeks (Rush) Kamerarbeit und Gast Waltzings Score aus, der in einigen Moment extrem von Rob Simonsens Olympic Losses (Foxcatcher) inspiriert zu sein scheint.
Ja, Die dunkle Seite des Mondes hat seine Momente, nur werden diese leider nie gut genug ausgespielt und oft von sehr anstrengenden, bedeutungschwangeren und Fremdscham auslösenden Dialogen überschattet. Das Finale soll groß wirken, wird aber zu schnell und kraftlos aufgebaut, als dass es je an die angestrebte Intensität herankommen könnte. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, sollen wir zum Schluss noch tiefes Mitgefühl für einen Mörder empfinden.
Fazit
Ohne weiter auf den sowieso schon toten deutschen Film eintreten zu wollen: Die dunkle Seite des Mondes reiht sich mühelos dort ein. Wieder einmal wird viel Potenzial einer wahrscheinlich guten Vorlage (das merkt man dem Film wenigstens noch an) nicht genutzt. Lieber hätte man die guten Ansätze ausbauen sollen, als ganz viel und ganz groß sein zu wollen.
Die dunkle Seite des Mondes, CH/DE/LU 2015 • 97 Min. • Regie: Stephan Rick • Mit: Moritz Bleibtreu, Jürgen Prochnow, Nora von Waldstätten, Ian T. Dickinson, Sabine Rossbach • Kinostart: 14.01.2016 • Deutsche Website
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