Ich weiß nicht, wie er das schafft, doch Guy Ritchie befindet sich in der aktivsten Schaffensphase seiner Karriere. Seit seinem kultigen Regiedebüt Bube, Dame, König, GrAS 1998 veröffentlichte Ritchie 16 Filme – sieben davon in den letzten sechs Jahren! Ein weiterer – der Actionthriller In the Grey mit Henry Cavill, Jake Gyllenhaal und Eiza González – ist bereits im Kasten und aktuell dreht Ritchie die schwarze Komödie Wife & Dog mit Benedict Cumberbatch. Das bedeutet, dass Ritchie für seine ersten neun Filme 17 Jahre gebraucht hat, was im Vergleich zu vielen anderen Filmemachern auch ein guter Schnitt ist, für seine nächsten neun jedoch nur sieben Jahre. Nicht alle seiner neuen Filme sind gleichermaßen erfolgreich – oder gut – doch auch von Misserfolgen lässt er sich nicht beirren und dreht fleißig weiter.
Noch bemerkenswerter ist jedoch, dass diese Filme nicht Ritchies gesamte Regie-Tätigkeit in den letzten Jahren abdecken, denn der Brite dreht inzwischen nebenher auch TV-Serien. Erst letztes Jahr ist der Serienableger seiner Crime-Comedy The Gentlemen bei Netflix erschienen. Ritchie erschuf die Serie, schrieb ihrer ersten beiden Folgen und führte bei ihnen auch Regie. Er wird auch mehrere Episoden der zweiten Staffel schreiben und inszenieren, deren Produktion kürzlich begonnen hat.
Seinen zweiten Serienerfolg feierte Ritchie dieses Jahr bei einem anderen Streamer. Die für Paramount+ produzierte Serie "MobLand – Familie bis aufs Blut" stammt zwar nicht aus Ritchies Feder, ist jedoch fest in dem Brit-Crime-Genre verankert, mit dem Ritchie sich einst einen Namen gemacht hat. Tom Hardy, der die Serie auch mitproduziert, spielt darin den abgebrühten Fixer Harry, der für eine alteingesessene Londoner Verbrecherdynastie arbeitet, angeführt von Conrad und Maeve Harrigan. Als der Konflikt mit dem rivalisierenden Stevenson-Clan eskaliert, wird Harry damit beauftragt, die Wogen zu glätten und die Vormachtstellung der Harrigans in London zu sichern. Bond-Star Pierce Brosnan und Oscargewinnerin Helen Mirren spielen den Harrigan Patriarchen Conrad und seine Ehefrau Maeve. Mit Paddy Considine (Das Bourne Ultimatum), Lara Pulver ("Sherlock"), Joanne Froggatt ("Downton Abbey"), Geoff Bell (Gefährten), Toby Jones (Dame, König, As, Sion) und Janet McTeer (The Menu) ist die Serie bis in die Nebenrollen namhaft besetzt.
Ronan Bennett erschuf die Serie und schrieb alle Folgen gemeinsam mit Jez Butterworth (Le Mans 66). Die beiden zeichnen sich auch für die Spionageserie "The Agency" von Paramount+ verantwortlich. Ritchie kam als ausführender Produzent an Bord von "MobLand" und drückte mit seiner Regie den ersten zwei Folgen seinen unverwechselbaren Stempel auf. In den USA feierte "MobLand" Ende März Premiere und wurde auf Anhieb zu einem großen Zuschauerhit, was angesichts der vor und hinter der Kamera beteiligten Namen nicht überraschend sein dürfte. Mit 2,2 Millionen Zuschauern am ersten Tag stellte "MobLand" den Rekord als meistgestreamter Serienstart in der Geschichte von Paramount+. In den ersten 70 Tagen nach Start wurde die Serie bereits von 26 Millionen Menschen in englischsprachigen Märkten angeschaut. Nur die Taylor-Sheridan-Serie "Landman" erzielte im selben Zeitraum noch bessere Zahlen für Paramount+.
Nach Deutschland kam "MobLand" zwei Monate nach US-Start und wird morgen hierzulande Abend ihr Staffelfinale erreichen. Zum Abschluss gibt es einige Wendungen, viel Blut und einen Cliffhanger, doch keine Sorge, der Londoner Gangsterkrieg wird damit jedoch nicht vorüber sein. Paramount+ bestellte bereits offiziell eine zweite Staffel, für die Ritchie voraussichtlich wieder als Regisseur zurückkehren wird.
Eine Pause wird sich Ritchie bis dahin natürlich nicht gönnen, denn wer rastet, der rostet. Nachdem er die beiden sehr erfolgreichen Sherlock-Holmes-Filme mit Robert Downey Jr. inszenierte, dreht er aktuell für Amazon Prime Video die Serie "Young Sherlock" mit Hero Fiennes Tiffin (After-Reihe) als 19-jähriger Sherlock Holmes und seinem Onkel Joseph Fiennes (Shakespare in Love) als Sherlocks abenteuerlustiger Vater Silas.
Unten könnt Ihr noch den deutschen Trailer zu "MobLand" sehen:
Quelle: Deadline
