Killers of the Flower Moon: Martin Scorseses längster Film hat einen Starttermin

Lily Gladstone und Leonardo DiCaprio in "Killers of the Flower Moon" © 2023 Apple Inc./Paramount Pictures

Quellen: Apple TV+, Variety

Mit Klassikern wie Taxi Driver, Wie ein wilder Stier, Good Fellas, Casino und Departed – Unter Feinden hat sich Martin Scorsese längst einen Platz im Pantheon der besten US-amerikanischen Filmemacher aller Zeiten gesichert. Ein neuer Film der 80-jährigen Regielegende ist immer ein Grund zur Vorfreude für die meisten Cineasten. Dass Scorsese auch im hohen Alter nicht nachgelassen hat, zeigen auch die Erfolge seiner letzten acht Spielfilme seit 2002, die zusammengerechnet für 53 Oscars nominiert wurden und 14 gewonnen haben.

ANZEIGE

Auch beim nächsten Oscar-Rennen wird Scorsese mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Wörtchen mitzureden haben. Kürzlich wurde angekündigt, dass sein neuster Film (und erster Western) Killers of the Flower Moon seine Weltpremiere bei den internationalen Filmfestspielen von Cannes im Mai feiern wird. Es wird Scorseses erster Film seit Die Zeit nach Mitternacht 1986 sein, der in Cannes gezeigt werden wird. Für Die Zeit nach Mitternacht gewann Scorsese den Regie-Preis in Cannes, ein Jahrzehnt zuvor wurde er für Taxi Driver mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.

Killers of the Flower Moon wird in Cannes keine Preise gewinnen, denn der Film wird außerhalb des Wettbewerbs laufen, obwohl seitens der Festival-Veranstalter die Einladung ausgesprochen wurde, ihn im Wettbewerb zu zeigen. Weshalb Scorsese oder das Studio die Entscheidung getroffen haben, auf den Wettbewerb zu verzichten, ist unbekannt. Nichtsdestotrotz könnte und sollte Cannes zum Sprungbrett für eine erfolgreiche Oscar-Kampagne des Films werden.

Der auserlesene Kreis der Journalisten und geladenen Gäste, die der Cannes-Aufführung des Films beiwohnen dürfen, sollten ordentlich Sitzfleisch mitbringen, denn Killers of the Flower Moon ist der längste Film in der Vita des Filmemachers, der nicht gerade für kurze und knackige Werke bekannt ist. Vorbei sind die Zeiten, in denen Scorsese noch Filme unter zwei Stunden drehte, wie eben Taxi Driver (114 Minuten) und Die Zeit nach Mitternacht (97 Minuten). Letzterer war tatsächlich auch Scorseses letzter Film, der weniger als 120 Minuten lang war. Sein neustes Werk wird mehr als doppelt so lang sein. Auch wenn die exakte Laufzeit des Films noch nicht feststeht, hat Festival-Veranstalter Thierry Fremaux verraten, dass Killers of the Flower Moon fünf Minuten länger als Sergio Leones Es war einmal in Amerika sei. Gemeint ist damit vermutlich die europäische Kinofassung des Gangsterepos, die 229 Minuten lang war. Das würde eine Laufzeit von 234 Minuten für Killers of the Flower Moon bedeuten.

Bereits The Irishman stellte das Durchhaltevermögen der Zuschauer mit seiner 209-minütigen Laufzeit auf die Probe. Mit drei Stunden und 54 Minuten Laufzeit wäre Killers of the Flower Moon einer der längsten Mainstream-Filme aus Hollywood der letzten 80 Jahre. Spontan fällt mir nur Cleopatra mit seinen 251 Minuten als längerer Film ein. Sogar Lawrence von Arabien (222 Minuten) und Ben-Hur (212 Minuten) waren kürzer.

Killers of the Flower Moon bringt erstmals die beiden Scorsese-Musen Robert De Niro und Leonardo DiCaprio (abgesehen vom Werbefilm The Audition) unter seiner Regie zusammen. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Sachbuch von David Grann, spielt in Oklahoma der frühen 1920er Jahre und handelt von einer Reihe von Morden an mehreren Angehörigen des Osage-Stammes in deren Reservat Osage County, nachdem große Ölvorkommen unter deren Land entdeckt wurden. Die Ermittlungen in den Mordfällen wurden von einer Vorgängerbehörde des FBI durchgeführt.

De Niro spielt den Viehzüchter William Hale, der die Morde in Auftrag gegeben hat, DiCaprio seinen Neffen Ernest Burkhart der auf Anweisung seines Onkels hin die Osage-Frau Mollie Kyle (Lily Gladstone) geheiratet hat, um nach dem Mord an ihrer Familie die Landrechte zu erben. Bevor Mollie selbst ermordet werden konnte, wandte sie sich an die Behörden. Jesse Plemons (The Power of the Dog) spielt den ehemaligen Texas Ranger Tom White, der die Ermittlungen geleitet hat. John Lithgow ("Dexter") und der frischgebackene Oscargewinner Brendan Fraser (The Whale) spielen ebenfalls mit.

Für seinen epischen Film brauchte Scorsese ein episches Budget. Weder Paramount noch Netflix-Produzenten von The Irishman waren bereit, Scorsese das verlangte Kleingeld in Höhe von $215 Mio bereitzustellen. Zum Glück schwimmt Apple in Geld und erklärte sich bereit, Scorseses Traumprojekt zu finanzieren und ihm freie Hand zu lassen. Außerdem verpflichtete sich Apple, in Zusammenarbeit mit Paramount eine traditionelle Kinoauswertung des Films zu gewährleisten. Die Normalsterblichen, die den Film nicht in Cannes sehen können, müssen sich jedoch noch bis Oktober gedulden. Am 19.10.2023 wird Killers of the Flower Moon in die deutschen Kinos kommen. Wer keine vier Stunden im Kino verbringen will, sollte Apple TV+ abonnieren. Dort wird der Film irgendwann nach seinem Kinostart exklusiv zu sehen sein.

Eine Laufzeit von 234 Minuten klingt exzessiv, aber für mich kommt es wirklich darauf an, was man daraus macht. Während ich Scorseses Silence mit seinen 161 Minuten sehr zäh fand verging der 180-minütige The Wolf of Wall Street wie im Flug und auch The Irishman hat mich überhaupt nicht gelangweilt. Beide Filme habe ich jeweils zweimal im Kino gesehen.

Sobald es einen Trailer zu Killers of the Flower Moon gibt, werdet Ihr ihn auf jeden Fall bei uns finden. Freut Ihr Euch auf Scorseses neusten Film?

Weitere Film- und Serien-News

Mehr zum Thema