Indiana Jones und das Rad des Schicksals-Regisseur rechtfertigt das kontroverse Ende

Harrison Ford in Indiana Jones und das Rad des Schicksals © 2023 Lucasfilm Ltd. & TM. All Rights Reserved.

Quellen: io9, Cinemablend

Artikel enthält Spoiler zum Film!

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Indiana Jones ist ein Franchise, das bereits dreimal "beendet" wurde. Es ist schwer abzustreiten, dass die letzte Aufnahme von Indiana Jones und der letzte Kreuzzug, in der Indy, sein Vater, Brody und Sallah buchstäblich in den Sonnenuntergang reiten, ein perfekter Abschluss gewesen wäre. Doch der sichtlich gealterte Indy kehrte 19 Jahre später in Das Königreich des Kristallschädels zurück und sein nächstes letztes Abenteuer endete mit seiner Hochzeit mit Marion. Ende gut, alles gut? Von wegen, denn 15 weitere Jahre und viele graue Haare später schwang Harrison Ford als Indy in seinem wirklich letzten Abenteuer Indiana Jones und das Rad des Schicksals wieder die Peitsche, kämpfte erneut gegen Nazis, reiste sogar in der Zeit zurück und versöhnte sich am Ende mit Marion.

Es ist ein charmanter, versöhnlicher, wenn auch letztlich überflüssiger und viel zu später Abschied vom ikonischen Archäologen und Abenteurer. Steven Spielberg, der beim Film vom Regiestuhl in die Produzentenrolle wechselte, hielt sein Versprechen und ließ Indy, im Gegensatz zu Fords anderer ikonischer Figur Han Solo, nicht sterben, sondern seinen  Lebensabend mit der Liebe seines Lebens genießen. Diesmal soll es das wirklich gewesen sein und weil für Ford inzwischen das neunte Lebensjahrzehnt angebrochen ist, glaube ich das auch.

An den Kinokassen hat der fünfte Film massiv enttäuscht und nicht einmal die Hälfte der Einnahmen seines Vorgängers eingespielt. Die negativen Reaktionen auf den vierten Film spielten dabei vermutlich eine ebenso große Rolle, wie die Wahrnehmung, dass Ford für die Rolle einfach zu alt sei. Zwar sind viele mit Indiana Jones aufgewachsen, die heutige junge Generation hat das nostalgische Sequel nicht mehr abgeholt.

Ab heute ist Indiana Jones und das Rad des Schicksals hierzulande bei Disney+ im Stream verfügbar, wo ihn alle, die nach der enttäuschenden Erfahrung mit Das Königreich des Kristallschädels zögerlich waren, das neue Indy-Abenteuer im Kino zu sehen, nachholen können. Während man sich darüber streiten kann, ob der fünfte Film besser war als der vierte. Gemeinsam ist beiden jedoch, dass ihr letzter Akt die Fans polarisiert und vor den Kopf gestoßen hat. Übernatürliche Elemente waren von Anfang Teil der Indiana-Jones-Filme. Doch während diese in den ersten drei Abenteuern noch recht dezent waren, waren die Aliens aus Teil 4 und die Zeitreise zur Belagerung von Syrakus im Jahr 212 v. Chr., bei der Indy sogar Achimedes trifft, in Teil 5 eine ganz andere Nummer und überspannten den Bogen für viele Zuschauer.

Die umstrittene Sequenz, in der die Nazis unter dem Kommando von Jürgen Voller (Mads Mikkelsen) im Jahr 1969 durch ein Zeitportal fliegen, um den Ausgang des Zweiten Weltkriegs zu verändern und stattdessen im antiken Italien landen, stach aus dem ansonsten altmodisch inszenierten Film heraus. Regisseur James Mangold, der Spielberg ersetzt und das Drehbuch gemeinsam mit Jez und John-Henry Butterworth umgeschrieben hat, hat das Zeitreise-Finale kürzlich in Schutz genommen und erklärt, weshalb er sich dafür entschieden hat. Als er an Bord des Films kam, war nämlich noch ein ganz anderes Ende vorgesehen, das mehr an die alten Filme erinnert hätte, Mangold war es jedoch wichtig, sich nicht zu wiederholen und mit seinem Ende etwas über Indys Reise auszusagen: (aus dem Englischen)

Als ich an Bord kam, haben sie bereits mit einigen Ideen herumgespielt, die mehr oder weniger wiederaufgewärmte Versionen von dem waren, was im ersten Film passiert ist. Einfach mehr Erscheinungen und Geister und ich hatte das Gefühl, dass ich den ersten Film wieder schauen würde, als ich mir vorgestellt habe, was in den damals existierenden Drehbüchern stand.

Ich hatte das Gefühl, dass das, was Steven (Spielberg) und George (Lucas) und Larry Kasdan und David Koepp bei den anderen Filmen so gut gemacht haben, war, dass sie immer einen anderen Aspekt der Geschichte und der Metaphysik beleuchtet haben, statt sich immer zu wiederholen. In gewisser Hinsicht wollte ich nicht den "Ist das schon wieder ein Todesstern?"-Effekt.

Zwar hat Mangold sich schon früh für eine Zeitreise entschieden, sein ursprünglicher Plan war jedoch, Indy zusammen mit Voller nach Nazi-Deutschland zurückzubringen, wo ein Wettlauf um die Zeit beginnen würde, um Voller von der Verwirklichung seines Vorhabens abzuhalten. Mangold wurde jedoch schnell klar, dass das letztlich auch nur eine Wiederholung der Anfangssequenz gewesen wäre, bloß diesmal mit einem älteren Indy ohne digitale Verjüngungseffekte. Stattdessen wollte er die Erwartungen der Zuschauer lieber unterwandern:

Ich dachte, dass wir etwas Schockierendes, etwas Mutiges und etwas, was Indy direkt betreffen würde, brauchten. Wenn wir zurück ins Nazi-Deutschland gereist wären, wäre er einfach ein Held, der versuchen würde, Voller davon abzuhalten, seinen Plan umzusetzen. Wenn er jedoch dort endet, wo er in dem Film letztlich endet, wird er mit größeren Fragen über sein eigenes Leben konfrontiert und alles, was er sein Leben lang studiert hat. Und ich dachte, dass es interessanter wäre. Außerdem ist mutiger meist besser, wenn man es machen kann.

Unerwartet war diese Wendung in der Tat, aber auch etwas wenig zufriedenstellend im Hinblick auf den Tod der Bösewichte, die in ihrem Flugzeug abstürzen. Indy selbst spielt im finalen Teil des Films eigentlich keine proaktive Rolle mehr.

Sobald die Reise in die Antike beschlossen war, stand noch die Frage im Raum, ob Indy dann dort bleiben würde. Er äußert diesen Wunsch im Film, seine Patentochter Helena (Phoebe Waller-Bridge) hält ihn jedoch davon ab, ndem sie ihn bewusstlos schlägt und in seine Zeit zurückbringt. Laut Mangold wäre die Entscheidung, Indy in der Vergangenheit zu lassen, eine Selbstzerstörung durch die Besessenheit mit Vergangenheit. Zwar konnten sowohl er als auch Ford Indys Sehnsucht nach einem Neustart in einer Zeit, über die er sein ganzes Leben gelesen und gelehrt hat, nachvollziehen, sie wollten den Charakter jedoch nicht an einem Ort sterben lassen fernab seiner Frau und allen, die ihn kennen und lieben.

Wie hat Euch das letzte Indiana-Jones-Abenteuer gefallen?

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