Blumhouse produziert neuen Blair Witch Project

Meine Filmleidenschaft begann schon als Kind mit Videokassetten. Welcher Film sie ausgelöst hat, kann ich gar nicht mehr genau sagen, auch wenn Jurassic Park und diverse Horrorfilme sicherlich eine große Rolle dabei gespielt haben. Wann mich das Kinofieber gepackt hat und welcher Film es war, der meine Begeisterung für die dunklen Säle und Leinwände geweckt hat, weiß ich hingegen ganz genau. Es war Juni 1999, ich war 13 und habe Die Mumie mit Brendan Fraser im Kino gesehen. Da war es um mich geschehen. Zwei Wochen später schlich ich mich heimlich in Matrix rein und meine Begeisterung fürs Kino war zementiert. Bereits im selben Jahr war ich mehr als 50 weitere Male im Kino, nicht selten auch in Filmen, die ich hätte eigentlich nicht sehen dürfen.

Dieses Jahr feiern die Filme, die 1999 in die Kinos kamen, ihr 25. Jubiläum, darunter Die Mumie, Matrix, aber auch Blair Witch Project. Als der Film im November 1999 in die deutschen Kinos kam, war er in den USA schon längst raus und sein Hype ist an mir als junger Horrorfan nicht vorbeigegangen. Eine geheimnisvolle Aura umgab den Film, dessen "Found Footage"-Ansatz zwar nicht revolutionär war, aber erstmals im Mainstream angekommen ist. Der Film gilt bis heute als das Musterbeispiel einer effektiven viralen Marketingkampagne, die viele Kinogänger glauben ließ, sie würden echte Aufnahmen von realen Menschen sehen, die spurlos in den Wäldern von Maryland verschwunden sind.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich ihn im Kino gesehen habe, und auch an meine maßlose Enttäuschung darüber, dass der vermeintlich gruseligste Film seit Jahren sich als Langweiler entpuppte. In den darauffolgenden Jahren habe ich ihm noch weitere Chancen gegeben, in der Hoffnung, losgelöst vom damaligen Hype mehr Gefallen an dem Film zu finden, doch trotz interessanter Ideen und einer faszinierenden Mythologie wurde ich mit ihm nie warm. Aus kommerzieller Sicht war Blair Witch Project jedoch ein präzedenzloser Erfolg. Bei einem Budget von rund $200.000 spielte er weltweit fast 250 Millionen US-Dollar ein. Kein anderer "Found Footage"-Film hat je wieder diese Höhen erreicht.

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Natürlich konnte Hollywood auch der Versuchung nicht widerstehen, den Erfolg des Originalfilms auszuschlachten – erst nur ein Jahr später mit einem schnell heruntergekurbelten, im konventionellen Stil gedrehten Blair Witch 2 und dann 2016 mit dem heimlich gedrehten "Found Footage"-Sequel Blair Witch. Keiner der beiden Filme konnte an den Erfolg des Originals auch nur annähernd anknüpfen.

Dennoch weigert sich Rechteinhaber Lionsgate einzugestehen, dass Blair Witch Project möglicherweise ein One-Hit-Wonder war, das nicht dank seiner Mythologie oder dem Plot so erfolgreich war, sondern dank seinem einzigartigen Marketing, das in heutiger Zeit so nicht mehr wiederholt werden kann. Deshalb gibt es demnächst einen weiteren Anlauf, die Hexe in die Kinos zurückzubringen. Dafür holt sich Lionsgate diesmal Unterstützung von der erfolgreichsten Horrorschmiede Hollywoods. Als Teil einer Zusammenarbeit, bei der Horrorklassiker aus dem Studioarchiv von Lionsgate neu aufgelegt werden sollen, haben Lionsgate und Blumhouse als Auftakt einen neuen Blair Witch Project angekündigt.

Blair Witch Project erfolgreich im Kino wiederzubeleben ist eine harte Nuss, die bislang nicht geknackt werden konnte. Blumhouse hat allerdings schon Erfahrung darin, totgeglaubte Horror-Franchises im Kino wiederzubeleben. Das Studio machte es erst mit Halloween vor und produzierte auch den letztjährigen Der Exorzist: Bekenntnis. Außerdem würde Blumhouse-Chef Jason Blum liebend gerne neue Nightmare-on-Elm-Street– und Freitag-der-13.-Filme produzieren. Weil deren Rechtslage jedoch kompliziert ist, ist erst einmal Blair Witch Project dran.

Letztes Jahr sind bereits Pläne für einen neuen Blair-Witch-Film vom The-Offering-Regisseur Oliver Parker durchgesickert. Die Dreharbeiten sollten zwar schon m Herbst beginnen, dazu kam es aber nicht, möglicherweise wegen des Schauspielerstreiks. Ob es sich beim angekündigten Blair-Witch-Film von Blumhouse um dieses Projekt handelt oder ein ganz anderes, bleibt unklar. Vor sechs Jahren kündigte Lionsgate außerdem Pläne für eine "Blair Witch"-Serie an, die sich jedoch nie materialisierte.

Es ist unklar, ob der neue Film ein komplettes Reboot oder eine Fortführung der etablierten Mythologie sein wird. Ebenso wenig ist bekannt, ob die beiden Originalmacher Daniel Myrick and Eduardo Sánchez und ihre Produktionsfirma Haxan Films beteiligt sein werden. Myrick und Sánchez haben über die Jahre wiederholt betont, Ideen für mehrere weitere Filme zu haben, die beim Studio jedoch bislang auf taube Ohren gestoßen sind.

Während mich eine neue Version von Blair Witch Project relativ kalt lässt, bin ich neugierig, welche anderen Lionsgate-Horrorfilme Blumhouse danach in Angriff nehmen wird. Saw ist natürlich das erfolgreichste Horror-Franchise des Studios, braucht aber nach dem neulichen Erfolg von Saw X keine fremde Hilfe. Ein Kandidat wäre sicherlich Hostel, vielleicht aber auch See No Evil oder My Bloody Valentine.

Quelle: Deadline

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