Big Shark: The-Room-Macher Tommy Wiseau dreht endlich seinen zweiten Film!

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Tommy Wiseau in The Room (2003) © Wiseau-Films

Jeder kennt sie. Filme, die so schlecht sind, dass sie wieder gut sind. Nur darin liegt die Existenzberechtigung der Sharknado-Reihe. Ed Woods Name ist synonym mit solchen Filmen geworden. Doch der unumstrittete neuzeitliche König dieser Filme ist The Room. Genau genommen ist The Room kein traditioneller Film, es ist ein Erlebnis. In Deutschland noch weitgehend unbekannt – wobei James Francos The Disaster Artist ihn letztes Jahr letztes Jahr einem etwas weiteren Publikum vorgestellt hat – ist The Room in den Jahren nach seiner Erstveröffentlichung 2003 durch Mitternachtsvorstellungen in Independent-Kinos in den USA zu einem waschechten Kultfilm avanciert. Tommy Wiseau, der den Film schrieb, produzierte, inszenierte und natürlich die Hauptrolle übernahm, erreichte letztlich verspätet sein großen Ziel der Anerkennung und Beliebtheit, wenn auch nicht ganz auf dem Weg, den er ursprünglich anvisiert hat. Gedreht für knapp $6 Millionen aus seinem eigenen mysteriösen Vermögen wollte Wiseau ein dramatisches Meisterwerk erschaffen und damit bei den Oscars punkten. Dieses Ziel hat er, sagen wir mal, ganz leicht verfehlt.

Wiseaus Freund, einstiger Mitbewohner und Co-Star aus The Room, Greg Sestero, schrieb mit "The Disaster Artist" ein Buch über seien Erlebnisse mit dem geheimnisvollen Filmemacher, dessen wahre Herkunft (Mars?), Name und Alter (zwischen 18 und 70) bis heute nicht genau bestätigt werden konnten. All das trägt eben auch zum Kultstatus von The Room und Wiseau bei. James Franco, einer von vielen Celebrity-Fans des Films, holte sich die Rechte an dem Buch und verfilmte es selbst, wobei er Wiseau und sein Bruder Dave Franco Greg Sestero darstellten. So viel zu dem Hintergrund, doch diese Meldung richtet sich vor allem an diejenigen unter Euch, die bereits mit Wiseaus Magnum Opus vertraut sind, und sie werden vermutlich genau so aus dem Häuschen sein, wie ich.

Sechzehn Jahre nach The Room kommt endlich ein neuer Film von und mit Tommy Wiseau. Das Genre: Horror. Das Thema: Ein Hai. Der Titel: Big Shark. Muss man noch mehr wissen?

Wie schon vor einem Jahr unternahm ich gemeinsam mit meinem Kollegen von Leinwandreporter am Wochenende einen Trip nach London, um dort The Room in Anwesenheit von Tommy Wiseau und Greg Sestero im kultigen Prince Charles Cinema zu schauen. In keinem anderen Kino ist die Popularität des Films so groß. Seit Jahren läuft The Room dort in ausverkauften Vorstellungen und seit Jahren sind Wiseau und Sestero ein- bis zweimal im Jahr vor Ort anwesend, um mit ihren Fans zu sprechen und Merchandise zu verkaufen. Auf Umwegen wurde The Room nämlich zu einem wirklich profitablen Werk. Den Film in diesem Kino gemeinsam mit den Zuschauern zu sehen, die ihn in- und auswendig kennen, Zeilen mitsprechen und herrliche Kommentare gen Leinwand rufen, ist ein Erlebnis wie kein Anderes. Man stelle sich The Rocky Horror Picture Show in wirklich, wirklich schlecht vor. Ja, es ist so gut, dass wir dafür tatsächlich nach England fliegen.

Dieses Jahr gab es jedoch vor dem Hauptfilm und der Q&A eine tolle Überraschung. Ohne weitere Erklärung wurde uns ein Teaser-Trailer zu Big Shark gezeigt, von dessen Existenz vorher niemand wusste. Schon die Einblendung eines Plakats mit dem Worten "Directed by Tommy Wiseau" sorgte für helle Begeisterung im Saal. Der Teaser beginnt mit Patrick (Tommy Wiseau), der seine Freunde Tim (Isaiah LaBorde) und Georgie (Greg Sestero) zwei jungen Frauen vorstellt. Nach einem Schnitt stehen alle fünf draußen und die beiden Frauen ohrfeigen nacheinander Sesteros Georgie, nachdem ihm eine vorwirft, ein Arsch zu sein. Patrick und Tim lachen, während Georgie das ganze recht locker hinnimmt. Die beiden laufen dann zu ihrem Auto. Plötzlich spült Wasser durch die Straßen und nach dem nächsten Schnitt stehen die drei bereits bis zur Hüfte im Wasser. Im Hintergrund erscheint dann der Titelstar: ein großer schlecht animierter Hai, der ein unglückseliges Opfer verspeist. Das Freundes-Trio steht als nächstes auf der Speisekarte des Hais, sodass die drei wegrennen müssen. Nach der Titeleinblendung wird noch mehrfach der Shot des auf die Kamera zuschwimmenden und beißenden Hais wiederholt.

Die Vorstellung, dass Tommy Wiseau einen Haifilm à la Sharknado dreht und der gezeigte Teaser waren so unerwartet und schräg, dass mein Kollege und ich uns beide kurz gefragt hatten, ob uns vielleicht irgendwelche halluzinogenen Drogen in unser Bier zuvor beigemischt wurde. Als wir jedoch in einer späteren Vorstellung von Best F(r)iends, einem zweiteiligen Film, in dem Wiseau und Sestero die Hauptrollen spielen, der jedoch von einem gewissen Justin MacGregor inszeniert wurde, war ich vorbereitet und nahm kurzerhand den Großteil des Teasers auf, um mir und der Welt zu beweisen, dass ich nicht unter Wahnvorstellungen leide. Schaut selbst (und ja, die Qualität ist leider dürftig):

Wie uns später erzählt wurde, war es auch das allererste Mal, dass eine Vorschau auf den Film öffentlich gezeigt wurde. Beim Q&A enthüllten Wiseau und Sestero einige Details zum Film. Big Shark soll laut Sestero von drei befreundeten Feuerwehrleuten handeln, die die Welt retten. Vor einem großen Hai, wie ich annehme. Der Film spielt in New Orleans, wo Wiseau laut eigenen Angaben lange Zeit lebte. Seine Zeit in dort inspirierte ihn zu dem Film und er wollte der Stadt für die tolle Zeit, die er dort verbrachte, etwas zurückgeben. Also hat er entschieden, dass nichts besser sein könnte als ein neuer von ihm inszenierter Film. Dazu sage ich: Amen!

Im Q&A wurde auch angedeutet, dass der Film noch nicht abgedreht ist. Der Teaser wurde also vermutlich speziell erstellt, um die Finanzierung aufzutreiben und die Hype-Trommel unter Wiseaus Hardcore-Fans zu rühren. Im Laufe des Jahres soll Big Shark entstehen, und wenn alles nach Plan läuft, kommenden September in Anwesenheit von Wiseau und Sestero im Prince Charles Cinema seine Weltpremiere feiern. Das haben die beiden versprochen und ich weiß, dass ich n dem Fall auf jeden Fall vor Ort sein werde.

Falls Ihr es im Artikel bereits so weit geschafft habt und Euch immer noch fragt, wer zum Geier dieser Wiseau ist und was es mit The Room auf sich hat, die Sammlung der Szenen-Highlights und der Honest Trailer unten verschaffen Euch einen guten Eindruck: