Die 66. Auflage der internationalen Filmfestspiele von Cannes ging heute Abend mit Jérôme Salles Abschlussfilm Zulu zu Ende und das bedeutete natürlich auch, dass die Jury um den diesjährigen Vorsitzenden Steven Spielberg die wichtigsten Preise des Festivals verliehen hat. Die Spannung war groß, denn gerade in diesem Jahr kämpften sehr viele namhafte Regisseure um die begehrten Trophäen, darunter auch Stephen Soderbergh, Roman Polanski, Nicolas Winding Refn, die Coen-Brüder und Alexander Payne. Lange Zeit war das Rennen um die Goldene Palme, den Hauptpreis des Festivals und zweifelsohne einen der renommiertesten Filmpreise der Welt, völlig offen. Kein Favorit konnte sich etablieren, auch wenn mit dem Folkmusik-Ballade Inside Llewyn Davis von den Coen-Brüdern und dem gesellschaftskritischen Episodendrama A Touch of Sin von Zhangke Jia einige Filme von der Presse positiv empfangen wurden. Als jedoch Abdellatif Kechiches 175-minütiges Drama La vie d’Adèle (internationaler Titel: Blue is the Warmest Color) vorgeführt wurde, stand es für viele fest, dass der Film sich ganz vorne positioniert hat. So ist es auch gekommen. Die Adaption des französischen Graphic-Novels "Le Bleu est une couleur chaude" über ein junges Mädchen (Adèle Exarchopoulos), das sich in die Kunststudentin Emma (Léa Seydoux) verliebt, beschreibt etwa zehn Jahre der Beziehung zweier Frauen, vom stürmischen Anfang über die glückselige und leidenschaftliche Mitte bis hin zum bitteren Ende. Die sehr expliziten, langen (manche behaupten gar nicht gespielten) Sexszenen zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen sorgten für viel Gesprächstoff nach dem Film, doch auch diese ließen nicht von der gefühlvollen Geschichte dahinter ablenken. Da die Darbietungen von Seydoux und Exarchopoulos für den Film ebenso relevant waren wie Kechiches Regie, traf die Jury, wie Steven Spielberg es in Worte fasste, "eine außergewöhnliche Entscheidung" – zum ersten Mal wurden an einen Film drei Goldene Palmen verliehen, und zwar an den Regisseur und die beiden Darstellerinnen. Damit hat die Jury eine (meiner Meinung nach höchst zweifelhafte) Regelung des Filmfestivals umgangen, die einem Goldene-Palme-Gewinner "verbietet" noch mit weiteren Preisen ausgezeichnet zu werden. Ob La vie d’Adèle ein ähnlicher späterer Erfolg vergönnt sein wird, wie Michael Hanakes Liebe, der letztes Jahr die Goldene Palme gewann und später für fünf Oscars nonminiert wurde, bleibt angesichts des Themas und der Offenherzigkeit des Films anzuzweifeln, doch bereits der Hauptpreis von Cannes ist eine unglaubliche Ehre für den Film und wird ihn zum Augenmerk von vielen Cineasten machen.
Doch auch andere "Favoriten" wurden nicht übergangen. Alexander Paynes schwarzweißes Vater-Sihn-Drama Nebraska erhielt den Preis für den Besten Hauptdarsteller, der an Bruce Dern ging. Als Beste Hauptdarstellerin wurde Bérénice Bejo (The Artist) für The Past ausgezeichnet, den neuen Film vom Iraner Asghar Farhadi, dessen Nader und Simin den Oscar für den Besten fremdsprachigen Film 2011 gewann. Der Preis für Beste Regie ging überraschend an Amat Escalantes Heli, während die Coen-Brüder, deren Barton Fink vor mehr als 20 Jahren die Goldene Palme abstaubte, für Inside Llweyn Davis mit dem Großen Preis der Jury, der wohl zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, prämiert wurden.
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Unten sehr Ihr die komplette Auflistung der Gewinner des offiziellen Wettbewerbs:
Goldene Palme
La vie d’Adèle (engl. Titel: Blue is the Warmest Color)
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