
Mit vier neuen Filmen ging es am sechsten Tag weiter, wobei mir glücklicherweise ein Reinfall wie Revenge for Jolly! diesmal erspart wurde und ich stattdessen ein neues Highlight des Fantasy Filmfests 2013 zu sehen bekam.
TAG 6

Bei Hatchet III hat Adam Green die Regie an BJ McDonnell abgegeben und das sieht man den Film auch an. War der erste Hatchet noch ein mit Genre-Referenzen, coolen Gastauftritten und sehr viel Selbstironie gefülltes Highlight für alle Gore-Fans, ging es bereits bei Hatchet II deutlich bergab. Der Trend setzt sich bei Hatchet III leider fort und vom Spaß und dem Humor des ersten Films ist hier nicht mehr viel übrig. Auch die Gastauftritte von Genre-Stars sind eher rar (kein Wunder, wurden die meisten doch bereits in den ersten beiden Filmen abgemetzelt). Ein überraschendes und sehr gelungenes Cameo gibt es doch, das ich aber an dieser Stelle nicht verraten werde, denn es gehört zu den wenigen großen Highlights des Films. Ansonsten punktet der Film nur noch mit literweise Blut und wirklich "schönen" handgemachten Gore-Effekten. Allerdings muss man als Horrorfan einfach zugeben, dass irgendwann der Punkt kommt, an dem selbst die ausgefallenste Ausweidung oder Enthauptung niemanden mehr vom Hocker reißt. Es ist kein Bereich, in dem man sich endlos steigern kann.
Fraglich bleibt die Entscheidung, die eigentliche Heldin der drei Filme, Marybeth, nahezu den ganzen Film lang verhaftet und in Handschellen zu belassen und dann die Figur auch noch so unsympathisch zu gestalten. Sympathiepunkte gewinnt bei Hatchet III nämlich bestenfalls Crowley selbst. 2,5/5

House of Last Things ist ein Film, der auf Atmosphäre statt Grusel setzt und zum Teil gelingt das auch. Mehr Wenn die Gondeln Trauer tragen (wenn auch nicht annähernd so gut) als ein normaler Geisterhorror, wird dem Streifen eine besondere Note durch den starken Einsatz von klassischer Musik verliehen. Doch leider reichen diese atmosphärischen Elemente, gepaart mit glühenden gelben Luftballons nicht aus, um die konfuse Story, hölzerne Darstellerleistungen und eine mit 110 Minuten wirklich unnötig ausgedehnte Laufzeit zu rechtfertigen. Ich gebe zu, im Gegensatz zu den meisten Geisterhausfilmen, hat House of Last Things einige interessante und ungewöhnliche Einfälle zu bieten, doch am Ende ist die Auflösung irgendwo zwischen konstruiert und lachhaft einzuordnen und zerstört die gesamte zuvor aufgebaute Atmosphäre. Ja, Golf ist böse. 2/5

Immer und immer wieder hat das asiatische Kino über die letzten Jahre bewiesen, dass es grandiose, hochkomplexe Gangsterfilme hervorbringen kann, wie diese mittlerweile nur noch selten aus Hollywood kommen. Stammen viele davon aus Hong Kong, so ist New World die koreanische Antwort darauf. Von der Hong-Kong-Machart unterscheidet sich New World nicht wesentlich, hat jedoch trotzdem eine ganz spezielle koreanische Note, denn auf die angespannte Beziehung zwischen "reinen" Koreanern und den chinesischstämmigen Koreanern wird immer wieder verwiesen. Letztlich ist aber New World kein Film über Rassismus und kulturelle Eigenheiten, sondern ein hochspannender Thriller, bei dem sehr schnell klar wird, dass zwischen Gut und Böse keine klare Grenze liegt. Kein Charakter hier bewegt sich deutlich außerhalb der Grautöne, am wenigsten noch der von Choi Min-sik unheimlich gut gespielte Polizeichef, der innerlich unter seinen harten Entscheidungen leidet, aber nicht zögert, wenn ein Menschenleben geopfert werden muss, um seine Strategie voranzutreiben. Auch der Rest der Besetzung überzeugt. Nach einer etwas zähen Anfangsstunde, die so viele Charaktere und Plotstränge bietet, dass man anfangs leichte Probleme hat, mitzukommen, steigert sich der Streifen ab seinem Mittelteil in unglaubliche Höhen und verpasst mit mindestens zwei Szenen dem Zuschauer einen heftigen Schlag in die Magengrube. An Blut und Gewalt mangelt’s in dem Film auch nicht, doch diese werden nie zum Selbstzweck eingesetzt (in Südkorea kämpfen die Gangster übrigens wirklich ungerne mit Schusswaffen und bevorzugen Messer, Macheten und Baseballschläger, wie es aussieht).
Der Film bleibt bis zu seinem Ende sehr konsequent und lässt den Zuschauer mit interessanten Fragen nach "richtig" und "falsch" zurück. Ähnlich wie Infernal Affairs wartet er mit vielen unerwarteten Wendungen auf und zeichnet ein unangenehmes Bild von der Undercover-Arbeit. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sich Hollywood der Neuverfilmung von New World annimmt. 4,5/5

In Aftershock erschüttert ein verheerendes Erdbeben Chile. Ein US-Tourist, der sich zum Zeitpunkt des Erdbebens mit zwei seinen chilenischen Kumpel und drei europäischen Touristinnen in einem Club befindet, findet sich plötzlich inmitten des Chaos wieder. Doch das Erdbeben war erst der Anfang – aus einem benachbarten Gefängnis entflohen durch die vom Erdbeben verursachte Zerstörung haufenweise gefährliche Verbrecher, die nun mordend, raubend nd vergewaltigend durch die Straßen ziehen.
Wie schon Hostel, nimmt sich auch Aftershock viel Zeit, bis die eigentliche Handlung losgeht. Man gelangt beinahe in der Mitte des Films an, wenn das Erdbeben die Stadt in Schutt und Asche legt. An sich ist das unproblematisch – die Charaktere lange und ausführlich einzuführen, hilft dabei, später mit ihnen mitzufiebern. Doch leider, wie schon oben erwähnt, sind Roths Figuren hier schlicht unsympathisch und/oder langweilig, sodass deren Schicksal dem Kinogänger eigentlich egal ist. In Hostel war das auch nicht anders, doch der Film punktete mit seinem perversen Konzept und einer unter die Haut gehende Inszenierung in der zweiten Hälfte. Bei Aftershock gelingt das leider nicht. Nach dem Erdbeben läuft alles ziemlich schnell ab, die Charaktere werden einer nach dem anderen brutal abgemurkst. Moralisch schwere Entscheidungen werden angedeutet, doch dann wechselt der Fokus wieder zu schnell auf die Gewaltdarstellungen. So lassen der Regisseur Nicolás Lopez und Eli Roth eine Frau nicht einmal, sondern gar zweimal vergewaltigt werden.
Am Ende bleiben ein gelungener Twist kurz vor dem Ende, beeindruckendes Set-Design sowie ein tolles Schlussbild des Films, welches das Gesamturteil wohl doch etwas milder ausfallen lässt. 2/5
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