Fantasy Filmfest 2013 – Fazit und Interview

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Fantasy Filmfest 2013 - Die große Vorschau

Das diesjährige Fantasy Filmfest ging letzte Woche zu Ende und nachdem ich Euch mit meinen Tagebuch-Einträgen gefüttert habe und Euch zu 30 Filmen Kurzkritiken bereitgestellt habe, ist es an der Zeit, ein Fazit zu ziehen.

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

Wie üblich, war es ein Festival mit seinen Höhen und Tiefen. Was sich im Vorfeld abgezeichnet hat, wurde auch zur Realität: es gab dieses Jahr nicht die ganz großen Filme/Mega-Highlights wie beispielsweise District 9, The Descent, Piranha 3D oder Moon in vergangenen Jahren. Dies schlug sich laut Veranstaltern auch auf die Besucherzahlen leicht negativ nieder. Unter anderem lag dies woh auch daran, dass einige Filme zum FFF 2013 nicht rechttzeitg fertig wurden und wir auf diese bis zu den Fantasy Filmfest Nights warten müssen bzw. bis zum FFF 2014 nächsten Sommer. Die Abwesenheit an Filmen, die bereits im Vorfeld als Highlights gehypt wurden, führte aber natürlich dazu, dass man häufiger positiv überrascht wurde und viele kleine und große Highlights für sich entdecken konnte. So habe ich zwar den indischen Makkhi nicht gesehen, aber laut vielen Stimmen vom FFF avancierte der Film zum absoluten Publikumshit des diesjährigen Fests. Ich persönlich wurde auch von dem einen oder anderen Film sehr positiv überrascht. Insgesamt würde ich sogar sagen, dass das Verhältnis von "Gurken" zu Highlights dieses Jahr für mich etwas besser ausfiel, als in den vergangenen Jahren.

Bevor ich das in meinem Fazit präzisiere, wende ich mich kurz dem diesjährigen "TV Spielfilm Fresh Blood"-Award zu, dem Preis, der jedes Jahr an das beliebtesten (hier zählen Zuschauerwertungen) Erstlings- oder Zweitwerk geht. Das Ergebnis war in vielen Städten dieses Jahr nahezu identisch. So belegte in Kön die schwarz-weiße Stummfilm-Variation des Schneewittchen-Märchens, Blancanieves, Platz 1. Der spanische Thriller The Body belegte Rang 2 und Cheap Thrills kam auf Platz 3. In genau derselben Reihenfolge gestalteten sich die Gewinner des gesamten Festivals (im Durchschnitt über alle Städte). Blancanieves tritt damit in die Fußstapfen von Brick, Ex-Drummer, JCVD, District 9, Four Lions, Hell und Beasts of the Southern Wild.

Nun zu meinen persönlichen Auszeichnngen:

Bester FilmBig Bad Wolves

Schlechtester FilmRevenge for Jolly!

Größte ÜberraschungThe Banshee Chapter

Größte EnttäuschungEuropa Report

Bester Darsteller – Tzahi Grad, Big Bad Wolves (Platz 2: die Besetzung von A Field in England)

Beste Darstellerin – Gemma Arterton, Byzantium (Platz 2: weiblicher Cast von Raze)

Größte SpaßgranateYou’re Next

Größter MindfuckA Field in England

Zu guter Letzt habe ich für Euch noch als kleines Special ein Interview mit Matthias Strunz geführt, dem sympathischen Lokal-Organisator, der das Festival in Köln betreut. Darin gewährt er einen kleinen "Blick hinter die Kulissen" des Fantasy Filmfests.

Filmfutter: Worin bestehen Deine Aufgaben beim Fantasy Filmfest und wie lange machst du das schon?

Matthias Strunz: Ich bin der Lokal-Organisator für Köln und mache das jetzt seit 20 Jahren. Ich bin dafür verantwortlich, die Kataloge zu verteilen, während des Festivals mich um die Gäste, die Dauerkartenbesitzer und die Regisseure, die kommen, zu kümmern. Ich sorge dafür, dass alles reibungslos über die Bühne geht – Filme starten, schauen, dass die Codes alle da sind. Und natürlich sage ich den Leuten aus meiner Perspektive, welcher Film gut ist und welcher nicht. Ich habe vorher in der Regel schon 30 Filme gesehen.

FF: Gutes Stichwort – was ist dein persönlicher Favorit dieses Jahr?

MS: Das japanische Anime, Blue Exorcist: The Movie. Der Film ist visuell einfach großartig

FF: Kanntest Du die Manga-Vorlage?

MS: Nein, ich kannte sie nicht. Man kann ihn definitiv auch so gucken – er ist witzig, ganz toll gezeichnet, einfach fantastisch.

FF: Wie viele Filme werden von den Fantasy Filmfest-Organisatoren eigentlich im Vorfeld gesichtet, bis man auf die Endauswahl kommt?

MS: Es sind sehr viele. Ich würde sagen es sind etwa 300-400 Spielfilme und dann natürlich noch viele Kurzfilme. Manchmal sieht man von den Filmen aber auch nur kurz was, wenn es beispielweise nur Draft-Versionen sind, dann sieht man auf den Märkten nur zehn Minuten davon.

FF: Werden alle Filme auf Festivals und Filmmärkten ausgewählt oder wird ein gewisser Anteil auch über Einreichungen aufgenommen?

MS: Es gibt auch proaktive Einreichung und es gibt vor allen Dingen proaktive Einreichungen von Verleihfirmen. Von Verleihen, mit denen wir zusammenarbeiten, wie zum Beispiel Splendid Film, Legend, Koch Media oder Universal, werden direkt Filme angeboten.

FF: In den Foren, wie beispielsweise auf f3a.net, gibt es ja jedes Jahr zig Filmwünsche, von denen natürlich nicht alle letztendlich auf dem Fantasy Filmfest landen. Gab es dieses Jahr Filme, die die Organisatoren zwar bekommen wollten, es aber nicht geklappt hat aus dem einen oder anderen Grund?

MS: Ja, die gab es auf jeden Fall. Davon kommen einige bei den (Fantasy Filmfest) Nights im Frühjahr, von denen, die nicht fertig geworden sind oder von Filmen, die in Venedig oder in Toronto (beim Toronto International Film Festival) laufen. Festivals wie Berlinale, Venedig, Cannes, Toronto sind Festivals, die auf Weltpremieren bzw. Europapremieren bestehen. D. h. gewisse Filme können wir deswegen vorher nicht zeigen. Bei der Berlinale und bei Cannes geht das schon, das sind ja auch ganz wichtige Festivals für uns, weil beide einen großen Filmmarkt haben. Wenn allerdings Regisseure darauf bestehen, den Film in Venedig oder Toronto zu zeigen, dann können wir ihn vorher nicht aufführen.

FF: Eine Frage zum Eröffnungsfilm vom diesjährigen Festival, The Congress – weißt du vielleicht, wie die Entscheidung auf diesen Film fiel? Die Wahl hat ja die FFF-Besucher gespalten. Ich persönlich sehe das positiv, unabhängig von meiner eigenen Meinung von dem Film, weil ich es für eine mutige Entscheidung halte, da es eine Entscheidung für einen bestimmten Film war und nicht unbedingt für den größten Massengeschmack.

MS: Die definitive Entscheidung kenne ich nicht. Es heißt aber Fantasy Filmfestival, nicht Horror Filmfestival. The Congress ist eindeutig ein fantastischer Film – eine Mischung aus Anime, einer fantastischen Story, basierend auf einer Vorlage von Stanislaw Lem – da kommt alles zusammen. Dass das nicht jeden gefällt, das ist eben so. Das ist aber bei jedem Film so. Es gibt ja auch Leute, denen You’re Next nicht gefällt. Man kann es nicht allen recht machen.

FF: Kategorien, die mich schon länger interessiert haben, sind auch "Centerpiece" und "Director’s Spotlight". Nach welchen Kriterien entscheidet man, welcher Film zum "Centerpiece" des Festivals wird oder welcher Regisseur in den "Director’s Spotloght" kommt?

MS: Opening Night, Centerpiece und Closing Night sind Filme, die wir unbedingt haben wollen und manchmal muss man den Verleihern einen solchen Spot anbieten, um den Film überhaupt zu bekommen. Das heißt, wenn wir den Film unbedingt haben wollen, dann muss man manchmal, aber nicht immer, einen solchen Platz anbieten. Aber das sind natürlich auch Filme, die wir selber gut und wichtig finden und sie dann speziell hervorheben wollen.

FF: Was ich noch in den Foren, aber auch in Gesprächen mit Besuchern vor Ort mitbekommen habe, ist, dass eine langsame Neuausrichtung des Fantasy Filmfests zu Arthouse stattfindet. Siehst Du das auch so oder ist diese Wahrnehmung verzerrt?

MS: Das kommt natürlich darauf an, was man unter "Arthouse" versteht. Wenn Krimi oder optisch gewagtere Filme "Arthouse" sind, dann kann man das bejahen. Dieses Jahr war speziell. Es war ein schwieriges Jahr, um Filme zu bekommen, weil sehr viele Filme, die sonst in Frage kommen würden, nicht fertig geworden sind. Was ich in den Foren häufig sehe ist, dass da einige die Trailer anschauen und denken: "Wow, das ist der Granatenfilm!". Wenn man den ganzen Film dann aber sieht, sieht es ganz anders aus.  (lacht) man glaubt es kaum, aber auch wir haben einen Qualitätsanspruch und manche Sachen gehen einfach gar nicht. Das sieht als Trailer toll aus. Zum Beispiel Filme mit Zombie-Supermöpsen, mit Krankenschwestern, die von Zombies angefallen werden – das ist als 2-Minuten_Spot klasse, aber das kann man nicht als eineinhalb-stündiges Werk zeigen. Manche Filme sind einfach echt schlecht – noch schlechter als die "Gurken", die wir haben.

FF: Eine Frage, die immer wieder gestellt wird, ist, ob es irgendwann wieder doch noch eine Retrospektive geben wird.

MS: Das weiß ich nicht. Ich persönlich glaube das eher nicht, weil es unter anderem auch ein technisches Problem ist – immer weniger Kinos können 35mm-Filme zeigen und der Aufwand wäre auch sehr groß. Wir sind ja kein öffentlich gefördertes Festival und sind auf die Einnahmen eingewiesen und die Gefahr ist groß, dass zu einer Retrospektive nicht genug Leute kommen würden.

FF: Es gab ja auch das Festival mal in anderen Städten, als Probe, wie zum Beispiel in Hannover. Leider lief das nicht so erfolgreich. Gibt es künftig Pläne, in eine neue Stadt zu expandieren oder bleibt es vorerst bei den aktuellen Städten?

MS: Es bleibt bei den Städten. Wir haben ja auch das Ruhrgebiet ein paar Mal ausprobiert, bei den (Fantasy Filmfest) Nights haben wir auch Leipzig gehabt. Auch in Nürnberg haben wir es als Probe gemacht und das funktionierte von Anfang an super. Bei Hannover war es der Wunsch des Kulturreferenten der Stadt. Die Stadt wollte das Festival unbedingt haben. Diese Städte haben aber leider keine richtige Festivalkultur. Zugegeben, hat Köln mittlerweile auch nicht mehr. Ein Problem war auch – man muss sich ja einige Filme in ausländischer Sprache mit englischen Untertiteln anschauen. Das ist für unheimlich viele Leute eine extreme Hürde. Und genau das scheint in den oben genannten Städten ein Problem gewesen zu sein. Die klassischen Slasher-Filme waren immer noch voll, aber sobald eine andere Sprache gesprochen wurde als Englisch und sobald nicht alle zwei Minuten die Rübe fiel, kam da keiner mehr. D.h. es gab beispielsweise fünf Filme, die voll waren und in dem Rest saß so gut wie niemand.

FF: Ich bin sicher, Du kannst zu den (Fantasy Filmfest) Nights 2014 keine konkreten Titel verraten, aber kannst Du vielleicht sagen, ob das Programm schon steht?

MS: Es steht nicht so, dass wir Verträge unterschrieben habe, aber wir haben einige Sachen im Auge. Außerdem, wie ich schon gesagt habe, sind einige Sachen nicht fertig geworden bzw. sind in Toronto gelaufen und diese sind für die Nights geplant. Einige Filme sind schon relativ fest.

FF: Stehen die Daten denn schon fest?

MS: Nein, sie stehen noch nicht fest. Aber Ostern ist nächstes Jahr sehr spät, am 22. April. Die Nights werden Ende März/Anfang April stattfinden.

FF: Bald ist das 30. Jubiläum (2016) des Fantasy Filmfests. Macht man sich darüber schon Gedanken oder ist es noch zu lange hin?

MS: Das ist noch zu lange hin. Dafür gibt es aber Überlegungen zur Verlängerung der Dauer des Fantasy Filmfests. Dadurch, dass uns ein Kino in München durch Mietverdopplung ausfiel, mussten wir das Festival dort ja verlängern und haben die Filme nur in einer Schiene gespielt. Das iat total gut angekommen. Das würde für die Dauerkartenbesitzer bedeuten, dass sie tatsächlich alle Filme sehen können, es würde nur eben länger dauern. Ob es für die anderen Städte realisierbar ist, kann ich noch nicht sagen. Es ist aber eine Überlegung.

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Das war’s von meiner Seite zum Fantasy Filmfest, doch wir melden uns spätestens bei den Fantasy Filmfest Nights 2014 wieder! Vielen Dank an alle, die das Tagebuch mitverfolgt haben.