The Conjuring, USA 2013 • 112 Min • Regie: James Wan • Drehbuch: Chad Hayes, Carey Hayes • Mit: Vera Farmiga, Patrick Wilson, Lili Taylor, Ron Livingston, Shanley Caswell • Kamera: John R. Leonetti • Musik: Joseph Bishara • FSK: ab 16 • Kinostart D: 1. August 2013
Kritik

Harrisville, 1971: Roger und Carolyn Perron ziehen gemeinsam mit ihren fünf Kindern in ihr Traumschloss, ein abgelegenes Farmhaus jenseits des urbanen Treibens. Doch kurz nach dem Einzug zerstören finstere Mächte die traute Familienidylle und terrorisieren alle Angehörigen, bis sich Mutter Carolyn entschließt, die Dämonologen und Psi-Experten Ed und Lorraine Warren um Hilfe zu bitten. Schnell wird den beiden bewusst, womit sie es zu tun haben, doch das schier unendliche Ausmaß an dämonischen Hass scheint selbst für die Experten nicht zu bewältigen…
Vor Amityville gab es bereits Harrisville – so lautet ein Werbesatz des Studios für den Film Conjuring – Die Heimsuchung. Der Hintergrund: der Horrorfilm The Amityville Horror von 1979 sowie das Remake von 2005 mit Ryan Reynolds basieren ebenfalls auf den Geschichten von Ed und Lorraine Warren, die wirklich existierten und als Forscher für Parapsychologie zahlreiche vermeintliche Geisterhäuser untersucht haben. Ob man nun an derartigen Okkultismus glaubt oder nicht, Conjuring – Die Heimuschung dürfte wohl Gläubige wie Ungläubige und auch Agnostiker gleichermaßen verzücken.

Dank etablierter Darsteller kann das Drehbuch voll ausgereizt werden, Vera Farmiga und Patrick Wilson, die spätestens in der zweiten Filmhälfte als Dämonologen-Ehepaar das Zepter vollständig ergreifen, aber auch Lili Taylor und Ron Livingston als Familienoberhäupter spielen ihre Rollen absolut souverän und flößen dem Film den Schuss Substanz ein, der ihn weit über effektgeilen Horror-Einheitsbrei hebt. Die Figuren fesseln und sind einem nicht egal, man schaut ihnen über die Schulter und fiebert mit, und genau deshalb gehen die Gruselmomente im Film einem viel mehr unter die Haut als üblich, die Schockeffekte enfalten ihre volle Wirkungskraft, weil man gebannt der Erzählung und den tollen Figuren folgt und ganz plötzlich wird man überfallen von gruseligen Schockeffekten, die einen bis ins Mark treffen. Selbst erfahrene Horrorspezis sollten vielleicht besser nicht mit Bluthochdruck in die Vorstellung gehen! Die kleinen Tricks, derer sich James Wan aus der Klischeekiste bedient, unterstützen die Erzählung, bleiben aber erfreulich unaufdringlich und tragen nicht etwa die ganze Handlung, wie manch andere Horror-Klamotte.
Vergoldet wird das Gesamtkunstwerk von der düsteren, nicht hektischen, aber in den entscheidenen Momenten schnell geschnittenen Inszenierung, musikalisch wunderbar klassisch untermalt mit Anleihen aus 60er/70er-Jahre Songs und bedrohlichen Instrumentalstücken, und nicht zuletzt einer sehr gelungenen Maske, die den Geistern eine hübsch furchterregende Fratze verpasst.
Fazit
James Wan erfindet das Horror-Genre nicht neu. Muss er auch gar nicht, er würzt mit vorhandenen Zutaten und kocht einen schmackhaften Genremix aus Drama und Horror, der fesselt und schockiert bis das Blut gefriert.
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