Breaking Bad: Theorien & Prognosen nach Folge 5×11

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Achtung, SPOILER zur Episode 5×11, "Confessions" und Theorien mit Belegen und Hinweisen über den Fort- und Ausgang von Breaking Bad.

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

FILMFUTTER im Breaking-Bad-Fieber! Zwei enthusiastische Redakteure diskutieren die vergangene Episode "Confessions" und stellen Prognosen an über die kommenden Folgen der zur Zeit beliebtesten Serie auf dem Erdball. Falls ihr Interesse habt, beim nächsten mal als Gast an der (Online-)Diskussion teilzuhaben, schreibt uns eine Mail an kontakt@filmfutter.com.

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Welche Erkenntnisse können wir aus Episode 11, "Confessions", für den weiteren Verlauf der Handlung ziehen?

Daniel: Mit Todds Nazi-Onkel ist definitiv nicht zu spaßen. Der Plot läuft ja nicht umsonst parallel zu der Räuber-und-Gendarm-Story zwischen Hank, Jesse und Walt. Irgendwann werden sich die Wege kreuzen, und dann könnte es ungemütlich werden. Skyler schlägt sich immer mehr auf die Seite von Walt und steckt jetzt auch ganz tief drin im Sumpf. Hank hat nur noch eine Chance, Walt zu überführen und dessen falsche Anschuldigungen in dem Video zu widerlegen: er muss Jesse, der nun endgültig jedes Vertrauen in Walt verloren hat, auf seine Seite bringen.

Arthur: Jesse weiß Bescheid! Ganz ehrlich, seit der letzten Einstellung des Finales von Staffel 4, hat jeder auf diesen Moment gewartet. Man wusste, dass er kommen würde. Das hat Jesse sich einfach verdient. Aber man wusste nicht genau wie. Schließlich wussten nur zwei von Walts hinterhältigem Lily-of-the-Valley-Plan – Saul und Walt. Ich habe damit gerechnet, dass Walt vor lauter Arroganz irgendwann Jesse einfach erzählt, wie sehr er ihn die ganze Zeit beschissen hat. Doch letztlich entpuppte sich Saul als der Schlüssel zur Wahrheit. Jesse wird zugleich mit großer Wahrscheinlichkeit zum Schlüssel für Heisenbergs Untergang. Sehr vielsagend waren natürlich wieder die zahlreichen Manipulationen von Walt – die seines eigenen Sohnes, die von Jesse und natürlich das Video. Was aber noch bemerkenswerter an dem Video ist: Skyler hat sich endgültig für Walts Seite entschieden. Eine Rückkehr in das heile Beisammensein mit Schwester Marie wird es nicht mehr geben. Was die Meth-Neo-Nazi-Truppe um Todd angeht…ich bin gespannt.

Was war das Hightlight der letzten Episode?

Daniel: Das "Geständnis" von Walt. Ich musste schelmisch grinsen wie ein Honigkuchenpferd, wie dreist, eiskalt und abgezockt der kahle Baron von Münchhausen das verletzliche Rehlein mimt und ein weltklasse Märchen konstruiert, dass den Gebrüdern Grimm die Spucke wegbliebe. Es gab natürlich noch andere erstklassige Momente in dieser Episode, besonders die Szene im Restaurant zwischen Walt, Skyler, Hank und Marie war sehr kraftvoll und wird uns lange im Gedächtnis bleiben.

Arthur: Walts Umarmung von weinendem Jesse, Walts Manipulation seines eigenen Sohnes und das Vierer-Treffen von Walt, Hank, Marie und Skyler beim Mexikaner waren alles spitzenmäßige Momente, aber Walts "Geständnis" ist einfach nicht zu übertreffen. Es ist nicht nur ein genialer Einfall der Autoren, der clever mit dem Titel der Folge spielt, sondern schlicht und ergreifend eine der besten Wendungen der gesamten Serie. Was besonders beeindruckend ist, ist nicht nur Cranstons über jeden Zweifel erhabene schauspielerische Leistung in der Szene, sondern auch die fassungslosen Reaktionen von Marie und Hank. Hut ab!

War Jesses Geistesblitz am Ende der Folge nachvollziehbar?

Arthur: Das war das Einzige, das mich an der letzten Folge doch etwas gestört hat. Jesse hat in zu kurzer Zeit zu viele Schlussfolgerungen gezogen. Dass Huell ihm sein Gras abgezogen hat. Dass es auch bedeuten muss, dass Huell damals seine Gift-Zigarette abgezogen hat. Dass er das im Auftrag von Walt tat, damit Walt den Jungen vergiften und alles auf Gus schieben konnte. Ja…das ist schon ein bisschen weit hergeholt. Jesse musste die Wahrheit erfahren. Seit Walter am Tod von Jesses drogensüchtiger Freundin mitschuldig war, war es klar, dass es irgendwann eine Konfrontation zwischen Jesse und Walt geben wird. Lily of the Valley hat es nur verdeutlicht. Man hätte es aber vielleicht irgendwie geschickter lösen können, doch das ist dann einem auch egal vor lauter Jubel über Jesses Erkenntnis. Genug mit den Manipulationen, Mr. White!

Daniel: Natürlich hat Gennifer Hutchison, die Autorin dieser Episode, ein bisschen getrickst. Das blitzartige Erkennen aller Zusammenhänge, als Jesse bemerkte, dass Huell sein Pot gegen eine Schachtel Zigaretten ausgetauscht hat, war vielleicht eine Spur zu schnell. Alleine die Fingerfertigkeit von Huell mit seinen klobigen Fingern ist reif für den Zirkus. Immerhin haben sich die Autoren aber an Huells Geschick aus Season 4 zurückerinnert und ein Ereignis aus der Vergangenheit intelligent in den aktuellen Plot eingebaut, es wirkt zwar etwas konstruiert, aber nicht komplett unsinnig wie in einigen Dexter-Folgen, in denen die Autoren Zusammenhänge mit völlig charakterfremdem Verhalten und dummen Zufällen herstellen.

Hätte Walt Jesse in der Wüste wirklich abgemurkst, wenn er nicht zur Räson gekommen wäre?  Wer reist als nächstes nach Belize?

Daniel: Ich glaube Walt war noch nicht so weit,  bis zum Äußersten zu gehen. Jesse ist auf jeden Fall das größere Übel für Walt, es würde ihm leichter fallen, ihn auszuschalten, als Hank. Vielleicht nicht emotional, aber bei einem Anschlag auf Hank müsste er sich vor Skyler, Marie und der DEA rechtfertigen. Das ist sogar für König Heisenberg eine Nummer zu groß. Jesse wiederum ist der Fan-Liebling, ich glaube Gilligan wird ihn nicht opfern. Mit Onkel Jack und seiner Nazi-Bande erhält die Gleichung eine weitere Unbekannte, was es praktisch unmöglich macht, die zweite Frage zu beantworten. Es gibt unendlich viele Wege.

Arthur: Mike war auch ein ziemlicher Fan-Favorit und Vince Gilligan hatte keine Probleme damit, ihn nach Belize zu schicken. Die Serie hat sich, zu Recht, den Ruf aufgebaut, das Erwartete komplett umzudrehen und den Zuschauer ständig gegen die Wand laufen zu lassen. Jesse zu töten (erst Recht noch vor der letzten Folge) wäre vielleicht das Gewagteste, das Vince Gilligan je durchzezogen hätte – doch komplett ausschließen kann ich es nicht. Es wäre auf jeden Fall ein herber Schlag, einen der wenigen durchweg sympathischen Charaktere der Serie zu verlieren. Jesse ist dei Seele von "Breaking Bad" geworden. Die Schüler-Mentor-/Vater-Sohn-Beziehung zwischen Jesse und Walt gehört zu den interessantesten Aspekten der Serie. Ich glaube Jesse ist Walt ganz und gar nicht gleichgültig und ich denke nicht, dass Walt in der Wüste bereit wäre, ihn zu töten. Jetzt ist Jesse aber eine viel direktere Gefahr für Walt als bisher und es geht unmittelbar um Walts eigene Haut. Um diese zu retten, ist er sicher bereit, auch über Jesses Leiche zu gehen. Als nächster wird er jedoch nicht sterben. Ganz ehrlich? Ich glaube trotz Gilligans Aussage werden vor Ende nicht viele sterben. Hank, Skyler, Walt, Jesse und Marie werden nicht vor der letzten Folge ins Gras beißen. Saul wahrscheinlich auch nicht. Bei Todd und Lydia…da wäre ich mir nicht so sicher.

Daniel: Ich muss widersprechen, Walt geht es nicht um seine eigene Haut, ihm geht es um Kontrolle und um seine Famile, notfalls auch über den Tod hinaus. Wenn seine-Haut-retten bedeutet, dass er damit das Drogengeld und die Existenz seiner Famile beschützt, dann wird er das auch tun.

Mittlerweile erwartet man auch das Unerwartete – im Umkehrschluß wäre es also gar nicht mehr so sensationell, wenn Jesse früher abtritt. Ich hoffe, dass Gilligan sich in den letzten Folgen mit den Twists nicht übernimmt und von der Realität zu weit wegtreibt. Nicht dass es bisher ein großes Problem gewesen wäre, aber die Gefahr ist akut, wenn man ständig versucht den Zuschauer zu foppen, besonders am Serienende – irgendwann könnte der Twist dann zum Selbstzweck werden. Deshalb bin ich jetzt auch kein großer Anhänger der These "Es wird ohnehin jemanden treffen, auf den wir alle nicht gewappnet waren". Es muss Sinn ergeben, das ist das Wichtigste.

Arthur: Die Familie ist Walt wichtig (zumindest die Kinder), aber ich glaube schon, dass er ein ziemlicher Egoist ist. Würde er sich für seine Familie opfern? Wenn es sein muss, wahrscheinich, ja. Aber wenn er sich retten kann, indem er zuvor viele andere Menschen (außerhalb seiner unmittelbaren Familie) opfert – dann wird er das auch tun. Der letzte Rest von Walts Gewissen ging am Ende der 4. Staffel direkt aus dem Fenster. Dann wude aus Walter White endgültig Heisenberg.

Bei "Breaking Bad" geschieht selten etwas zum Selbstzweck – und deshalb glaube ich auch nicht ein ein großes Blutbad. Das würde zwar vielleicht den Blutdurst einiger Zuschauer stillen, doch es passt auch irgendwie nicht rein. Manche Personen werden vernichtet werden, doch vielleicht eher psychisch denn physisch.

Daniel: Jesse ist für ihn Familie. Den Krebstod vor Augen, würde er Jesse nicht ermorden, um noch ein paar Monate in Freiheit zu leben. Aber das werden wir wohl ohnehin nie erfahren.

Arthur: Zunächst bin ich mir nicht ganz sicher bezüglich dieser Aussage. Er mag Jesse, doch er mag sich selbst viel lieber. Außerdem – ja, wir wissen, dass Walts Krebs zurück ist, aber wir wissen nicht wie ernst es ist. Sind es wirklich noch ein paar Monate? Ich bin da nicht so sicher. Alles, was wir haben, ist nur Walts Angabe Hank gegenüber und dieser schenke ich nicht zwingend viel Glauben.

Daniel: Wir haben noch die Szene, in der Walt am Tropf hing. Kann natürlich viel bedeuten, aber mal abwarten. Aber die eigene Haut war ihm nie so wichtig. Er hat oft sein Leben riskiert, um noch mächtiger zu werden. Macht, Kontrolle sind seine Motive, für die er sein Leben einsetzt. Und natürlich seine Famile. Selbst wenn er über das Rezidiv gelogen hat, ist der Tod fest in seinem Kopf verankert, er rechnet nicht damit, in ein paar Jahren noch unter den Lebenden zu weilen. Damit legitimiert er alles, was er seit dem Ausbruch der Krankheit getan hat.

Was können wir aus der Preview für Folge 5×12 mitnehmen? (s.u.)

Arthur: "Mr White is the devil". Walt wird sich nicht mehr rauswinden können. Mit Jesse hat er einen neuen Erzfeind. Mit wem redet er da? Hank ist wahrscheinlich, doch wäre das nicht zu offensichtlich? Was den Titel der Folge betrifft: ich schätze Walt muss Jesse jetzt wie einen tollwütigen Hund erledigen. Ich denke die Geschichte von Todd wird wieder nur einen kleinen Teil der Folge einnehmen. Nicht vor den letzten zwei Folgen erwarte ich einen großen Zusammenprall zwischen Walts akteller Situation und der Nebenhandlung von Todd und Lydia.

Daniel: So wie es aussieht, wird Walt in seinem Haus eintreffen, bevor Jesse ein Feuer legen kann. Walt wird versuchen, ihn zu beschwichtigen – vermutlich mit Erfolg. Er wird Jesse wohl nicht von seiner Unschuld an Brocks Vergiftung überzeugen können, aber er wird ihn von seinem Vorhaben abbringen. Das Haus der Whites sah im letzten Flash Forward ziemlich verfallen aus, aber nicht abgebrannt- ergo war wohl nicht Jesse der Übeltäter. Skyler verlangt von Walt, dass er die Situation mit Jesse in den Griff bekommt und wir hören Jesse in dem Promo-Video sagen, dass er Walt für den Teufel hält. Zu wem er das wohl sagt? Ich tippe auf Hank.

Auf die Synopsis von 5×12, Rabid Dog, kann ich mir aber keinen Reim bilden: "An unusual strategy starts to bear fruit, while plans are set in motion that could change everything." Ich rate einfach mal ins Blaue: Mit Rabid Dog (zu dt.: tollwütiger Hund) ist Jesse gemeint. Todd beginnt Crystal Meth zu kochen und geht dabei ungewöhnliche Wege. Jesse schließt sich mit Hank kurz und plant, Walt eine Falle zu stellen.

Abschließend bitte eine Update eurer Theorien über den Fort- und Ausgang der letzten "Breaking Bad"-Episoden. Was wird passieren?

Arthur: Gegen meine Theorie des offenen Ausgangs spricht immer noch nichts, doch mit der Polizei wird das Ende nicht viel zu tun haben. Hank wird die Ermittlungen auf die eigene Faust bzw. gemeinsam mit Jesse betreiben. Wen will Walt mit dem Maschinengewehr am Ende konfrontieren? Ist es Hank? Oder ist es Todds Neo-Nazi-Onkel und seine Leute? Das ist "Breaking Bad", also wahrscheinlich keiner von den beiden. Dass Jesse aber ein Happy End spendiert bekommt, davon bin ich immer mehr überzeugt. Die Zeit der Lügen ist vorbei. Jesse wird sich nicht mehr von Walt einwickeln lassen. Ein letztes Mal konnte Walt ihn in der Wüste mit großer Not überzeugen, doch damit ist vorbei. Jesse wird als Sieger herviorgehen und sein Leben in Ordnung bringen. Hoffentlich ist das nicht nur Wunschdenken meinerseits…

Daniel: Meine alte Theorie, dernach Lydia, Todd und die Nazi-Bande Walts Haus auseinandernehmen und Walt daraufhin nach New Hampshire flüchtet, hat noch Bestand. Allerdings denke ich mittlerweile, dass die Theorie fast zu konservativ ist. Vince Gilligan hat einen Heidenspaß dabei, den Zuschauer immer wieder in die Irre zu führen. Wer hätte vermutet, was sich tatsächlich hinter dem Geständnis verbirgt? Ich dachte, Jesse würde auspacken. Vielleicht passiert etwas ganz Verrücktes, Jesse findet den Lottoschein in Walts Haus und kombiniert wie Sherlock, fährt zu dem Versteck und vernichtet Walts Geld. Ich halte fast alles für möglich. Vielleicht wird Walt aber auch von Lydia bedroht und tischt der DEA ein weiteres Märchen auf, schwärzt Lydia an und geht in den Zeugenschutz nach New Hampshire.