Django, FR 2017 • 117 Min • Regie: Etienne Comar • Drehbuch: Etienne Comar, Alexis Salatko • Mit: Reda Kateb, Cécile de France, Beata Palya, Bim Bam Merstein, Gabriel Mirété, Vincent Frade, Ulrich Brandhoff • Kinostart: 27.07.2017 • Deutsche Website
Die 67. Berlinale eröffnend, erzählt Regisseur Etienne Comar in seinem Debütfilm die Geschichte von Jazzpionier Django Reinhardt, oder zumindest den geschichtlich wichtigsten Teil davon. Im besetzten Frankreich von 1943 spendet der Mann mit dem Schnauzer und der deformierten Hand mit seinem „Zigeuner-Swing“ Licht in dieser dunklen Zeit. Wenn Django Reinhardt die ersten Töne spielt scheint für kleine Momente Frieden einzukehren. Diese Ruhen im Sturm unterstreicht die zurückgenommene Inszenierung der Musikeinlagen, die Songs eigentlich immer durchspielen lässt und jeden Saitenzupfer auskostet.
Um der aufstrebenden „Negermusik“ aus den USA entgegenzuwirken, möchten die Deutschen Django auf eine Deutschlandtournee schicken. Das alles natürlich unter absurden Auflagen, deren Drastik in einer späteren Szene des Films geradezu satirische Maße annimmt. Welche Gefahr eine solche Tournee darüber hinaus birgt, ist nur grob abschätzbar. Um Django herum spitzt sich die Situation schnell zu. Menschen werden entführt und ermordet. Auch Django, der bisher größtenteils unberührt blieb und sich sicher fühlte, wird zunehmend involviert. Die Ermordung eines blinden Gitarristen, der ihn in seiner Jugend inspirierte, fordert erstmals nicht nur einen persönlichen Verlust, sondern beschreibt zudem auch den ersten (indirekten) Angriff auf seine Kunst. Die Pariserin Louise de Klerk (Cécile de France) will ihm helfen, in die Schweiz zu fliehen und bringt ihn Nahe der Grenze unter. Unter den anderen Flüchtlingen dort wird er als Held angesehen. „Ich bin nur ein Zigeuner wie ihr. Ich mache nur Musik“, erwidert er, als ihm das einer sagt. Die Rolle des Friedenskämpfers scheint ihm ebenso wenig zuzusagen wie die der Propaganda-Marionette. Von beiden Seiten fühlt er sich instrumentalisiert. Leider ist auch der Film mehr an der politischen Idee des Django interessiert, als an dem Menschen dahinter.
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Szenen, die die Person Django Reinhardt zeichnen verlaufen schnell im Sande und auch solche, die anderweitig die Menschen hinter dem Wikipedia-Eintrag erkunden, finden sich lediglich in Nuancen und werden vom Thron überschattet, der dem gebürtigen Belgier gebaut werden soll. Durch eben Szenen, wie man sie in einem solchen Biopic erwartet. Als Django doch noch von den Nazis gefunden wird und auf einem Fest auftreten soll, widersetzt er sich den strengen Vorgaben des uniformierten Bösen, nach denen er nicht einmal zum Rhythmus mit dem Fuß wippen darf, bringt die Feine Gesellschaft mit seinen Solos zum Durchdrehen und zerstört damit die Ordnung der Nazis in einem Mikrokosmos, womit er sich letztendlich doch entschließt, als Kämpfer zu agieren. Der Krieg habe also doch auch ihn verändert, bemerkt Louise später, denn er zwingt die Menschen, Position zu beziehen.
Fazit
Wenn der Film nach der Kapitulation der deutschen Wehrmacht und dem damit eintretenden Ende des Krieges in Europa im Mai 1945 zu einem von Django Reinhardt dirigierten Musikstück in den Frieden und Abspann einleitet, hat man nicht das Gefühl, ein besonders bedeutsames Stück Geschichte gesehen zu haben. Noch wenig aber hat man ein ansatzweise komplexes Gefühl dafür bekommen, was für ein Mensch Django Reinhardt überhaupt war.
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