Er war ein Bandit, ein Gauner, ein Gentleman, ein tollkühner Flieger, ein Pferdeflüsterer und der große Gatsby. Er spionierte mit Brad Pitt, brachte Richard Nixon zu Fall und machte Demi Moore ein unmoralisches Angebot. Der oscarprämierte Schauspieler und Regisseur Robert Redford starb gestern im Alter von 89 Jahren im Schlaf in seinem Haus im Wintersportgebiet Sundance in Utah, das er 1969 erwarb und nach seinem Charakter aus dem Western Zwei Banditen (OT: Butch Cassidy and the Sundance Kid) benannte.
Redford war eine Hollywood-Legende, wie sie im Buche steht, und einer der größten Stars der New-Hollywood-Ära. Doch ihn allein auf seine Hollywood-Karriere zu reduzieren, würde dem Leben dieses Mannes Unrecht tun. Redford war ein Umweltschützer, setzte sich für die Rechte der indigenen Bevölkerung ein und war als Gründer des Sundance Institute und des von ihm seit 1978 veranstalteten Sundance Film Festivals einer der wichtigsten Förderer des unabhängigen Kinos aller Zeiten.
Redford war ein Rebell, der die Schauspielerei liebte, das Filmgeschäft selbst jedoch nicht. Hollywood misstraute er, und obwohl er selbst in Kalifornien geboren wurde, war er nicht gerne in Los Angeles. Sein Herz schlug für den Südwesten der USA, wo er den Großteil seines Lebens verbrachte.
Redfords Filmkarriere umspannte sechs Jahrzehnte. Nach seinen ersten Serien- und Filmrollen ab 1960 wurde er schnell wählerisch bei seiner Rollenauswahl und lehnte u. a. Parts in Wer hat Angst vor Virginia Woolf? und Die Reifeprüfung ab. Seinen Durchbruch feierte er an Paul Newmans Seite in Zwei Banditen, der für sieben Oscars nominiert wurde, darunter als "Bester Film". Die Zusammenarbeit mit Newman führte zu einer lebenslangen Freundschaft der beiden Stars, deren Gaunerkomödie Der Clou (OT: The Sting) vier Jahre später zum Riesenhit wurde und als "Bester Film" bei den Oscars ausgezeichnet wurde. Zu einer dritten Zusammenarbeit der beiden kam es nie: Redford wollte zwar die Bill-Bryson-Adaption Picknick mit Bären (OT: A Walk in the Woods) mit Newman drehen, Newman starb jedoch vor Drehbeginn, sodass der Film erst zehn Jahre später mit Nick Nolte als Redfords Co-Star entstand.
Die Siebziger waren die Glanzzeit von Redfords Schauspielkarriere. Zwischen 1973 und 1976 war er der größte Kassenmagnet Hollywoods. Filme wie So wie wir waren (OT: The Way We Were), Der große Gatsby (OT: The Great Gatsby), Die drei Tage des Condor (OT: Three Days of the Condor) und der oscarnominierte Watergate-Thriller Die Unbestechlichen (OT: All the President’s Men) sind in dieser Zeit entstanden. Allein 1974 spielte er in drei der zehn umsatzstärksten Filme des Jahres mit.
Nachdem er sich als einer von Hollywoods größten Stars etabliert hatte, wechselte Redford 1980 mit dem Familiendrama Eine ganz normale Familie (OT: Ordinary People) hinter die Kamera und gewann damit prompt den Regie-Oscar. Insgesamt wurde der Film mit vier Oscars ausgezeichnet, darunter auch als "Bester Film". Diesen Erfolg konnte Redford mit keiner seiner späteren Regiearbeiten wie Aus der Mitte entspringt ein Fluss (OT: A River Runs Through It), Der Pferdeflüsterer (OT: The Horse Whisperer), Von Löwen und Lämmern (OT: Lions for Lambs) oder Die Lincoln-Verschwörung (OT: The Conspirator) wiederholen, wobei Redford immerhin als Regisseur und Produzent von Quiz Show jeweils für einen Oscar nominiert wurde.
Fünf Jahre nach Eine ganz normale Familie spielte Redford neben Meryl Streep in Jenseits von Afrika (OT: Out of Africa) mit, der ebenfalls mit dem "Bester Film"-Oscar ausgezeichnet wurde und zu einem der größten Kassenhits von Redfords Karriere wurde.
In den Neunzigern drosselte Redford das Tempo seiner Karriere deutlich, blieb jedoch weiterhin ein Zuschauermagnet mit Kinohits wie Ein unmoralisches Angebot (OT: Indecent Proposal), Sneakers – Die Lautlosen und Der Pferdeflüsterer. Im Letzteren spielte die junge Scarlett Johansson mit, neben der Redford 16 Jahre später im Marvel-Blockbuster The Return of the First Avenger (OT: Captain America: The Winter Soldier) als überraschender Bösewicht auftrat. Die Rolle verkörperte er 2019 in einem kurzen Cameo in Avengers: Endgame erneut. Seine letzte Hauptrolle, die auch einen guten Abschluss für seine Filmografie bildete, spielte Redford 2018 in Ein Gentleman & Gauner (OT: The Old Man & the Gun).
Trotz seiner beachtlichen Karriere und seines Status als Hollywood-Ikone hat Redford nie einen Schauspiel-Oscar gewonnen und wurde auch nur für einen (für Der Clou) nominiert. Die Academy verlieh ihm 2001 den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.
Redford war mehr als ein Star: Er war ein Archetyp, ein Vermittler, ein Hüter von Geschichten, die ohne ihn womöglich nie erzählt worden wären. Sein Vermächtnis in Hollywood wird lange nach seinem Tod fortbestehen.
Quelle: Deadline











