Mit dem John-Wick-Offshoot Ballerina kehrte Regisseur Len Wiseman nach einer 13-jährigen Auszeit letzten Monat ins Kino zurück. Auf den ersten Blick überrascht diese lange Pause, denn schließlich lief Wisemans Filmkarriere in den 2000ern ziemlich gut. Mit seinem Vampire-vs.-Werwölfe-Regiedebüt Underworld machte er Kate Beckinsale im hautengen Latex-Outfit zu einer überraschend überzeugenden Actionheldin – und ein Jahr später auch zu seiner Ehefrau. Wiseman inszenierte auch das noch erfolgreichere erste Sequel Underworld: Evolution, bevor ihm die Zügel über den vierten Teil eines der ikonischsten Action-Franchises aller Zeiten übergeben wurden: Stirb langsam.
Auch wenn manche Fans der ersten drei Filme über die weichgespülte PG-13-Freigabe von Wisemans Stirb langsam 4.0 klagten, war es in meinen Augen ein erstaunlich gutes Sequel mit tollen Actionszenen. Es konnte vielleicht nicht mit dem ersten und dem dritten, aber definitiv mit dem zweiten Teil der Reihe mithalten. Erst recht lernte ich die Vorzüge des Films nach dem miserablen fünften Teil Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben schätzen.
Stirb langsam 4.0 wurde zum kommerziell erfolgreichsten Film der Reihe und zum größten Kassenhit von Wisemans Karriere. In den darauffolgenden Jahren produzierte er Underworld – Aufstand der Lykaner und schrieb am Drehbuch zu Underworld: Awakening mit, kehrte aber erst fünf Jahre nach Stirb langsam 4.0 mit dem Total-Recall-Remake auf den Regiestuhl zurück. Es wurde sein erster Kassenflop – doch wenn man den Film nicht an Verhoevens großartigem Original misst, war Wisemans Version zumindest ein solider Sci-Fi-Actioner.
Nichtsdestotrotz wurde es seitdem bis Ballerina sehr ruhig um ihn. Untätig war er in der Zeit jedoch nicht, sondern verbrachte vier Jahre mit einem Projekt, das sich letztlich nicht materialisierte. Nach den üblen Verrissen des fünften Stirb-langsam-Films wurde Wiseman 2015 für die Regie von Stirb langsam 6 verpflichtet. Die Idee war, eine Mischung aus Sequel und Prequel zu drehen, die einerseits John McClane in den 1970er-Jahren zu Beginn seiner Polizeikarriere in New York zeigt und andererseits in der Gegenwart spielt, wo McClane bei einem Einsatz angeschossen wird. Wiseman versicherte den vom Konzept wenig begeisterten Fans, dass Bruce Willis dennoch eine große Rolle in dem Film spielen würde, der zwischenzeitlich den schlichten Titel McClane trug.
Wie Ihr natürlich wisst, gab es nie einen sechsten Stirb-langsam-Film. Was ist passiert? Ganz einfach: Disney kaufte 2019 den Rechteinhaber 20th Century Fox und stampfte das Projekt ein. Drei Jahre später gab Willis seinen Ruhestand aufgrund einer Demenz-Diagnose bekannt – und damit war ein Legacy-Sequel mit ihm endgültig vom Tisch.
Als Wiseman anlässlich der Veröffentlichung von Ballerina nach seiner Arbeit an Stirb langsam 6 gefragt wurde, erklärte er nur, dass es ein cooles Drehbuch und eine coole Idee gegeben habe und er jahrelang an das Sequel geglaubt habe – und deshalb andere Angebote ablehnte, nur um letztlich mit leeren Händen dazustehen: (aus dem Englischen)
Vier Jahre lang arbeitete ich am letzten John-McClane-Film. Es war so ein cooles Drehbuch und so eine coole Idee. Andere Filmen wurden mir angeboten und ich meinte: "Nein, das wird zuerst gemacht. Wir sind nah dran." Es gab vier Jahre, in denen ich dachte, dass der Film kommen würde und dann kam er nicht.
Ich kann natürlich niemandem verübeln, der nach Ein guter Tag zu sterben keine Lust auf einen weiteren Stirb-langsam-Film hatte, der das Vermächtnis von John McClane beschmutzt. Doch ich hätte gerne einen besseren Abschluss für das Franchise gehabt und Sylvester Stallone zeigte mit Rocky Balboa nach Rocky V, wie man sich nach einem Franchise-Tiefpunkt wieder rehabilitieren kann.
Quelle: Indiewire











