Als Filmfan, der sich auch für die finanzielle Seite des Filmgeschäfts interessiert, hoffe ich immer, dass Qualität sich an den Kinokassen durchsetzt. Der überraschende Riesenerfolg von Blood & Sinners, eines langsam erzählten, musikalischen Vampirfilms scheint dafür zu sprechen und auch bei Final Destination 6: Bloodlines gehen die besten Kritiken mit dem höchsten Einspiel der Reihe einher.
Doch leider wäre die Annahme, dass gute Filme automatisch auch erfolgreich werden, viel zu pauschal, denn dieses Jahr gab es schon einige traurige Gegenbeispiele. Steven Soderberghs Black Bag ist ein cleverer, hochspannender Spionagethriller mit erstklassiger Besetzung und einer der besten Filme in der langen Karriere des Oscargewinners, doch im Kino tat sich die 50-Millionen-Produktion schwer und konnte nicht einmal ihr Budget bisher decken. Mickey 17 ist ein origineller, satirischer Science-Fiction-Film des gefeierten Parasite-Regisseurs Bong Joon-ho – und mit einem geschätzten Verlust von $75-80 Millionen einer der größten Kassenflops des Jahres.
Bedauerlich ist auch, dass Thunderbolts* – oder nennen wir ihn jetzt stattdessen The New Avengers? – Schwierigkeiten hat, sein Budget wieder einzuspielen, geschweige denn Profit zu machen. Marvels Übermacht an den Kinokassen geriet bereits vorletztes Jahr mit Ant-Man and the Wasp: Quantumania und dem Riesenflop The Marvels gehörig ins Wanken. Als Reaktion darauf wurde gerne vorgebracht, dass Marvel die sinkenden Einnahmen durch ein Überangebot und mangelnde Qualitätskontrollen selbst zu verantworten hatte. Masse statt Klasse. "Macht wieder gute Filme und die Leute werden kommen", lautete häufig das Urteil.
Ganz so einfach ist es aber scheinbar nicht. Obwohl Thunderbolts* der erste MCU-Film seit November 2023 ist und der beste Marvel-Film seit Jahren, spielte er weltweit bislang nur $381 Millionen ein – fast exakt so viel wie Black Widow, der jedoch mitten während der Pandemie erschienen ist und parallel zum Kinostart gegen Aufpreis bei Disney+ zu sehen war. Der unglaubliche Hulk, Captain America: The First Avenger und The Marvels sind die einzigen anderen MCU-Filme, die weltweit noch weniger eingespielt haben Bei einem Produktionsbudget von 180 Millionen US-Dollar (zuzüglich Marketingkosten) ist es kein gutes Ergebnis für einen Film, dessen Charaktere eine große Rolle im nächsten Avengers-Film spielen sollen. Die Qualität stimmte – darin sind sich die Kritiker und die meisten Zuschauer, die den Film gesehen haben, einig. Thunderbolts* zahlte den Preis für den bereits vorher entstandenen Imageschaden.
Zum Glück scheint man das bei Disney und Marvel erkannt zu haben und schiebt die Schuld an der kommerziellen Enttäuschung nicht dem Regisseur Jake Schreier in die Schuhe. Im Gegenteil: Er tat seine Arbeit so gut, dass ihm ein noch größeres MCU-Projekt über ein deutlich bekannteres Superheldenteam anvertraut wird. Schreier ist in Verhandlungen für die Regie des ersten X-Men-Films des MCU. Seit Disney 20th Century Fox und damit auch die Filmrechte an den Mutanten erworben hat, warten die Fans auf ihre Rückkehr in die Kinos. Die Weichen dafür wurden bereits in Filmen wie Black Panther: Wakanda Forever und The Marvels sowie in der "Ms. Marvel"-Serie gestellt. Ein Wiedersehen mit einigen X-Men-Charakteren gab es auch letztes Jahr in Deadpool & Wolverine und zahlreiche Originaldarsteller:innen der X-Men aus der Fox-Ära werden nächstes Jahr in Avengers: Doomsday zurückkehren.
Natürlich sollen die X-Men aber auch einen eigenen Film im MCU bekommen, dann vermutlich von neuen, jüngeren Darsteller:innen verkörpert, die diesen wichtigen Teil des Marvel-Universums noch viele Jahre tragen können. Gerüchte und Spekulationen vermischen sich im Internet mit Wunschdenken, wenn es um die neue Besetzung ikonischer Charaktere wie Magneto, Professor X, Rogue, Cyclops oder Jean Grey geht.
Michael Lesslie (Die Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds & Snakes) schreibt das Drehbuch zum X-Men-Film. Wann er in die Kinos kommen wird, ist noch geheim, fest steht jedoch, dass er Teil der nächsten MCU-Saga sein und demnach frühestens 2028 erscheinen wird.
Quelle: Variety











