Back In The Game (2012)

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Trouble With The Curve, USA 2012 • 111 Min • Regie: Robert Lorenz • Drehbuch: Randy Brown • Mit: Clint Eastwood, Amy Adams, John Goodman, Justin Timberlake, Joe Massingill • Kamera: Tom Stern • Musik: Marco Beltrami FSK: ab 6 Jahren • Verleih: Warner Bros. Kinostart: 29.11.2012 • Website

 

Noch immer weiß ich nicht viel über Baseball. Da macht es zum Auftakt meiner Rezension zu Robert Lorenz' Drama „Back In The Game“, das von einem gealterten, knurrigen Baseball-Scout handelt, vielleicht Sinn, noch einmal das zu rekapitulieren, was ich nun an Kenntnis darüber habe. Schon Anfang dieses Jahres habe ich mich nämlich zu Bennett Millers Oscar-nominierten „Die Kunst zu gewinnen – Moneyball“ zu Wort gemeldet und dort Folgendes betreffend dieser Sportart geschrieben: „Ich weiss, dass man dafür einen entsprechenden Schläger, einen Helm und so einen eigenartigen, großen Handschuh zum Auffangen benötigt. Und dass der Werfer, wenn der Ball durch die Luft fliegt, wie von der Tarantel gestochen um den Platz flitzen muss.“ Nein, das ist kein beachtlicher Wissensfundus, das gebe ich offen zu. Zum Glück handeln diese Filme (wie auch beispielsweise Phil Alden Robinsons „Feld der Träume“ oder „Sugar“ von Anna Boden und Ryan Fleck zuvor) aber nicht nur von dem vor allem in den USA so beliebten Spiel, sondern befassen sich in erster Linie mit den Menschen darin oder dahinter. Wie etwa mit Gus Lobel (Clint Eastwood).

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Gus ist ein Dinosaurier unter den Talentscouts – ohne Computer oder Internet, aber dafür mit einem unbeirrbaren Riecher und Gehör. Nur seine Augen, die machen ihm langsam ernsthaft zu schaffen. Gerne möchte die Teamleitung ihn gegen frisches Blut in Gestalt des schleimigen Assistenten Phillip Sanderson (Matthew Lillard) auswechseln. Pete (John Goodman), sein Vorgesetzter und Freund, verkündet ihm eine letzte Chance: Gus soll erneut aufs Feld und den besten neuen Nachwuchs-Schlagmann für die Atlanta Braves gewinnen. Nicht so einfach, unter den bescheidenen gesundheitlichen Umständen. Unerwartete Unterstützung erhält das ehemalige Entdeckerass von seiner ehrgeizigen Tochter Mickey (Amy Adams). Mickey steckt momentan selbst in einer delikaten Situation, denn eigentlich möchte die Single-Workaholicerin einen Aufstieg in ihrer Firma durchsetzen und kann sich deshalb alles andere als eine Auszeit leisten. Vor Ort in North Carolina bemerken Vater und Tochter, dass ihre distanzierte Beziehung dringend einen frischen Schub benötigt – vor allem der alte Brummbär Gus muss sich selbst zu einem emotionalen Ruck aufraffen. Zu ihnen stößt außerdem der Ex-Profispieler Johnny Flanagan (Justin Timberlake), der sich nun eine Karriere als konkurierender Scout aufbauen möchte und ein Auge auf Mickey geworfen hat. Neue Möglichkeiten tun sich auf …

Der Originaltitel „Trouble With The Curve“ bezieht sich nicht etwa nur auf die Wurfeinschätzung eines Spielers durch Gus, sondern generell auf das Problem, das alle drei Protagonisten letztlich verbindet: Sie befinden sich an einem Scheitelpunkt in ihrem Leben und sind bemüht, ihre festgefahrene Richtung noch einmal zu korrigieren. Da ist das Familiendrama von Gus und Mickey, ihre berufliche Situation und außerdem eine sich anbahnende Liebe. Der Geist des Baseball schwebt stets in der Luft, aber im Zentrum stehen die Figuren. Das Regiedebüt von Produzent Robert Lorenz (u.a. „Mystic River“, „Der fremde Sohn“) ist ein im besten Sinne konservativer Film über Familie und den amerikanischen Traum vom Erfolg. Über Menschen mit Schwächen und Fehlern, die es aber schaffen, über diese hinauszuwachsen. Ja, das mag auf manchen Zuschauer naiv wirken, aber tatsächlich ist „Back In The Game“ bei all dem zunehmenden Kino-Zynismus schon wieder fast erfrischend mit seiner Rückbesinnung auf vermeintlich „alte“ Werte. Wie ein Gegenstück zu bereits erwähntem „Moneyball“, ist es hier nicht die neue Schule, die sich gegen festgefahrene Regeln behaupten muss, sondern das alte Eisen, das beweist, dass ein modernes Statistikprogramm nicht unbedingt einer Bewertung nach einem Schlaggeräusch überlegen ist. Vielleicht liegt die Wahrheit letztlich dazwischen. Romantischer ist sicherlich das, was Lorenz uns hier anbietet – vor Ort zu sein und das Spiel unmittelbar zu erleben, wie dies eben auch die Fans tun.

Leinwandlegende Clint Eastwood dürfte neben dem Hotshot Justin Timberlake vermutlich der Hauptgrund sein, weswegen sich hierzulande überhaupt Zuschauer in einen Film verirren, der zunächst mit einer eher exotischen Sportart abschrecken mag. Eastwood (82) ist ohne Zweifel eine unverkennbare Marke unter den Hollywoodsstars – jemand, der nicht wie ein Chamäleon in seine Rollen schlüpft, sondern diesen vielmehr seinen ureigenen Stempel aufdrückt. Als männliche Ballerina wäre der Mime deshalb wohl undenkbar, während die Figur des Gus bereits in ihm gesteckt zu haben scheint, bevor überhaupt der erste Buchstabe in das Drehbuch gedruckt wurde. Da ist etwas in dieser Figur, das Erfahrung und Tiefe spüren lässt. Oder besser: Nicht in der Figur, sondern in der Person, die sie verkörpert. Aber auch der nach seiner Musikerkarriere ins Schauspielfach gewechselte Timberlake überzeugt und überrascht mit seiner Darstellung. Da macht sich harte Arbeit bemerkbar, und ein Aufstieg in eine höhere Klasse kündigt sich an.

Inhaltlich ist „Back In The Game“ sicherlich kein besonderer Wurf, aber unter seinem eigentlich eher schmalen Baseballrahmen steckt mehr als die bloße Huldigung des Spiels. Sympathische, gut gezeichnete Charaktere zum Beispiel. Die Frage ist nur, ob man diesen Ball denn fangen möchte. Ich weiß noch immer wenig über Baseball – aber offenbar mag ich erneut Menschen, die von diesem umgeben sind …


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