Links: Angie Dickinson in Dressed to Kill © 1980 Filmways Pictures
Mitte: Freitag der 13. – Todesfalle Manhattan © 1988 Paramount Pictures
Rechts: Joe Spinell in Maniac © 1980 Magnum Motion Pictures Inc.
Diese Woche wird uns mit Scream VI eine populäre Slasher-Reihe erstmals in den Big Apple entführen und unter dem Motto "New York, New Rules" frischen Wind in das Franchise blasen. Zwar ist bereits Teil 3 in Hollywood angesiedelt gewesen, spielte allerdings gefühlt lediglich in einer künstlichen Studio-Ausgabe der fiktiven Kleinstadt Woodsboro.
Kritische Fan-Stimmen wurden im Vorfeld des neuen Films laut, die die Verlegung in eine US-Metropole als Bruch mit der Atmosphäre des Scream-Universums und generell als unvereinbar mit dem Horror-Subgenre halten. Zumindest letztere Behauptung möchten wir mit diesem kleinen Spezial anlässlich des Kinostarts von Teil 6 entkräften, in welchem wir Euch sechs mehr oder weniger bekannte – und qualitativ sehr diverse! – Vertreter des Slasher- oder späten Giallo-Kinos präsentieren, deren Handlungen ebenfalls in New York City spielen.
Packen wir es direkt an:
6. Freitag der 13. – Todesfalle Manhattan (Friday the 13th Part VIII – Jason Takes Manhattan)
An letzter Stelle befindet sich ganz obligatorisch das achte Blutbad des Hockeymasken-Killers Jason Vorhees, welches übrigens nicht daran krankt, dass es in New York spielt, sondern daran, dass es eindeutig zu lange braucht, bis es dort angelangt ist. Crystal Lake hin oder her – als Anhänger der Reihe kam man sich doch veräppelt vor, ein cooles Marketing mit "I Love NY"-Postern präsentiert zu bekommen und dann letztlich für die meiste Zeit beobachten zu müssen, wie der Antagonist dumme High-School-Absolventen auf einem Schiff dezimiert. Sicher, auch mit diesem Beitrag kann man sich 90 Minuten stumpf die Zeit vertreiben. Man kann dies aber auch mit besseren Filmen tun …
5. American Killing (The Clairvoyant, alternativ: The Killing Hour)
… wie zum Beispiel mit dem soliden und hierzulande lediglich auf VHS veröffentlichten American Killing. Das von Armand Mastroianni (Panische Angst) inszenierte Werk handelt von einem Serienkiller, der seine Opfer relativ originell (aber blutleer) mit Hilfe von Handschellen tötet – das funktioniert im Film übrigens deutlich besser, als es hier im Text klingt. Von seinen Taten ist eine telepathisch begabte Studentin an der New Yorker Kunstakademie (Elizabeth Kemp) inspiriert, die sich aufgrund ihrer Bilder natürlich ins Visier des Täters begibt. Ganz sicher alles andere als ein Genre-Meilenstein, aber ein netter Hybrid, der sich für den spannenden Thriller-Abend eignet.
4. Der nackte Wahnsinn (Too Scared to Scream)
Tony Lo Biancos Psychothriller zeigt Deadwood– und John-Wick-Star Ian McShane als eitlen Nachtportier eines edlen New Yorker Apartmentkomlexes, der nach dem Mord an einer Bewohnerin unter dringenden Tatverdacht gerät. Mike Connors und Anne Archer ermitteln in einem zwar vereinzelt blutigen und mit Nacktszenen ausgestatteten, aber ansonsten vergleichsweise altmodischen Whodunit-Slasher, der ausnahmsweise eher die schicken Seiten der Stadt zeigt. Auch hier sollte man lediglich eine solide Genre-Rarität mit Unterhaltungswert erwarten, die zwar tonal etwas uneben und teilweise sehr albern geraten ist aber letztlich mit einem schrillen Finale endet.
3. Maniac
Vor allem infolge der britischen Video-Nasty-Hysterie in den Achtzigern genießt William Lustigs Maniac Berühmtheit auf dem Horror-Sektor und war auch in Deutschland für viele Jahre beschlagnahmt. Aus den Augen (wenn auch nicht ganz so wörtlich wie im gelungenen Remake) des Frauenmörders Frank Zito erleben wir dessen bestialische Taten im Big Apple aber auch seine innere Zerrissenheit hautnah mit. Hauptdarsteller Joe Spinell gelingt ein beängstigend intensives Psychogramm einer gequälten Seele und Tom Savinis spektakuläre Gore-Effekte (einer mit Tierinnereien gefüllten Puppe wurde mit einer echten Shotgun der Kopf weggeschossen) steuern eine Menge zu der schmutzig-schmuddeligen Atmosphäre des Kultschockers bei.
2. Der New York Ripper (Lo Squartatore di New York)
Mit Lucio Fulcis stilistisch eher dem Slasher zugehörigen Giallo folgt das definitiv sadistischste und kontroverseste Werk auf der Liste. Dem Titel entsprechend meuchelt sich auch hier ein irrer Killer durch die Großstadt und richtet dabei Frauen in endlos grausamen Szenen übel zu. Dass er während der Taten mit Donald-Duck-Stimme quakt, macht das Geschehen nur noch unbehaglicher. Der New York Ripper ist ein zynischer und äußerst expliziter Exploitation-Albtraum, der selbst für Fulcis Verhältnisse manchmal deutlich über die Stränge schlägt und deshalb nur sehr hartgesottenen Zuschauern empfohlen werden kann. Bemerkenswert ist, wie dekadent der Italiener die Metropole und deren Bewohner hier zeigt – als ob es sich hierbei um einen weiteren Teil seiner Gates-of-Hell-Trilogie handelt und sich unter der 42nd Street buchstäblich der Schlund zur Hölle auftun würde. Die heftige Wirkung des Films kann man eigentlich nur bewundern oder zutiefst verabscheuen.
1. Dressed to Kill
Brian De Palmas US-Giallo-Meisterwerk und Psycho-Hommage landet ganz klar auf Platz 1 der New Yorker Killer-Thriller. Ein schockierender Rasiermesser-Mord in einem Fahrstuhl bildet den Auftakt zu einer packenden und cleveren Jagd nach dem Täter, die von der Callgirl-Zeugin (Nancy Allen) und dem smarten Sohn des Opfers (Keith Gordon) ausgeht. De Palma nutzt geschickt Tricks wie den Split-Screen, um die Zuschauer bei der eigentlich offensichtlichen Auflösung an der Nase herumzuführen. Dabei hintergeht der psychosexuelle Dressed to Kill die Intelligenz seines Publikums jedoch nicht, sondern – im Gegenteil – fordert es zu einer Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des Mediums auf. Ein absolutes Muss!
Das war’s erstmal mit dieser Liste.
Mit welchen der genannten Werke könnt Ihr etwas anfangen und fallen Euch noch weitere NYC-Slasher ein?