Deutscher Kultschauspieler Udo Kier ist tot

Udo Kier, der deutsche Charakterdarsteller, dessen Resümee mehr als 200 Filme und Serien umfasst, ist gestern im Alter von 81 im kalifornischen Palm Springs gestorben, wo er seit 1991 lebte. Das teilte sein Lebensgefährte Delbert McBride der Presse mit. Die genaue Todesursache ist nicht bekannt. Erst letztes Jahr wurde Kier anlässlich seines 80. Geburtstags in seiner Heimatstadt Köln im Rahmen des Film Festival Cologne gefeiert.

Es gibt kaum deutsche Schauspieler, die die Bezeichnung Kultstar mehr verdient hätten als Udo Kier. Wer kann schon noch von sich behaupten, im Laufe einer 60-jährigen Karriere mit Andy Warhol, Werner Herzog, Dario Argento, Gus Van Sant, Rainer Werner Fassbinder, Fatih Akin, Christoph Schlingensief, Rob Zombie, Michael Bay und Uwe Boll zusammengearbeitet zu haben? Kier war für seine exzentrischen Charaktere bekannt, die er meist in Nebenrollen verkörperte. In vier unterschiedlichen Projekten verkörperte er Adolf Hitler, darunter in Iron Sky: The Coming Race und der Amazon-Serie "Hunters".

Kier kam 1944 unter dem Namen Udo Kierspe auf die Welt, wenige Stunden bevor das Kölner Krankenhaus, in dem er geboren wurde, von den Alliierten bombardiert wurde. Kier und seine Mutter überlebten und wurden aus den Trümmern geborgen. Seinen Vater lernte Kier erst als Erwachsener kennen.

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Als Jugendlicher war Kier Messdiener und Chorsänger, entdeckte aber schon früh seine Vorliebe für Verkleidungen und Schauspielerei. Sein Geld verdiente er zunächst als Model; mit 19 ging er dann nach London, wo er sich als Kellner durchschlug. Seine ersten Rollen übernahm er in den 1960ern. Zu seinen ersten größeren Rollen zählte ein Auftritt im kontroversen Exploitation-Historienhorror Hexen bis aufs Blut gequält aus dem Jahr 1969.

Mit den Titelrollen in den Trash-Kultfilmen Andy Warhol’s Frankenstein (OT: Flesh for Frankenstein) und Andy Warhol’s Dracula (OT: Blood for Dracula) des Regisseurs Paul Morrissey wurde Kier zu einer Ikone des Horrorkinos. Dario Argento besetzte ihn daraufhin in einer Nebenrolle in seinem Meisterwerk Suspiria und arbeitete 30 Jahre später in Mother of Tears, dem dritten Teil seiner "Mütter"-Trilogie, wieder mit ihm zusammen.

Nach einem Auftritt in Gus Van Sants My Private Idaho (OT: My Own Private Idaho) wurde Kier in den 1990ern zunehmend in hochwertig produzierten Hollywood-Filmen besetzt, darunter in End of Days, Michael Bays Armageddon – Das jüngste Gericht, Vernetzt – Johnny Mnemonic, Ace Ventura – Ein tierischer Detektiv (OT: Ace Ventura: Pet Detective) und Blade. Zugleich begann 1987 Kiers langanhaltende Zusammenarbeit mit dem dänischen Provokateur Lars von Trier. Kier trat seitdem in allen seinen Filmen und Serien auf, mit Ausnahme von Idioten, The Boss of It All, Antichrist und The House That Jack Built. Aktuell ist Kier in Brasiliens Oscarhoffnung The Secret Agent in unseren Kinos zu sehen.

Kier war natürlich auch in unzähligen Trashfilmen zu sehen und machte keinen Hehl daraus, dass er sich für kaum eine Rolle zu schade war, solange das Geld stimmte. So spielte er u. a. in Uwe Bolls Videospielverfilmungen Far Cry und BloodRayne. Vor 15 Jahren hatte ich das Glück, Boll bei einer Convention getroffen zu haben, und er erklärte damals, dass von den über 200 Film- und Serieneinträgen, die man auf seiner IMDb-Seite findet, höchstens 30–40 wirklich gut seien – doch genau die sind es, für die sich diese Arbeit lohnt. So behalte ich Kier in Erinnerung: als ein Ausnahmetalent, dessen Ausstrahlung und Charisma auch seine kleinen Rollen häufig unvergesslich machten.

Quelle: Variety

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