Bei manchen Meldungen aus der Filmwelt frage ich mich wirklich, womit wir sie verdient haben…
Es gibt kaum eine größere lebende Legende des britischen Kinos als Sir Michael Caine. Der zweifache Oscargewinner, der zu Christopher Nolans Stammdarsteller wurde und zwischen Batman Begins und Tenet an jedem Film des Regievisionärs mitgewirkt hat, hat eigentlich alles erreicht, was man sich von einer erfolgreichen Schauspielkarriere wünschen kann. Nicht alles, was er drehte, war ein Meisterwerk, aber auch das sah Caine gelassen. Zu Der weiße Hai – Die Abrechnung sagte er lediglich, dass er den Film zwar nie gesehen habe, sich jedoch sehr über das Haus freue, das er mit der Gage kaufen konnte. Auf Offenheit und Ehrlichkeit ist beim gebürtigen Londoner stets Verlass.
Als Caine im Herbst 2023 seinen Ruhestand mit 90 Jahren angekündigt hatte, konnte ihm das niemand verübeln. Sein letzter Film In voller Blüte, in dem er einen Weltkriegsveteranen verkörperte, der aus dem Altersheim flieht, um am Gedenken anlässlich des 70. Jahrestags des D-Day in Frankreich teilzunehmen, lief zwar unter dem Radar der meisten Zuschauer, erhielt aber sehr positive Kritiken, insbesondere für Caines Performance. Mehr kann man sich zum Abschluss einer langen Karriere auch nicht wünschen. Ganz untätig wollte Caine jedoch im Ruhestand auch nicht sein und veröffentlichte noch im selben Jahr mit 90 seinen ersten Roman, "Deadly Games – Die Abrechnung", einen Old-School-Thriller.
Dass Schauspieler, die ihren Ruhestand ankündigen, diesen doch nicht einhalten, ist auch nichts Neues, und als vor wenigen Monaten bekannt wurde, dass Caine einen weiteren Film drehen würde, hätte die Freude groß sein können, denn schließlich würde man meinen, dass die 92-jährige Filmlegende scheinbar eine Rolle gefunden hat, die es wert ist, doch noch ein letztes Mal vor die Kameras zu treten. Diese Vorfreude erstickte jedoch im Keim, als es sich dabei um ein Sequel zu Vin Diesels Fantasy-Actioner The Last Witch Hunter handelt…
Warum genau Lionsgate sich bereit erklärte, die Fortsetzung zum zehn Jahre alten Rohrkrepierer zu finanzieren, ist mir ein Rätsel. Sogar wenn man jegliche Kritik an dem Film außen vor lässt und sich alleine auf das Finanzielle beschränkt, ergibt es wenig Sinn, dass ausgerechnet dieser Film fortgesetzt wird, während vielversprechendere Sequels wie Lethal Weapon 5, Das Vermächtnis der Tempelritter 3, Sherlock Holmes 3, Natürlich blond 3 oder Face/Off 2 in der Entwicklungshölle schmoren. The Last Witch Hunter kostete rund 90 Millionen US-Dollar und spielte 147 Millionen an den weltweiten Kinokassen ein. Einschließlich der Marketingkosten und unter Abzug des Anteils der Kinobetreiber schrieb der Film definitiv rote Zahlen. Als Vin Diesel vor einigen Jahren ein Sequel in Aussicht stellte, schenkte kaum jemand seiner Ansage Glauben (schließlich verspricht er auch Bloodshot 2), doch jetzt wird es irgendwie Wirklichkeit. Diesel wird als Hexenjäger Kaulder zurückkehren und konnte für den zweiten Film sogar Caine als 36. Dolan irgendwie aus dem Ruhestand locken.
Laut Branchenblatt Deadline wurde The Last Witch Hunter in den letzten Jahren wiederentdeckt und avancierte auf Netflix zum überraschenden Streaming-Hit, was das Interesse an einem Sequel offenbar wiederentfachte. Dieses soll mit einem niedrigeren Budget produziert werden. Über Instagram gewährte Diesel den Fans kürzlich einen Blick auf die Titelseite des Drehbuchs zum Sequel, die den offiziellen Filmtitel verriet: Kaulder the Immortal – The Lion’s Oath. Laut Diesel wird der Film bereits nächstes Jahr erscheinen. Viel mehr würde mich interessieren, wann denn endlich Riddick: Furya in die Kinos kommen wird. Dessen Dreharbeiten wurden bereits vor einem Jahr abgeschlossen, seitdem gab es jedoch keinerlei weitere Updates zu dem Film aus Diesels bestem Franchise.
Habt Ihr Interesse an The Last Witch Hunter 2, ich meine, Kaulder the Immortal – The Lion’s Oath?
Quelle: Deadline
