Das Computerspiel "Myst" soll für eine interaktive TV-Serie herhalten!

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Quelle: Deadline

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

Seit geraumer Zeit ist es Mode geworden, Filmadaptionen zu beliebten Videospielreihen zu produzieren. Natürlich denken die Meisten von euch dabei sofort an Uwe Boll, der mit Werken wie "Bloodrayne", "Far Cry" oder "Alone in the Dark", gezeigt hat, wie man aus einer perfekten Vorlage eines Videospiels grottenschlechte Filme hervorbringen kann, welche dann nicht einmal mehr groß etwas mit den Spielen zu tun haben, abgesehen von dem Namen. Ich muss zugeben, dass es mir dabei oft ähnlich geht. Jedoch wollte ich dabei eher auf Regisseure wie Scott Waugh (Need for Speed) oder Christophe Gans (Silent Hill) hinaus, die ihre Adaptionen auf ein höheres Niveau transportieren konnten und sich zudem mit der Materie der Spiele auseinandersetzten. Paul W .S. Anderson (Resident Evil) wäre an dieser Stelle noch erwähnenswert, wobei dieser allerdings erst seit Resident Evil: Afterlife  versucht, sich an gewisse Fakten des "Resident Evil"-Franchises zu halten, dies jedoch bei Weitem geschickter anstellt, als sein Kollege Boll.

Jetzt soll eins der erfolgreichsten Videospiel-Franchise als TV-Serie adaptiert werden und damit noch nicht genug: zu der Serie soll es noch ein begleitendes Videospiel geben, das die Handlung der Serie erweitern soll. Die Rede ist von der sehr beliebten Adventure-Spielreihe "Myst"!

1993 entwickelten die beiden Brüder Rand und Robyn C. Mills "Myst", dessen Konzept stark von Jules Vernes Roman "Die geheimnisvolle Insel" beeinflusst wurde und sich jahrelang als bestverkauftes Spiel aller Zeiten halten konnte, bis es 2002 "Die Sims" in den Schatten gestellt wurde. In der fiktiven Weltanschauung der Spielreihe gibt es unendlich viele Welten, zu denen man durch spezielle Bücher eine Verbindung herstellen kann. Die Hochkultur der D’ni, die diese Fähigkeit des Reisens in andere Welten immer verantwortungsbewusst einsetzen, gibt es nicht mehr und nun wird diese Fähigkeit von dem machtgierigen Ghen und seinen zwei Enkeln, Sirrus und Achenar, für ihre unheilvollen Zwecke missbraucht. Einzig Atrus, der Sohn von Ghen, stellt sich gegen seinen Vater und seine Brüder und versucht sie aufzuhalten. Als zu spielender Charakter in "Myst", gelangt man durch eine zufällige Verbindung auf die titelgebende Insel und muss Atrus helfen, gegen die Folgen des Missbrauchs zu kämpfen.

Dem ersten Teil von "Myst" folgten vier Sequels, ein Onlinespiel, eine Roman-Trilogie und mit "Ausgabe Null" und "Das Buch der schwarzen Schiffe", zwei Comic-Adaptionen. Legendary Pictures und Entwicklerstudio Cyan Worlds haben sich jetzt zusammengetan, um aus dem Spiel eine TV-Serie zu machen, die von einem weiteren Videospiel begleitet wird, das die Handlung der Serie nebenher weitererzählen soll. Das Konzept klingt interessant und bietet viel Potenzial, jedoch ist es nicht ganz neu. Im letzten Jahr versuchte Trion Worlds ein ähnliches Konzept mit der Sci-Fi-Fernsehserie "Defiance", welche parallel den gleichnamigen MMO-Third-Person-Shooter begleiten sollte und erreichten zumindest mit dem Spiel nicht den erwarteten Erfolg. Es lag weniger an der Qualität des Spiels oder der Serie, sondern mehr an dem Veröffentlichungskonzept. Zuerst wurde auf dem Pay-TV-Sender SyFy die ergänzende Live-Action-Serie ausgestrahlt, dann erst folgte das Spiel. Diesbezüglich geschickter stellt es Entwicklerstudio Remedy mit ihrem kommenden Action-Titel "Quantum Break" an, bei dem sich die Serie zum Spiel bereits auf der Spiel-CD befinden wird.

Das Entwicklerstudio Cyan Worlds versucht mit der Zeit zu gehen, und da heute offenbar mehr als 70% der Tablet-Besitzer ihre Geräte während des Fernsehens benutzen (um dann am Ende zu fragen, was denn genau passiert ist..!), haben sie darin das Potenzial erkannt, die interaktive Erzählstruktur auf ein neues Level zu bringen und die Geschichte mittels zwei Medien präsentieren zu können. Ob und wie sich das Projekt von den anderen Hybriden aus Videospiel und TV-Serie unterscheiden wird, ist noch nicht ganz klar, aber es ist sicher, dass man eine neue Erfahrung der Unterhaltung geboten bekommt. Die Frage wäre dann nur, ob ein zweites Medium sich nicht störend auf den Erzählfluss oder das Verständnis auswirken wird, wie man es beim "Second-Screen" in Filmen oder Fernsehshows kennt, in denen man zwar nebenbei Zusatzmaterial via App für das Handy oder den Tablet-Computer bekommen kann, das Geschehen jedoch derweilen weiterläuft. Man darf gespannt sein, was uns mit diesem Projekt erwarten wird.

Die Mischung aus Videospiel und TV-Serie finde ich persönlich sehr interessant und bin sehr gespannt, ob das Potenzial, welches darin steckt, auch voll und ganz genutzt wird. Mein nächster Must-Have Titel wird definitiv "Myst" sein, um mir selbst ein Bild davon machen zu können, was so viele Spieler begeistert hat.