Lee Tamahori, der neuseeländische Filmemacher, der mit James Bond 007: Stirb an einem anderen Tag (OT: Die Another Day) Geschichte schrieb, starb gestern bei sich zu Hause in Auckland im Kreise seiner Familie. Das bestätigte seine Familie gegenüber Radio New Zealand. Er war 75 Jahre alt. Die offizielle Todesursache wurde zwar nicht bekanntgegeben, Tamahori litt jedoch seit einigen Jahren an Parkinson.
Der 1950 als Sohn eines Māori und einer Britin im neuseeländischen Wellington geborene Tamahori begeisterte sich bereits als Kind und Jugendlicher fürs Kino und fand häufig Zuflucht vom Alltag in den Western der fünfziger und sechziger Jahre. Seine kreative Karriere begann er als Fotograf und Werbefilmer. In die Filmindustrie stieg er in den späten 1970ern als Tontechniker ein. Mit seiner eigenen Produktionsfirma Flying Fish produzierte er ab 1986 mehr als 100 Werbespots fürs neuseeländische Fernsehen. Sein Regiedebüt feierte Tamahori erst mit 44. Dafür schlug sein erster Film Die letzte Kriegerin (OT: Once Were Warriors) große Wellen in seiner Heimat. In der Tragödie huldigte er seinem Māori-Erbe und schilderte die negativen Auswirkungen der Kolonisierung, die sich bis in die Gegenwart hinziehen und sich in einem Generationenkonflikt niederschlagen.
Die letzte Kriegerin lief auf Filmfestivals auf der ganzen Welt und sorgte auch außerhalb von Neuseeland für Aufsehen. Auch Hollywood wurde auf Tamahori aufmerksam, sodass er zwei Jahre später seinen zweiten Film Nach eigenen Regeln (OT: Mulholland Falls) bereits in den USA mit Stars wie Nick Nolte, Michael Madsen und Jennifer Connelly drehte.
In Hollywood blieb Tamahori die nächsten elf Jahre. Nach dem erfolgreichen Survival-Thriller Auf Messers Schneide – Rivalen am Abgrund (OT: The Edge) mit Anthony Hopkins und Alec Baldwin und der James-Patterson-Verfilmung Im Netz der Spinne (OT: Along Came a Spider) mit Morgan Freeman als Alex Cross wurde er auserkoren, den letzten James-Bond-Film mit Pierce Brosnan zum 40. Franchise-Jubiläum zu drehen. Er wurde zum ersten Filmemacher indigener Herkunft, der die Zügel eines Bond-Films übernahm. Stirb an einem anderen Tag kam 2002 in die Kinos und musste seinerzeit viel Kritik einstecken. Für die meisten Bond-Fans gilt er als mit Abstand schwächster Film der Brosnan-Ära, doch kommerziell war er ein Volltreffer und wurde seinerzeit zum umsatzstärksten Teil der Reihe.
Nach dem großen Erfolg von Stirb an einem anderen Tag folgten zwei Big-Budget-Kassenflops für Tamahori: xXx 2: The Next Level (OT: xXx: State of the Union), der versuchte, Vin Diesel gegen Ice Cube auszutauschen, und der Sci-Fi-Rohrkrepierer Next mit Nicolas Cage.
Tamahori unternahm auch zwei Ausflüge ins US-amerikanische Fernsehen und inszenierte jeweils eine "Die Sopranos"– und eine "Billions"-Episode.
Nach der niederländisch-belgischen Co-Produktion The Devil’s Double über einen Doppelgänger von Saddam Husseins Sohn Uday kehrte Tamahori nach Neuseeland zurück und drehte 2016 mit Mahana – Eine Māori-Saga den spirituellen Nachfolger zu seinem Regiedebüt. Sein letzter Film The Convert, der von einem Laienprediger (Guy Pearce) inmitten eines Konflikts zwischen zwei Māori-Stämmen im 19. Jahrhundert handelte, ist letztes Jahr hierzulande direkt im Heimkino erschienen. Ein weiteres Projekt, das Historien-Rachefilm Emperor mit Sophie Cookson und Adrien Brody, drehte Tamahori zwar vor rund zehn Jahren ab, aufgrund rechtlicher Streitigkeiten und ausgefallener Finanzierung wurde der Film jedoch nie fertiggestellt und veröffentlicht.
Quelle: Radio New Zealand












