Ende gut, alles gut. Das wusste schon Shakespeare, als er sein gleichnamiges Stück schrieb. Ein schlechtes Ende einen guten Film ganz schön runterziehen und ein schwaches Serienfinale kann den guten Willen, den sich eine Serie über Jahre verdient hat, blitzschnell zunichtemachen. Jeder von Euch kennt starke Serien mit miserablen Abschlüssen. "Game of Thrones" ist noch nicht lange her und davor gab es schon "Dexter", "How I Met Your Mother" und "Battlestar Galactica".
Ein Sonderfall ist die Superheldenserie "Heroes", die 2006 mit einer der stärksten Debütstaffeln, die ich je gesehen habe, bei NBC an den Start ging, nur um ab Staffel 2 komplett zu implodieren und sich nie wieder davon zu erholen. In meinen gut 20 Jahren als Serienfan habe ich sonst nie einen dermaßen rasanten Qualitätsabstieg einer anfangs sehr vielversprechenden, mitreißenden Serie erlebt. Alle falschen Entscheidungen, die man treffen konnte, haben die Serienmacher zielsicher getroffen.
Mit dieser Einschätzung bin ich nicht allein. Der Absturz von "Heroes" erreichte endgültig Popkultur-Status, als Sheldon Cooper in einer Folge der sechsten "The Big Bang Theory"-Staffel die Absetzung seiner neusten Lieblingsserie "Alphas" mit dem folgenden Monolog bemängelte:
"Die können nicht einfach eine Serie wie "Alphas" einstellen. Sie müssen den Zuschauern helfen loszulassen. Von "Firefly" haben sei einen Film gemacht, um einen Schluss zu bekommen. "Buffy – Im Bann der Dämonen" ging danach als Comicbuch weiter. Bei "Heroes" ging es mit der Qualität von Staffel zu Staffel bergab, sodass wir froh waren, als es zu Ende war.
Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Ich habe die erste "Heroes"-Staffel geliebt. Sie kam noch vor dem großen Superheldenhype des MCU raus, als solche Geschichten noch nicht omnipräsent im Kino und im Fernsehen waren. Sie war originell, spannend, mysteriös und hatte starke Charaktere. Den Schlachtruf "Rette die Cheerleaderin, rette die Welt!" kennen sicherlich viele von Euch noch. Doch das große Potenzial wurde nie erfüllt. Die Quoten befanden sich nach der großen Enttäuschung der zweiten Staffel (u. a. sicherlich dem damaligen Autorenstreik geschuldet) im freien Fall und nach nur vier Staffeln ging die einst gefeierte und Emmy-nominierte Serie kläglich und ohne Abschluss zu Ende. Ich machte schon einige Episoden vor dem Finale den Absprung, weil es einfach nur noch unerträglich wurde.
Als der Superheldenhype sich Mitte der 2010ern auf seinem Höhepunkt befand, gab NBC "Heroes" eine zweite Chance und brachte die Serie fünf Jahre nach ihrer Absetzung mit "Heroes Reborn" zurück, die neue Charaktere einführte und einige Rückkehrer aus der Originalserie im Cast hatte. Das Revival war jedoch genauso mittelmäßig wie die späteren Staffeln der Originalserie, die von Marvel- und DC-Adaptionen gesättigten Zuschauer hatten kein großes Interesse mehr an "Heroes" und die Rückkehr der Serie endete jäh nach einer Staffel.
Doch auch wenn "Heroes" inzwischen vor allem für ihren Qualitätsabfall bekannt und eine Zielscheibe des Spottes ist, glaubt Serienschöpfer Tim Kring immer noch an das Potenzial der Serie und entwickelt aktuell ein weiteres Revival mit dem Titel "Heroes: Eclipsed", das nach einem Fernsehsender oder Streaming-Anbieter sucht. Auch Originalsender NBC ist wieder im Gespräch. Die Woche der totalen Sonnenfinsternis in den USA wurde für die Enthüllung des Projekts natürlich bewusst gewählt, denn eine Sonnenfinsternis fungierte auch als Auslöser der Superkräfte vieler Charaktere in der Originalserie und findet sich sowohl im Serienlogo als auch im Originaltitel des neusten Revivals wieder.
"Heroes: Eclipsed" ist kein komplettes Reboot, sondern spielt Jahre nach den Ereignissen der Originalserie, als mehrere neue Menschen ihre Superkräfte entdecken, die ihr Leben verändern. Vertraute Schurken und neue Feinde versuchen erneut, diesen nächsten Schritt der menschlichen Evolution zu unterdrücken und eine neue Gruppe der Helden stellt sich ihnen entgegen, um die Welt wieder zu retten.
Die Prämisse legt nahe, dass Charaktere aus der Originalserie zurückkehren werden. Erst letzten Monat hat Milo Ventimiglia, der in der Originalserie Peter Petrelli verkörpert hat, in einem Interview seine Zweifel darüber geäußert, dass "Heroes" je zurückkehren würde: (aus dem Englischen)
Ich habe das Gefühl, dass ich darauf trainiert wurde, niemals nie zu sagen. Aber ich denke, dass als sie versucht haben, "Heroes" zurückzubringen und "Heroes" zu rebooten, es ein ziemlicher Reinfall war. Ich denke nicht, dass das noch mal angegangen werden wird.
Doch Ventimiglia unterschätzte, wie verbissen Hollywood an etablierten Marken und einstigen Hits festhält. Deswegen bekommen wir auch in regelmäßigen Abständen einen neuen Terminator-Film, auch wenn sie immer wieder floppen. Auch hinsichtlich der Zukunft von "Heroes: Eclipsed" bin ich nicht sehr optimistisch. Als die Originalserie herauskam, wirkte sie frisch und anders. Doch fast 20 Jahre später leben wir in einer Welt, in der immer mehr Menschen Comicverfilmungen und Superheldengeschichten inzwischen satthaben. Wird sich eine "Heroes"-Neuauflage noch irgendwie von der Masse absetzen können?
Quelle: Deadline